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Cyberabad: Roman (German Edition)

Cyberabad: Roman (German Edition)

Titel: Cyberabad: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian McDonald
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Amerikaner dekodieren. Sie haben etwas im All gefunden und haben keine Ahnung, was es ist.«
    Art Empire Industry , flüstert das rote Graffiti.

Vierter Teil – TANDAVA NATARAJA

26 Shiv
    Der Amerikaner im Sandring ist ein großer Mann und blutet stark. Shiv mustert ihn, unsichtbar in seiner Box im Schatten unter der Galerie. Es gibt einen Ausdruck aus amerikanischen Kriminalfilmen, den er mag. Abgestochenes Schwein. Er hat noch nie ein mit einer Klinge abgestochenes Schwein gesehen, aber er kann es sich vorstellen. Kleine Schweinebeine strecken sich und treten um sich, während das Tier gegen die Hände kämpft, die seinen Kopf zurückziehen und die Schweinekehle öffnen. Dann gleitet das Messer hinein in die weiche Stelle, die blutige Stelle. Er stellt sich die strampelnden Schweinebeine vor wie die blassen, haarigen Hachsen dieses Mannes, die aus seinen ausgeleierten Shorts ragen. Er glaubt, dass sich das Schwein anhören würde wie dieses keuchende Heulen, flach und hässlich, ausgestoßen durch Schichten von Fett. Es würde sich umblicken, seinen Mörder suchen. Er kleidet das Schwein in seiner Phantasie in dieses amerikanische Outfit.
    Schweine ekeln ihn an.
    Es war nur ein kleiner Schnitt, nur damit es zu bluten anfängt. Sie sind aggressiver, wenn Blut in der Luft liegt, hat das Mädchen im Muskeltop gesagt. Man könnte es sogar als modisches Statement betrachten. Der Ohrring sah bei einem erwachsenen Mann lächerlich aus. Besser gar kein Ohrläppchen.
    »Ich frage Sie noch einmal. Wo ist der Sundarban?«
    »Hören Sie, ich habe es Ihnen doch schon gesagt. Ich weiß nicht, wovon Sie reden, zum Teufel! Ich bin nicht der Mann, den Sie suchen.«
    Shiv seufzt. Er nickt Yogendra zu. Der Junge steigt auf das Geländer, die Schere erhoben, damit sich das Licht darauf spiegelt.
    »Mann, verletz mich bloß nicht! Wenn du mich verletzt, ist das ein diplomatischer Zwischenfall. Dann bist du erledigt. Hörst du?«
    Yogendra grinst, streckt die Arme seitlich aus, wackelt mit der Hüfte, schnippt mit seiner Schere schnipp-schnapp schnipp-schnapp. Shiv beobachtet, wie sich die Flussmündung des Blutes auf dem Hals des Amerikaners auffächert. Ein Teil ist bereits getrocknet und verkrustet, Nahrung für Fliegen. Er verfolgt die Spur unter den runden Kragen des Surfer-Hemdes – etwas Blut zeigt sich durch den Stoff –, den Arm hinunter, bis es rote Ringe um die Handgelenke bildet, dort, wo er sich an den Handschellen wundgerieben hat. Abgestochenes Schwein, denkt Shiv.
    »Sind Sie Hayman Dane?«
    »Nein! Ja. Hören Sie, ich weiß nicht einmal, wer Sie sind.«
    »Hayman Dane, wo ist der Sundarban?«
    »Sundarban? Welcher verdammte Sundarban?«
    Shiv steht auf. Er klopft sich den Staub von seinem neuen bodenlangen Ledermantel. Morgenlicht macht den ganzen Unterschied, wie Reiseführer sagen, die die Rucksacktouristen vor Sonnenaufgang an den Ghats vorbeidirigieren. Es zeigt Kampf! Kampf! über dem billigen und schmutzigen kleinen Seitengassen-Wettschuppen. Es zeigt den Staub und die Brennspuren von Zigaretten und billiges Holz. Keine Kämpfer und Satta-Männer und Spieler. Kein Zirkusdirektor stolziert im Pailletten-Kostüm und singt ins Mikrofon, der Schuppen hat keinen Geist, kein Atman. Shiv öffnet die Tür seiner Box und tritt auf die niedrige Treppe.
    »Der Sundarban, in dem die Regierung der Vereinigten Staaten Informationen entschlüsselt, die sie aus dem All empfangen hat.«
    Der große Amerikaner rollt den Kopf zurück.
    »Mann, verpiss dich, na los. Ich sag es dir, der kleine Arsch mit der Schere kann so viel abschneiden, wie er will, aber ihr solltet euch nicht mit dem Weißen Haus anlegen.«
    Shiv geht zur vordersten Sitzreihe. Dies ist das Zeichen, das er vereinbart hat. Die Türen zur Arena öffnen sich, und auf einem Wagen mit Gummirädern schiebt das Mädchen den Käfig mit dem Mikrosäbler herein.
    Es tat gut, in das Auto einzusteigen, die Lederpolsterung zu spüren, das Radio neu einzustellen, zu wissen, dass es nicht gemietet war, dass es seins war, sein Raja-Streitwagen, seine eigene Rath Yatra. Gut, eine anthrazitschwarze Karte ohne Limit in der Tasche zu haben, eingebettet in eine Rolle von Banknoten, weil jeder Ehrenmann weiß, dass bei wichtigen Transaktionen nur Bargeld zählt. Gut, die Straße wissen zu lassen, dass Shiv Faraji zurück und unantastbar ist. Im Club Musst blätterte er die Geldscheine hin, eintausend zweitausend dreitausend viertausend, und schob sie mit einer kleinen

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