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Cyberabad: Roman (German Edition)

Cyberabad: Roman (German Edition)

Titel: Cyberabad: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian McDonald
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nur für kurze Zeit sein, bis diese Unannehmlichkeiten vorbei sind.«
    Parvati Nandha stellt ihr Chai-Glas ab. Die tief stehende Sonne strahlt ihr ins Gesicht, so dass sie die Augen mit den Händen beschatten muss, um den Ausdruck ihrer Mutter zu deuten.
    »Worum geht es wirklich?«
    »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Ich meine, du warst nie gänzlich davon überzeugt, dass mein Ehemann mich angemessen würdigt.«
    »Oh, ganz und gar nicht, Parvati! Du hast innerhalb der Jati geheiratet, und das ist ein unbezahlbares Glück. Es macht mich nur traurig, wenn ehrgeizige Frauen – nein, an diesem Abend wollen wir ganz offen sprechen, also werde ich sie bei ihrem wahren Namen nennen: sie sind Kastenspringer, so, jetzt ist es raus – wenn Kastenspringer mit ihrem Reichtum, ihren Ehemännern und ihrem Status protzen, auf den sie weniger Anspruch haben als du. Das schmerzt mich, Parvati ...«
    »Mein Ehemann ist ein sehr angesehener und bedeutender Beamter. Ich kenne niemanden, der auch nur mit dem leisesten Mangel an Respekt über ihn spricht. Es fehlt mir an nichts. Siehst du diesen schönen Garten? Dies sind die begehrtesten Apartments für Staatsdiener.«
    »Ja, aber Staatsdiener, Parvati. Staatsdiener.«
    »Ich hege nicht den Wunsch, ins Quartier zu ziehen. Ich bin hier zufrieden. Ich möchte auch nicht mit dir nach Kotkhai zurückkehren, um durch irgendeine List die Aufmerksamkeit meines Ehemannes auf meine Bedürfnisse zu lenken, weil du glaubst, er würde mir zu wenig Beachtung schenken.«
    »Parvati, ich habe niemals ...«
    »Oh, verzeihen Sie.«
    Die Frauen verstummen, als die dritte Stimme hörbar wird. Krishan steht in seinen besten Cricket-Sachen am oberen Ende der Treppe. »Ich muss, äh, die Tröpfchenbewässerung überprüfen.«
    »Mutter, das ist Krishan, mein Garten-Designer. All dies ist das Werk seiner Hände.«
    Krishan namastiert.
    »Eine bemerkenswerte Verwandlung«, sagt Mrs. Sadurbhai widerstrebend.
    »Oft wachsen die schönsten Gärten auf Böden, die am wenigsten versprechen«, sagt Krishan und geht, um sinnlos mit Rohren, Hähnen und Reglern zu hantieren.
    »Ich mag ihn nicht«, flüstert Mrs. Sadurbhai ihrer Tochter zu. Parvati fängt Krishans Blick auf, als er kleine Terrakotta-Öllampen an den Rändern der Beete entzündet, während das Tageslicht am Himmel schwindet. Die winzigen Flammen flackern und tanzen im Wind, der stärker zwischen den Dächern hindurchweht. Donner grollt im dunklen Osten. »Er hat etwas sehr Vertrauliches. Und seine Blicke. Es ist nie gut, wenn sie sich so etwas erlauben.«
    Er ist gekommen, um mich zu sehen, denkt Parvati. Er ist mir gefolgt, um hier mit mir zusammen zu sein, um mich vor den Zungen der kastenspringenden Frauen zu schützen, um für mich stark zu sein, wenn ich Hilfe benötige.
    Der Garten hat sich in ein Sternenmeer aus Lampen verwandelt. Krishan verbeugt sich vor den Damen des Hauses.
    »Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht und hoffe, Sie am Morgen wohlauf wiederzusehen.«
    »Du hättest ihm sagen sollen, dass er diese Aprikosensteine aufsammelt«, wirft Mrs. Sadurbhai hinterher, als Krishan über die Treppe hinuntersteigt. »Damit lockst du nur die Affen an.«

33 V ishram
    Marianna Fusco hat in der Tat die allerprächtigsten Brustwarzen, denkt Vishram, als sie sich aus dem Pool stemmt und über die Fliesen zur Sonnenliege tröpfelt. Er spürt sie durch das feuchte Lycra, sie sind rund und liegen gut in der Hand, die Poren haben sich zu kleinen Nebennippeln aufgerichtet, mit reizender Textur. Das kalte Wasser hat sie wie Champagnerkorken hervorgetrieben.
    »Oh Gott, tut das gut«, erklärt Marianna Fusco, schüttelt das nasse Haar aus und knotet sich ein Seidentuch um die Hüfte. Sie lässt sich wuchtig auf die Liege neben Vishram fallen, lehnt sich zurück, setzt die Sonnenbrille auf. Vishram winkt dem Kellner, dass er Kaffee nachschenken soll.
    Er hatte gar nicht beabsichtigt, ins selbe Hotel zu ziehen wie seine Rechtsberaterin. Der Krieg hat die Zimmer verteuert, auf jedem Hotelparkplatz in Varanasi drängen sich die Übertragungswagen, jede Bar ist voller Auslandskorrespondenten, die sich über die langweiligen Details zwischen den Konflikten auf dem Laufenden halten. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass es dasselbe Hotel war, an dem er sie nach der katastrophalen Autofahrt am ersten Abend abgesetzt hatte, bis er sah, wie sie in einer Aufzugskabine durch das gläserne Atrium herunterfuhr. Ihren Anzug hätte er überall wiedererkannt.
    Die

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