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Cyber City

Cyber City

Titel: Cyber City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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werden – das ist natürlich Quatsch; keine Kopie würde für so etwas Geld ausgeben. Es ist nur eine höfliche Umschreibung dafür, daß die Hardware mich nichts angeht. Ich halte es für ausgeschlossen, daß Durham plant, das Geld zu unterschlagen. Soweit ich über das Geschäftliche informiert bin, kann er bestenfalls damit rechnen, die Sache ohne Verlust abzuschließen. Aus all dem schließe ich, daß es jemanden im Hintergrund gibt, der das Projekt finanziert und der auch die nötige Hardware besitzt. Durham ist nur ein Strohmann, Vermittler und Projektleiter, der nach erfolgreichem Abschluß ein Honorar erhält.«
    »Der Besitzer der Hardware? Was für eine Hardware sollte das sein? Der technologische Meilenstein, der seit einem halben Jahrhundert angekündigt wird und den nie jemand zu Gesicht bekommen hat?«
    »Wenn Durham Sanderson und Repetto überreden konnte zu zahlen, dann muß er ihnen etwas gezeigt haben, von dem ich nichts weiß – darauf können Sie Gift nehmen.«
    Peer wollte widersprechen, aber er konnte in Carters Miene lesen: Glauben Sie's oder lassen Sie's – ich tue das nur, weil die Frau, die ich einmal geliebt habe, mich darum gebeten hat; es kümmert mich einen feuchten Kehricht, was Sie davon halten.
    Carter entschuldigte sich, er hatte noch zu tun. Er wandte sich um und ging. Seine Schritte echoten durch die weite Halle. Peer konnte nicht glauben, daß es in Wirklichkeit fünfzehn Minuten Echtzeit dauerte, bis Carter bei der Tür angelangt war. Ein Geschäftsmann wie er hatte wahrscheinlich parallel zwei oder drei Verabredungen mit anderen Kopien wahrgenommen und war, während er mit Peer und Kate redete, ständig zwischen verschiedenen Masken hin- und hergesprungen, die den Anschein erweckten, daß sie wirklich »er« waren.
    Kate sagte: »Was kann denn schlimmstenfalls passieren? Wenn Durham ein Betrüger sein sollte – was haben wir dann verloren? Das einzige, was wir für unser Geld sonst noch kaufen könnten, ist Rechenzeit. Wer verkündet denn unablässig, daß es völlig gleichgültig ist, wie langsam wir laufen?«
    Peer runzelte die Stirn; noch immer starrte er auf die Tür, durch die Carter hinausgegangen war. Erstaunt bemerkte er, daß er nur mit Mühe den Blick abwenden konnte. Dabei bedeutete diese Tür doch gar nichts. »Das Reizvolle an der Sache ist, daß man sich ungesehen an Bord schleichen – oder Carter bestechen muß, einen dort zu verstecken. Aber es ist irgendwie … würdelos, blinder Passagier auf einem Schiff zu sein, das nirgendwo hinfährt.«
    »Du könntest es einrichten, daß dich solche Dinge nicht mehr stören.«
    »Das will ich aber nicht. Ich behaupte nicht, ein Mensch zu sein, aber ich habe noch immer so etwas wie einen … Charakter. Ich will nicht gleichgültig sein. Gleichgültigkeit bedeutet Tod.«
    »Auf dem Wolkenkratzer …«
    »Auf dem Wolkenkratzer habe ich versucht, mich von Ablenkungen zu befreien. Das galt nur für diesen einen Fall. Als ich es hinter mir hatte, waren meine Ziele und Wünsche noch immer die gleichen.« Er drehte sich zu ihr um, streckte die Hand aus und berührte ihre Wange. »Du hättest es einrichten können, dir keine Gedanken mehr über Sicherheit, Rechenzeit, Wetterkontrolle, politische Kontrolle der öffentlichen Netze zu machen – diese störenden Echos von draußen zu ignorieren, als wären es nichts als ein paar Blähungen. Dann hättest du das hier weder nötig, noch würdest du es wollen.«
    Kate verließ den Körper, den er berührte, und erschien einen Schritt weiter in derselben Gestalt. Peers Hand fiel kraftlos nach unten und baumelte an seiner Seite.
    Sie sagte: »Wenn ich erst Teil dieser Stadt der Milliardäre bin, werde ich bereitwillig die übrige Welt vergessen. Wenn ich mit meinem Geld und meinen Beziehungen alles getan habe, um mein Überleben zu sichern.«
    »Willst du sagen, daß du dann zufrieden bist – oder daß du dich bewußt dafür entscheiden und es arrangieren wirst?«
    Sie lächelte ein vielsagendes Lächeln. Peer traf die bewußte Entscheidung, sich davon berühren zu lassen. Sie antwortete: »Das weiß ich noch nicht. Du mußt es abwarten.«
    Peer schwieg. Ihm war klargeworden, daß er – trotz seiner Zweifel – entschlossen war, ihr in die Stadt zu folgen. Nicht nur, weil er auf das Schockerlebnis der Begegnung mit einer Zweitversion nicht verzichten wollte oder um seinen letzten anthropomorphen Selbsttäuschungen den Boden zu entziehen. Er würde es tun, weil er bei ihr sein

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