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Cyber City

Cyber City

Titel: Cyber City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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Gesicht schießen ließ, doch sie sagte ruhig: »Vielleicht nicht. Zufällig finde ich das Thema interessant. Und Paul Durham scheint es offensichtlich nicht anders zu gehen. Und möglicherweise ist dieses Problem zu abstrakt, um es überhaupt wissenschaftlich anzugehen … vielleicht ist das Arbeiten im Autoversum reine Mathematik. Oder Philosophie. Vielleicht auch Kunst. Aber du scheinst deinerseits auch keine Hemmungen zu haben, ein Jahr in Seoul zu verbringen – und deine nutzlose Kunst auf Kosten der koreanischen Steuerzahler auszuüben.«
    »Es ist eine private Universität.«
    »Dann eben auf Kosten der koreanischen Studenten.«
    »Ich habe kein Wort davon gesagt, daß an deinem Auftrag etwas Verwerfliches ist. Ich möchte nur nicht, daß du reingelegt wirst, falls der Mann sich als ein Betrüger herausstellt.«
    »Was hätte er davon, mich zu belügen?«
    »Keine Ahnung – aber ich sehe auch nicht, aus welchem Grund er die Wahrheit sagen sollte.« Er hob unschlüssig die Schultern. »Aber wenn du zufrieden bist, dann bin ich es auch. Vielleicht ist ja alles in bester Ordnung. Ich weiß, daß du im Augenblick nicht wählerisch sein kannst.«
    Wählerisch? Maria mußte lachen. Es war einfach lächerlich, wie Aden die Dinge sah. Durham wollte sie nicht hereinlegen, verschwendete nicht ihre Zeit – er war seriös, das bewiesen schon seine Unterlagen und Notizen. Dreihundert Seiten, die Arbeit von Monaten. Er hatte den Plan so weit entwickelt, wie es ohne genaue Kenntnis des Autoversums möglich war.
    Und vielleicht verstand sie seine Motive noch immer nicht ganz … aber vielleicht gab es auch gar nichts zu »verstehen«. Sie hatte sich in sein Material vertieft, und sie war nirgendwo auf ein Geheimnis gestoßen. Im Gegenteil, in seinen eigenen Worten erschien der Plan natürlich, naheliegend. Ein Plan, der in sich selbst sinnvoll war, seinen Sinn nicht erst durch Streben nach akademischem Ruhm oder materiellem Gewinn erhielt.
    Aden sagte: »Was ist denn so komisch?«
    »Vergiß es.«
    Er rutschte unruhig in seinem Sessel hin und her und blickte sie mißtrauisch an. »Na schön – wenigstens mußt du deine Zeit in Seoul nicht mit der Suche nach Arbeit verschwenden. Das wäre langweilig geworden.«
    »Ich gehe nicht mit nach Seoul.«
    »Du machst Witze!«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Wo liegt das Problem? Du kannst doch überall arbeiten, oder nicht?«
    »Wahrscheinlich schon … Ja. Ich will nur …«
    Mit einem Mal war sie unsicher. Es schien ihn getroffen zu haben. Er hatte keinen Zweifel daran gelassen, daß er auch ohne sie gehen würde – aber das war verständlich. Ein Lehrauftrag als fest angestellter Komponist war sein Traumjob – und sie hatte dem nichts entgegenzusetzen, hatte nichts zu verlieren, wenn sie mit ihm ging. Er hätte seinen Entschluß vielleicht diplomatischer mitteilen können, statt ihr das Gefühl zu geben, nur ein Stück Gepäck zu sein, das man notfalls auch zu Hause lassen konnte. Aber das hieß weder, daß er ohne sie gehen wollte, noch war es ein unverzeihliches Verbrechen. Er war manchmal taktlos, aber damit konnte sie leben.
    »Was ist mit dir? Es würde dir gefallen in Seoul. Das weißt du auch!«
    Sie sagte: »Es würde mir zu sehr gefallen. Zu viel Ablenkung. Dieser Auftrag bedeutet harte Arbeit, das härteste Stück Arbeit, das ich je zu bewältigen hatte. Wenn ich mich nicht voll und ganz darauf konzentriere, werde ich es nicht schaffen.«
    Es hatte als Ad-lib- Ausrede begonnen, doch dann wurde ihr klar, daß jedes Wort stimmte. Sie hatte nur sechs Monate Zeit, um eine Welt zu erschaffen – oder sie wenigstens zu skizzieren. Und wenn sie sich nicht ganz und gar in diese Arbeit vertiefte, dann würde sie es nicht schaffen, würde nichts aus der neuen Welt werden.
    Aden schnaubte. »Das ist lächerlich! Du mußt nicht einmal ein funktionierendes Programm schreiben. Du hast selbst gesagt: solange eine ›erkennbare Anstrengung‹ deutlich wird, gilt deine Arbeit als Erfolg – was immer du ablieferst. Was kann Durham denn einwenden? ›Tut mir leid, aber ich glaube, dieses Schleimhäufchen wird niemals das Rad erfinden‹?«
    »Es ist auch wichtig für mich, Erfolg zu haben.«
    Aden schwieg eine Weile. Dann entgegnete er: »Wenn du deiner Mutter zuliebe hierbleiben möchtest, warum sagst du es dann nicht gleich?«
    Maria war verblüfft. »Weil es nicht wahr ist!«
    Wütend starrte er sie an. »Weißt du, ich hatte vor, mit dir zusammen hierzubleiben. Aber du wolltest ja

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