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Cyberabad: Roman (German Edition)

Cyberabad: Roman (German Edition)

Titel: Cyberabad: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian McDonald
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altes Paar, arme, aber stolze Muslime, er ein pensionierter Lehrer. Für den Kampf gegen die Entropie dürfen sie mietfrei einen Flügel bewohnen und bekommen wöchentlich eine Handvoll Rupien für Reis und Dal bezahlt. Die Überraschung auf dem Gesicht des alten Musa, als er das Doppeltor aufschwang, ließ sich nicht verbergen. Vielleicht war es der unangekündigte Besuch nach vier Jahren der Vernachlässigung. Oder er wusste bereits alles aus den Nachrichten der Voice of Bharat . Shaheen Badoor Khan fuhr unter den Schutz des Säulenganges und wies seinen Hausmeister an, das Tor wieder zu verriegeln.
    Vor dem östlichen Horizont, der einer schwarzen Wand gleicht, wandelte Shaheen Badoor Khan zwischen den verstaubten Gräbern seiner Sippe. Seine Mughal-Vorväter hatten den Monsun als Hammer Gottes bezeichnet. Dieser Hammer war niedergesaust, und er war immer noch am Leben. Er konnte noch Pläne schmieden. Er konnte noch träumen. Er konnte sogar noch hoffen.
    Moazam Ali Khans Mausoleum steht zwischen morschen Baumstümpfen auf dem ältesten Teil des Friedhofs, der erste Khan, der hier auf der sandigen Anhöhe über dem Flussschlamm begraben wurde. Das schattige Laubdach wurde während der Jahre von den Musas zurückgeschnitten, aber der gegenwärtige Verwalter von Ramghar hat der Rodung zugestimmt. Dadurch wurde dem kleinen, aber klassisch proportionierten Grabmal ermöglicht, seine Knochen zu strecken und die Sandsteinhaut atmen zu lassen – ein unverhülltes Bauwerk.
    Shaheen Badoor Khan trat geduckt durch den östlichen Torbogen unter die Kuppel. Die grazilen Jali-Fenster sind schon vor Langem zerbröckelt, und er weiß von seinen Kinheitsabenteuern, dass im Grabgewölbe darunter Fledermäuse hausen, aber selbst im Zerfall kann die Grabstätte des Begründers der politischen Linie der Khans einen Besucher beeindrucken. Moazam Ali führte ein von Urdu-Chronisten dokumentiertes Leben voller Erfolge und Intrigen als Premierminister der Nawabs von Awadh in der Zeit, als die Macht von den verblassenden Mughals in Agra zu ihren nominellen Vasallen in Lucknow abwanderte. Er beaufsichtigte die Verwandlung einer ärmlichen mittelalterlichen Handelsstadt in eine Blüte der islamischen Zivilisation, dann witterte er die Zerbrechlichkeit des Ganzen in der Pomade der Abgesandten der East India Company und zog sich schließlich aus dem öffentlichen Leben zurück, um mit seinem kleinen, aber legendären Harem persischer Poetinnen in dem Jagdanwesen, das ihm von einer dankbaren Nation gespendet wurde, Sufi-Mystik zu studieren. Der Erste und Größte der Khans. Seit der Zeit, als Moazam Ali und seine Poetinnen zwischen den rufenden Sumpfvögeln lebten und dichteten, zerfiel das Haus langsam zu Staub. Die Dunkelheit unter der Kuppel wurde noch tiefer, als der Monsun gegen Ramghar Kothi vorrückte und versprach, die Sümpfe zu erneuern, die Seen wiederaufzufüllen. Shaheen Badoor Khans Finger ertasteten den Umriss des Mihrab, der nach Mekka ausgerichteten Nische.
    Zwei Generationen später lag Mushtaq Khan unter einem eleganten Chhatri, dem Wind und Staub ausgesetzt. Retter der Ehre und des Vermögens der Familie, indem er standhaft zum Raj hielt, während Nordindien meuterte. Ein Kupferstich in den Zeitungen von 1857 zeigt ihn, wie er seinen Besitz und seine Familie gegen die Belagerung durch Sepoy-Horden verteidigt, in jeder Hand eine rauchende Pistole. Die Wirklichkeit war gar nicht so dramatisch. Ein kleiner Trupp Meuterer hatte Ramghar überfallen und konnte ohne Verluste durch Handwaffen abgewehrt werden, aber es genügte, sich bei den Briten den Titel Der treu ergebene Mohammedaner zu verdienen, während die Hindus ihn Killer Khan nannten. Es war eine Verbeugung vor den Herren des Raj, die er behutsam in eine Kampagne für die besondere politische Anerkennung der Muslime umsetzte. Wie stolz er gewesen wäre, dachte Shaheen Badoor Khan, wenn er gesehen hätte, wie diese Saat zu einer muslimischen Nation gekeimt war, einem Land der Reinen. Wie es ihm das Herz gebrochen hätte, wenn er gesehen hätte, wie aus dem Land der Reinen eine mittelalterliche Theokratie wurde, die sich schließlich in Stammeskonflikten zerrieb. Das Wort Gottes wurde aus dem Lauf einer AK47 gepredigt. Zeit, Tod und Staub.
    Tempelglocken hallen über den trockenen Sumpf. Aus dem Süden weht das beständig tönende Signal eines Zuges heran. Sanfter Donner lässt die Luft erzittern.
    Und hier unter dieser Marmorstele auf der Anhöhe, wo der Sand gerade

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