Cyberabad: Roman (German Edition)
zufrieden, Mr. Faraji. Ihr geschäftsmäßiges Ethos ist erfrischend. Ihnen wurde angedeutet, dass es weitere Aufträge geben wird, wenn wir von Ihren Fähigkeiten überzeugt sind. Wir möchten Ihnen einen neuen Vertrag anbieten. Eine gefährliche Angelegenheit. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass Sie getötet werden. Als Gegenleistung werden wir Ihre Schulden bei den Dawoods abschreiben. Deren Maschinen werden Ihnen keinen Besuch mehr abstatten. Und wir werden genug drauflegen, damit Sie in dieser oder in jeder anderen Stadt ein gutes Leben führen können.«
»Was ist das für ein Job?«
»Eine Beschaffung, Mr. Faraji. Hier ist der Hintergrund. Das alles wird kaum Sinn für Sie ergeben, aber niemand soll sagen, Sie seien nicht vollständig informiert worden. Seit geraumer Zeit hat die Regierung der Vereinigten Staaten Lohnaufträge für geheimdienstliche Computerarbeiten vergeben, die sie unter den Bestimmungen ihrer Hamilton-Gesetze nicht selbst ausführen können. Sie benutzen routinemäßig Datenoasen in Ländern, die das internationale Abkommen nicht unterzeichnet und Zugang zu höherer künstlicher Intelligenz haben. Wissen Sie, was Generation Zwei Komma Fünf bedeutet?«
»Ein Computer, den man in fünfundsiebzig Prozent aller Fälle nicht von einem Menschen unterscheiden kann.«
»Eine gute Zusammenfassung. Alles, was über Zwei Komma Fünf hinausgeht, ist gesetzlich verboten. Alles darunter muss lizensiert werden. Bharat ist kein Unterzeichnerstaat, aber das Land setzt aus eigener Initiative eine Lizensierung von allem bis zu Zwei Komma Sieben Fünf durch. Das dient dem Schutz der vorherrschenden Position im Medienmarkt, nicht zuletzt durch Stadt und Land . Unser Kunde hat in Erfahrung gebracht, dass ein Bharati-Sundarban eine Dekodierung für die Vereinigten Staaten vornimmt – die NASA , das Pentagon und die CIA sind beteiligt, was ungewöhnlich ist, uns aber einen Hinweis auf die Wichtigkeit der Dekodierungsarbeit gibt. Unser Kunde will diesen Dekodierungsschlüssel.«
»Was genau soll ich machen?« Das Stummfeld lässt Shivs Backenzähne schmerzen.
Nitish Nath klatscht in die kleinen pummeligen Hände. »Sehr professionell! Die Mission besteht aus zwei Teilen. Punkt eins: Finden Sie heraus, welcher Sundarban die Dekodierung vornimmt. Punkt zwei: Infiltrieren Sie ihn und stehlen Sie den Schlüssel. Wir wissen, dass dieser Mann vor drei Wochen in Bharat angekommen ist.« Nitish Nath hält eine Hand hoch. Er trägt einen Palmer-Handschuh. Er zeigt Shiv einen Videoclip mit einem bärtigen Westler in der schlabbrigen Kleidung, die diese Leute meistens tragen und die ihnen nie passt. Er wurde dabei aufgenommen, wie er aus einem Phatphat aussteigt, nach rechts und links den Verkehr überblickt und sich dann durch die Menge zu einer Bar in Kashi schiebt. Der Clip beginnt wieder von vorn. »Sein Name ist Hayman Dane, er ist Amerikaner, ein freiberuflicher Krypto-Spezialist.«
Shiv betrachtet den dicken Mann genau. »Ich glaube, ihm stehen große Schmerzen bevor.«
Nitish Nath kichert. Es ist ein Geräusch, das Shiv nicht noch einmal hören möchte. »Wenn Sie wissen, wo er sich aufhält, und einen Plan haben, wie die Beschaffung arrangiert werden soll, wird unser Kunde für Ihre Ausgaben aufkommen, zusätzlich zu Ihrer großzügigen Vergütung. Können wir jetzt von hier verschwinden? Allmählich ekle ich mich vor Ihrem Körpergeruch.«
Das Stummfeld zerplatzt. Construxx August 2047 implodiert um Shiv herum. Es fühlt sich frisch an, geschmeidig, atmend, sauber. Shiv folgt Nitish Nath die steile Treppe hinunter in die VIP -Zone.
»Habe ich freie Hand?«
»Ja. Nichts wird sich zu uns oder zu unserem Kunden zurückverfolgen lassen. Wir brauchen jetzt Ihre Entscheidung.«
Seine Entscheidung ist längst getroffen. »Ich werde es machen.«
»Gut gut gut!« Nitish Nath bleibt am Fuß der Treppe stehen, um seine kleine glatte Hand in die von Shiv zu stoßen. Shiv unterdrückt seinen Rückzugsreflex. Für ihn fühlt sich die Hand tot an. Er sieht, wie sich eine Frauenleiche aus schwarzem Plastik in den schwarzen Fluss ergießt. »Chunni! Mister Faraji macht mit!«
Chunni Nath ist weniger als halb so groß wie Shiv, aber wenn sie zu seinen Augen aufblickt, kribbeln seine Eier vor Angst. Ihre Pupillen sind wie Kugeln aus Blei.
»Sie machen mit. Gut.« Sie zieht die Worte wie einen Faden in die Länge. »Aber sind Sie auch einer von uns, Mr. Faraji?« Ihr Bruder lächelt.
»Es tut mir leid, Ms.
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