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Cyberabad: Roman (German Edition)

Cyberabad: Roman (German Edition)

Titel: Cyberabad: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian McDonald
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gründlich durchkauen.
    »Also gut. Aber warum ich? Worum geht es hier?«
    »Den ersten Teil kann ich beantworten.«
    »Dann schießen Sie los.«
    »Wir haben Sie geholt, weil wir ihn nicht kriegen können.«
    »Und der zweite Teil?«
    »Auch darauf bekommen Sie eine Antwort, aber nicht hier.« Sie schob eine Plastiktüte über den Schreibtisch zu Lisa. »Das werden Sie brauchen.«
    Die Tüte war mit NASA -Logos bedruckt und enthielt einen Standard-Fluganzug in Einheitsgröße und in hochsichtbarem Gelb.
    Als sie Suarez-Martin das nächste Mal sah, trug die Agentin nicht mehr ihren Anzug. Sie lag angeschnallt auf der Beschleunigungsliege rechts von Lisa Durnau, und an den Handgelenken und der Kehle lugte etwas NASA -Gelb unter ihrer Fliegerausrüstung hervor. Sie hatte die Augen geschlossen, und ihre Lippen sprachen stumme Gebete, aber Lisa hatte eher den Eindruck, dass es nicht die Angst vor etwas Neuem war, sondern das Ritual eines vertrauten Schreckens. Flughafen-Rosenkränze.
    Der Pilot lag auf der linken Liege. Er war mit Kommunikation und Flugvorbereitungschecks beschäftigt und behandelte Lisa wie irgendein Frachtstück. Sie rückte sich auf der Liege zurecht und spürte, wie das Gel floss und sich ihren Körperkonturen anpasste, eine verstörend intime Empfindung. Unter ihr in der Startgrube wurde ein Dreißig-Terawatt-Laser geladen, der seinen Strahl auf einen Parabolspiegel unter ihrem Hintern richtete. In Kürze werde ich ins All geschossen, am Ende eines Lichtstrahls, der heißer als die Sonne ist, dachte sie und staunte über die Gelassenheit, mit der sie sich diese wahnsinnige Vorstellung durch den Kopf gehen ließ. Vielleicht war ihre Ungläubigkeit eine Selbstverteidigungsstrategie. Vielleicht hatte das nicaraguanische Zimmermädchen ihr etwas in den Kaffee getan. Während Lisa Durnau noch darüber nachdachte, war der Countdown bei null angelangt. Ein Computer im Kennedy-Kontrollzentrum feuerte den großen Laser ab. Die Luft entzündete sich unter Lisa und schleuderte den Lightbody der NASA mit drei G in den Orbit. Nach zwei Minuten Flug kam ihr ein so lächerlicher, so absurder Gedanke, dass sie kichern musste. Die Zuckungen ihres Lachens breiteten sich im Gelbett aus. Hallo Ma! Bin ganz oben! In der exklusivsten Travel-Lounge des Planeten, im Five-Hundred-Mile-High-Club! Und das in einem Gebilde, das aussieht wie eine Designer-Orangenpresse.
    In diesem Moment schlich sich der dritte Schock heran und verpasste ihr einen betäubenden Schlag. Es war die Erkenntnis, wie wenige Menschen sie vermissen würden.
    Das Namensschild auf dem gelben Fluganzug ist mit Daley Suarez-Martin beschriftet. Die Agentin gehört zu den Leuten, die sich überall ihr Büro einrichten, selbst in einem Kämmerchen voller in Folie verpackter Astronautennahrung. Palmer, Wasserflasche, TV-Patch und Familienfotos sind mit Klettband im Halbkreis an der Wand angebracht, drei Generationen von Suarez-Martins auf der Veranda eines großen Hauses mit Palmen in Terrakotta-Töpfen. Der TV-Patch ist auf Timer gestellt und verrät Lisa Durnau, dass es 01.15 Uhr GMT ist. Sie subtrahiert. Normalerweise wäre sie jetzt in der Tacorofioco Superica mit der Mittwochsmädchengang und bei ihrer dritten Margarita angelangt.
    »Wie kommen Sie zurecht?«, fragt Daley Suarez-Martin.
    »Äh, eigentlich ganz gut. Wirklich.« Lisa hat immer noch leichte Hinterkopfschmerzen, wie man sie häufig nach der ersten Benutzung eines Leichthoek hat. Sie vermutet, dass es an der Asche der Drogen gegen das Starttrauma liegt, die sie noch nicht im Hamsterrad abgebaut hat. Und in der Nullschwerkraft fühlt sie sich schrecklich entblößt. Sie weiß nicht, was sie mit ihren Händen anfangen soll. Ihre Brüste fühlen sich wie Kanonen an.
    »Wir werden Sie nicht allzu lange festhalten, ehrlich«, sagt Daley Suarez-Martin. Im Orbit lächelt sie mehr als in Kennedy oder in Lisa Durnaus Büro in Lawrence. Die Menge der Autorität, die man in etwas ausstrahlen kann, das wie ein olympischer Rodelsportleranzug aussieht, ist begrenzt. »Als Erstes eine Entschuldigung. Wir haben Ihnen nicht ganz die Wahrheit gesagt.«
    »Sie haben mir genau genommen gar nichts gesagt«, erwidert Lisa Durnau. »Ich vermute, dass es etwas mit dem Tierra-Projekt zu tun hat, und ich empfinde es als große Ehre, an dieser Mission beteiligt zu sein, aber eigentlich arbeite ich in einem ganz anderen Universum.«
    »Das war unsere erste taktische Irreführung«, sagt Daley Suarez-Martin und saugt die

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