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Cyber City

Cyber City

Titel: Cyber City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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»Und wenn Durham Ihr Programm optimieren läßt? Wenn alle Vektoren überprüft und zurechtgestutzt werden, alles Unnötige eliminiert wird?«
    Carter schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, daß er sich soviel Mühe mit dem fertigen Programm machen wird – aber selbst wenn, auch eine Optimierung kann nicht jedem Detail nachgehen. In der vollständigen Version der Stadt werden die für Sie nötigen Berechnungen so weit verteilt sein, daß es für ein Optimierungsprogramm Monate dauern wird, um mit Sicherheit festzustellen, daß die Daten nicht tatsächlich irgendwo gebraucht werden – daß der Verzicht darauf definitiv keine Auswirkungen für die legitimen Bewohner hat.« Er grinste. »Programme zu optimieren, auf denen Kopien basieren, ist eine haarige Angelegenheit. Sie haben sicher von dem milliardenschweren Einsiedler gehört, der seine Kopie mit dem geringstmöglichen Verlangsamungsfaktor betreiben wollte – obwohl er keinen Kontakt zur Welt draußen hatte. Also ließ er alles von einem Optimierungsprogramm überprüfen. Nach einem Jahr Arbeit spuckte der Rechner das Ergebnis aus. Es lautete: DIESES PROGRAMM LIEFERT KEINEN OUTPUT, und er lieferte die optimierte Version gleich hinterher – und tatsächlich, sie lieferte keinen Output …«
    Peer lachte, obwohl er den Witz schon gehört hatte.
    Carter sagte: »Die Stadt ist so komplex, es passiert so viel – selbst wenn man alles dem Zufall überließe, müßte man unvorhergesehene Nebenrechnungen erwarten, die in sich schlüssig sind – ganz von alleine. Natürlich habe ich nicht danach gesucht, denn es würde viel zuviel Rechenzeit verschlingen. Dasselbe gilt für jeden, der nach Ihnen suchen würde. Es lohnt sich einfach nicht. Warum sollte man Millionen Dollar für die Suche nach etwas verschwenden, das nicht einmal schaden kann?«
    Peer starrte nachdenklich auf das blauschimmernde Hologramm. Er blieb skeptisch, auch wenn Carter sich anhörte, als wüßte er, wovon er sprach. Einige durchaus plausible Grafiken bewiesen überhaupt nichts.
    Carter schien seine Gedanken zu lesen. »Wenn Sie irgendwelche Zweifel haben, dann schauen Sie sich die Software an, die ich benutzt habe.« Ein großes, dickes Buch erschien und schwebte vor Peer in der Luft. »Damit kann man Programm A dazu bringen, unbemerkt auch Programm B auszuführen – vorausgesetzt, Programm A ist um einen bestimmten Grad komplexer als Programm B. Was das im einzelnen heißt, ist im Anhang beschrieben. Probieren Sie es selbst, zeigen Sie es einem Expertensystem Ihres Vertrauens … versuchen Sie, es zu verifizieren oder zu widerlegen.«
    Peer nahm das Buch, ließ es auf Kreditkartenformat zusammenschrumpfen und steckte es in die Gesäßtasche seiner Jeans. Er sagte: »Ich sehe keinen Grund, warum Sie nicht in der Lage sein sollten, zu tun, was Sie uns versprechen: uns in die Stadt einzuschleusen, vor Entdeckung zu sichern, für Optimierungsprogramme unauffindbar zu machen. Aber … warum? Was haben Sie davon? Was Sie dafür verlangen ist doch wohl nichts im Vergleich zu dem, was Durham bezahlt. Warum also ein solches Risiko eingehen? Oder betrügen Sie Ihre Klienten aus Gewohnheit?«
    Carter – oder vielmehr das, was man von ihm sah – zog es vor, sich amüsiert zu zeigen, keinesfalls beleidigt. »Der Brauch, an einem Bauvorhaben ein klein wenig hinzuzuverdienen, hat eine lange und ehrwürdige Tradition. Es ist um so weniger dagegen einzuwenden, je weniger es den Zwecken des Auftraggebers abträglich ist. In diesem besonderen Fall war es zugleich eine sehr knifflige Angelegenheit – eine Herausforderung für jeden Programmierer und wert, ihrer selbst wegen getan zu werden. Was das Geld betrifft, so reicht es aus, meine Unkosten zu decken.« Er wechselte einen Blick mit Kate – Peers wegen, denn sonst hätte er nichts davon zu sehen bekommen. »Letzten Endes mache ich Ihnen das Angebot, weil ich jemandem einen Gefallen schulde. Wenn Sie glauben, daß ich es nicht ehrlich meine, dann sagen Sie einfach nein.«
    Peer hatte noch einen letzten Einwand. »Und wenn Durham seine Klienten betrügt? Sie nehmen ihnen nur einige Quentchen Rechenkapazität – aber was, wenn Durham überhaupt nicht vorhat, die Stadt zu betreiben, und mit dem ganzen Geld verschwindet? Haben Sie je seine Hardware gesehen? Haben Sie sie ausprobiert?«
    »Nein. Er hat nie behauptet, eigene Hardware zu besitzen. Mir gegenüber hat er stets den Eindruck erweckt, als solle die Stadt am öffentlichen Rechnernetz betrieben

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