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Cyber City

Cyber City

Titel: Cyber City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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Peer und Kate hatten alles Nötige unternommen, um hier zusammenzutreffen, aber es bestand keine Gefahr, versehentlich mit einem von Carters – oder Durhams – reichen Klienten zusammenzutreffen.
    Carter sagte: »Hoffentlich macht es Ihnen nichts aus, wenn wir gleich zur Sache kommen. Es ist mir äußerst unangenehm, länger als vierundzwanzig Stunden an einem Stück Kopfsets zu tragen.«
    Peer sagte: »Sehr freundlich von Ihnen, daß Sie sich überhaupt Zeit für uns genommen haben.« Im stillen verfluchte er sich dafür; er war drauf und dran, diesem Mann einen beträchtlichen Teil seines Vermögens in den Rachen zu werfen – und ihm auf Gedeih und Verderb eine autonome Version seines eigenen Selbst zu überantworten. Er hatte ein Recht, in Ruhe gehört zu werden. Trotzdem, bei einem Verlangsamungsfaktor von sechzig …
    Carter – wenn es wirklich Carter und nicht nur eine gut gelungene Maske war – zeigte auf eine Tür am Ende der Halle. »Dahinter finden Sie einen vorläufigen, nicht in allen Details ausgeführten Entwurf der Stadt – wenn Sie später einen Blick darauf werfen wollen. Sollten Sie einen Führer brauchen, melden Sie sich. Aber ich denke, daß nicht die Stadt selbst Ihre Sorge ist. Vielmehr, ob ich Sie tatsächlich risikolos in ihren Löchern unterbringen kann, nicht wahr?«
    Peer blickte zu Kate, doch sie schwieg. Sie war bereits überzeugt; das hier fand nur für ihn statt.
    Carter deutete mit dem gestreckten Arm zur Mitte der Halle. »Sehen Sie den Brunnen?« Gehorsam erschien ein Monstrum von zehn Meter Durchmesser, ein Zuckerbäckertraum aus Marmor mit einem geflügelten Engel oben drauf, der gegen eine teuflische Schlange kämpfte. Aus einer Wunde an seinem Hals sprudelte Wasser und strömte über Kaskaden ins Becken herunter. Carter sagte: »Eine Simulation, die auf Kosten ungenutzter Rechenkapazität im Plan der Stadt existiert. Ich kann die Daten abrufen, weil ich weiß, wo ich suchen muß – niemand sonst wird sie jemals finden.«
    Peer spazierte zu dem Brunnen. Während er näher kam, bemerkte er, daß die feinen Wasserspritzer nicht spürbar waren; als er die Hand in das Becken tauchte, fühlte er nichts, die Bewegung seiner Finger hinterließ keine Spuren in dem aufgewirbelten Schaum der Wasseroberfläche. Dies war nur ein Anschauungsmodell, keines, mit dem Interaktion möglich war. Der Brunnen war ein geschlossenes System.
    Carter sagte: »Selbstverständlich wird in Ihrem Fall niemand etwas vom Ergebnis der Berechnungen zu sehen bekommen. Außer Ihnen selbst natürlich, denn Sie werden das Ergebnis sein.«
    Ohne nachzudenken sagte Peer: »Nicht ich, sondern mein Klon.«
    »Was auch immer …« Carter klatschte in die Hände, und ein dreidimensionales Gitter in allen möglichen Farben erschien über dem Brunnen in der Luft. »Dies ist ein Schema eines Teils der Software, die Architektur und Funktionen der Stadt steuert. Jeder einzelne Würfel steht für einen bestimmten Vorgang, und die bunten Lichter, die zwischen ihnen hin- und her wandern, sind Datenpakete.
    Etwas so Einfaches wie eine Untergruppe von Prozeduren, die für den Brunnen gebraucht werden, werden Sie hier nicht finden. Jeder einzelne Vorgang – und jedes einzelne Datenpaket – befaßt sich mit einem bestimmten Aspekt der Stadt. Aber hin und wieder gibt es Rechenvorgänge, die weniger effektiv sind, als sie sein könnten – häufig werden ›redundante‹ Daten ausgetauscht.«
    Ein paar Nadelstiche mitten in das Gitterwerk, und einige Datenpakete leuchteten in hellem Blau. »Einer der einfachsten Tricks ist die Verwendung eines Vektors, wenn nur eine Richtung erforderlich ist – wenn also der Betrag des Vektors irrelevant ist. Was den Vektor betrifft, eine völlig logische Operation, an der niemand etwas aussetzen könnte, nur, daß sie eben zufällig auch Werte für den Betrag liefert. Aber das ist nur eine der Techniken, es gibt noch einige Dutzend andere.« Er klatschte erneut in die Hände, und alles bis auf die blauen Lichter verschwand. Dann tauchte das Gitter wieder auf, aber nun waren die verstreuten Daten und Prozeduren zu einer gemeinsamen Struktur zusammengefaßt. »Was ich damit zeigen möchte, ist, daß der Rechner zusammen mit der Stadt auch den Brunnen erzeugt, sozusagen als Abfallprodukt – ohne daß irgendein Teil der Software explizit Rechenzeit für diese parasitäre Funktion verbraucht. Jede Zeile des Programms ergibt einen Sinn, wenn man die Funktion der Stadt im Auge hat.«
    Peer sagte:

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