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Cyber City

Cyber City

Titel: Cyber City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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abgesehen davon, daß seine Vision auch auf lange Sicht eine Vision bleiben würde. Ein Computer, der eine komplette Autoversum-Welt simulieren konnte, würde um einiges größer sein als der Planet, den er simulierte. Wenn eine solche Maschine jemals gebaut wurde – in wie ferner Zukunft auch immer –, dann mußte man sehr gute Gründe dafür haben, bessere jedenfalls als sie und Durham hatten. Es war nicht Sache eines Visionärs, der nur eine oder zwei Generationen zu früh auf die Welt gekommen war; ein Autoversum mit einer ganzen Lebensgemeinschaft der verschiedensten Wesen war einfach zu hypothetisch, und daran würde sich so bald nichts ändern. Dies war tatsächlich ein Gedankenexperiment, im wahrsten Sinn des Wortes.
    Es war zu schön, um wahr zu sein. Ein Traumjob, der Traum jedes Autoversum-Süchtigen. Aber wenn man von der Möglichkeit eines sinnlosen, verrückten Scherzes einmal absah – warum sollte Durham sie anlügen?
    Maria steckte den Chip in die Tasche und verließ das Café. Sie wußte noch immer nicht, ob sie skeptisch sein sollte oder deprimiert – oder hocherfreut. Oder ob sie ein schlechtes Gewissen haben sollte. Ein schlechtes Gewissen, weil dieser Durham, sollte er es ehrlich meinen und ihr wirklich Geld bezahlen wollen für dieses phantastische und nutzlose Projekt, ein wenig verrückt sein mußte. Zu akzeptieren hieße, daraus Kapital zu schlagen, von seiner Besessenheit zu profitieren.
     
    Zögernd ließ Maria Aden eintreten; gewöhnlich trafen sie sich bei ihm zu Hause oder auf neutralem Boden. Er hatte einen Freund ganz in der Nähe besucht, und ihr fiel keine vernünftige Ausrede ein, um ihn wegzuschicken. Über seine Schulter erhaschte sie einen kurzen Blick auf einen roten, wolkenlosen Sonnenuntergang; der Geruch des noch immer heißen Betons drang mit dem Rauschen und Summen des Verkehrs durch die offene Tür. Nach sieben Stunden klösterlicher Abgeschiedenheit in ihrem Arbeitszimmer, in denen sie Durhams Unterlagen zu seinem »Garten Eden« im Autoversum studiert hatte, kam ihr die Straße da draußen seltsam, fast erschreckend vor. Ein zwei Milliarden Jahre breiter Abgrund klaffte zwischen jener Phase überreicher, hoffnungsträchtiger Fruchtbarkeit und den bizarren Folgen, die sie gehabt hatte.
    Sie ging durch die Diele voraus und schaltete das Licht im Wohnzimmer an, während er sein Fahrrad gegen die Treppe lehnte. So ganz alleine war ihr Haus genau das Richtige für sie, aber schon eine Person mehr genügte, um sich wie in einem überfüllten Stadion zu fühlen.
    Er trat zu ihr und sagte: »Ich habe von deiner Mutter gehört.«
    »Wie? Wer hat es dir gesagt?«
    »Joe kennt eine deiner Kusinen, in Newcastle. Ich glaube, ihr Name ist Angela.« Er hatte sich seitlich gegen den Türrahmen gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt.
    Maria sagte: »Wenn du schon da bist, kannst du auch reinkommen.«
    Er sagte: »Tut mir leid … Kann ich etwas für dich tun?«
    Sie schüttelte den Kopf. Sie hatte überlegt, ihn zu fragen, wieviel Geld er ihr leihen konnte, um den Scan zu bezahlen. Aber sie hatte nicht den Mut dazu, noch nicht. Er würde natürlich fragen – in aller Unschuld –, ob denn Francesca wirklich einen Scan wünschte, und alles würde auf eine ärgerliche Diskussion über das Recht auf einen »natürlichen« Tod hinauslaufen. Als hätte man eine Wahl, wenn das Geld für den Scan fehlte …
    Maria sagte: »Ich war gestern bei ihr. Sie trägt es mit Fassung. Aber ich möchte nicht darüber reden, nicht jetzt.«
    Aden nickte, löste sich endlich vom Türrahmen und kam zu ihr. Sie küßten sich lange, was ihr auf gewisse Weise gut tat – aber bald bekam Aden eine Erektion, und Maria hatte keine Lust auf Sex. Selbst wenn sie sich gut fühlte, kostete es sie immer Überwindung, bedurfte es eines bewußten Entschlusses, wenn sie ihren erotischen Stimmungen nachgeben, sie nicht als eine durchschaubare biologische Funktion abtun wollte. Und gerade jetzt gingen ihr andere Dinge durch den Kopf – Durhams Vorschlag, eine Art latenter Diploidie in das Genom von A. lamberti einzubauen, einen Hang zur Erzeugung überzähliger und unnötiger Chromosomensätze, die vielleicht irgendwann den Weg zu einer geschlechtlichen Fortpflanzung ebnen würden, mit all den Vorteilen, die sich dadurch für die Evolution boten.
    Aden löste sich von ihr, ging ein paar Schritte zur Seite und setzte sich in einen der Sessel.
    Maria sagte: »Ich glaube, ich habe endlich einen Job! Wenn ich das

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