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Cyberabad: Roman (German Edition)

Cyberabad: Roman (German Edition)

Titel: Cyberabad: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian McDonald
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Welt vollzieht.
    Beckhams. Tranters. Trudeaus. Lisa Durnau liebt die Ironie der Taxonomie von Alterre. Es ist das Prinzip der Astronomie, das auf die alternative Biologie übertragen wurde. Wenn ein Name sich irgendwo auf der Festplatte versteckt, benutzt man ihn einfach. Mcconkeys und Mastroiannis und Ogunwes und Hayakawas und Novaks. Hammadis und Cuestras und Björks.
    Alles sehr lullig.
    Sie hat jetzt ihren Rhythmus gefunden. Sie könnte ewig so weitermachen. Manche Leute hören Musik, wenn sie laufen. Andere chatten oder lesen ihre Mails oder die Nachrichten. Manche lassen sich von ihrer persönlichen Kaih über ihren Tag informieren. Lisa Durnau überprüft, was es Neues gibt unter den zehntausend Biomen auf den elfeinhalb Millionen Computern, die am größten evolutionären Experiment beteiligt sind. Ihre übliche Route führt einmal im Kreis um den Campus der University of Kansas herum, und ihr wundersames, geheimnisvolles Bestiarium überlagert den Verkehr von Lawrence. Es gibt immer wieder etwas Überraschendes und Entzückendes, irgendein neuer Name aus dem Telefonverzeichnis, der an einem phantastischen Geschöpf hängt, das sich aus dem Siliziumdschungel hervorgekämpft hat. Als sich durch einen reinen Evolutionssprung auf einem Biom-158-Hauptrechner in Guadalajara aus den Insekten die ersten Arthrotekten bildeten, erlebte sie eine befriedigende Erregung, wie wenn eine Handlung eine plötzliche Wendung nimmt, mit der man nicht im Geringsten gerechnet hatte. Niemand hätte die Lopeze vorhersagen können, aber sie waren die ganze Zeit latent in den Regeln verborgen gewesen. Dann entwickelten sich vor zwei Tagen die parasitogenen Beckhams aus einer Grundschule in Lancashire, und wieder war sie völlig verblüfft gewesen. Man konnte es nie vorausahnen.
    Dann hatte man sie in den Weltraum geschossen. Auch das hatte sie nicht vorausgeahnt.
    Vor zwei Tagen lief sie ihre Runde über den Campus, an den honigfarbenen Steingebäuden der Institute vorbei, und Alterre überlagerte den Kansas-Sommer. Am Studentenwohnheim kehrte sie um, damit sie sich noch duschen konnte, bevor sie ins Büro ging. Wo eine Frau im Anzug auf sie wartete, als Lisa hereinkam und sich mit zusammengedrillten Papiertaschentüchern das Wasser aus den Ohren drehte. Sie zeigte ihr Ausweise und Vollmachten für Aufgaben, von denen Lisa gar nicht gewusst hatte, dass ihr Land so etwas jemals nötig hätte. Drei Stunden später befand sich Lisa Durnau, die Leiterin des Alterre Simulated Evolution Project, an Bord eines staatlichen Überschallflugzeugs in fünfundsiebzigtausend Fuß Höhe über Arkansas.
    Die Agentin hatte ihr gesagt, es gälte eine strikte Gewichtsbegrenzung für ihr Gepäck, aber Lisa hatte trotzdem ihre Laufsachen eingepackt. Das Zeug fühlte sich an wie ein guter Freund. In Kennedy lief sie damit auf den Straßen des Space Center, um abzuschalten, ihre Umgebung zu erkunden und eine Vorstellung davon zu bekommen, wo sie war und was ihre Regierung mit ihr machte. Während die Sonne hinter den Lagunen unterging, lief sie an den wie Wachposten aufgereihten Raketen, alten Boostern und Startgeräten vorbei. Glorreiche, gefährliche Maschinen, jetzt wie Spieße in die Erde gerammt, nachdem sie nutzlos geworden waren, die Schatten so lang wie Kontinente.
    Achtundvierzig Stunden später läuft Lisa Durnau Orbits im Zentrifugenrad der ISS, das über dem Süden von Columbia rotiert. In ihrem Alterre-Blickfeld erkennt sie, wie sich in der Ferne eine Krijcek-Burg über das Dach der Trudeau-Bäume erhebt. Die Krijceks sind evolutionäre Emporkömmlinge aus dem Biom 163 an der Südostküste von Afrika – fingergroße Dinos, die eine Schwarmkultur entwickelt haben, mitsamt unfruchtbaren Arbeitern, Drohnen, eierlegenden Königinnen, einer komplexen Gesellschaftsordnung, die auf Hautfarbe basiert, und einer herkulischen Architektur. Eine neue Kolonie arbeitet sich von einem kleinen unterirdischen Bunker immer weiter nach außen vor und konvertiert alles Organische und Anorganische zu einem Brei, der mit geschickten winzigen Händen zu Pfeilern, Türmen, Streben und Eiergewölben geformt wird. Manchmal wünscht sich Lisa Durnau, sie könnte Lulls Benennungsregel außer Kraft setzen. »Krijcek« hat einen netten todbringenden Klang, aber sie hätte die Tiere gern »Gormenghasts« genannt.
    Ein Signalton in ihrem Hörzentrum teilt ihr mit, dass ihre Pulsfrequenz die erforderliche Anzahl für die entsprechende Zeit erreicht hat. Sie hat sich selbst

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