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Cyberabad: Roman (German Edition)

Cyberabad: Roman (German Edition)

Titel: Cyberabad: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian McDonald
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erzählt hat. Genau vor dir auf einem Feldweg wird die Zukunft gestaltet, und du hast einen Platz in der ersten Zuschauerreihe. Du bist hier, wo das Leben pulsiert, und du kannst schon das warme Geld riechen. Dies ist das größte Ereignis deiner Zeit, nicht nur für dich, sondern für alle anderen Menschen. Dies ist dein Pulitzer-Preis, noch bevor du fünfundzwanzig geworden bist.
    Auf diesen Moment wirst du für den Rest deines Leben zurückblicken, Najia Askarzadah.
    Es klopft am Fenster. Shaheen Badoor Khan beugt sich herab. Najia kurbelt die Scheibe herunter. Sein Gesicht ist mit grauen Stoppeln übersät, seine Augen sind von Erschöpfung überschattet, aber in ihnen brennt ein winziges Licht, wie eine Diya, die auf einem weiten, dunklen Fluss treibt. Trotz aller Vorkommnisse und Widrigkeiten, gegen den Strom der Geschichte, steht er kurz vor dem Sieg. Najia denkt an die Frauen, die ihre Kampfkatzen hoch erhoben und stolz durch den Ring tragen, geschunden, aber tapfer. Er reicht ihr die Hand.
    »Ms. Askarzadah.« Seine Stimme ist tiefer, als sie sich vorgestellt hat. Sie nimmt die Hand an. »Sie müssen verzeihen, wenn ich an diesem Morgen etwas langsam zu reagieren scheine. Der Sturm der Ereignisse hat mich ziemlich überwältigt, aber ich muss mich bei Ihnen bedanken, nicht nur meinetwegen – denn ich bin nur ein Staatsdiener –, sondern im Namen meiner Nation.«
    Danke mir nicht, denkt Najia. Ich war es, die dich verkauft und überhaupt erst in diese Lage gebracht hat. »Schon gut«, sagt sie.
    »Nein, nein, Ms. Askarzadah, Sie haben eine Verschwörung solchen Ausmaßes, solcher Dreistigkeit aufgedeckt ... Ich weiß noch gar nicht, was ich davon halten soll, es ist buchstäblich atemberaubend. Maschinen, Künstliche Intelligenzen ...« Er schüttelt den Kopf, und sie spürt, wie unendlich erschöpft er ist. »Selbst mit diesen Informationen ist es noch lange nicht vorbei, und Sie sind keineswegs in Sicherheit. Ich habe einen Fluchtplan – jeder in der Bharat Sabha hat einen Fluchtplan. Ich hatte die Absicht, gemeinsam mit meiner Frau zu fliehen, aber meine Frau hat, wie Sie herausgefunden haben ...« Wieder schüttelt Shaheen Badoor Khan den Kopf, und diesmal spürt Najia seine Fassungslosigkeit angesichts der Verschachtelungen, der schamlosen Verwegenheit der Verschwörung. »Sagen wir einfach, ich habe noch ein paar Vertraute in einflussreichen Positionen, und jene, auf deren Loyalität ich mich nicht verlassen kann, werden zumindest gut bezahlt. Ich kann Sie nach Kathmandu bringen, aber danach wären Sie auf sich allein gestellt. Ich möchte Sie nur um eins bitten, da ich weiß, dass Sie Journalistin sind. Sie haben die größte Story des Jahrzehnts, aber könnten Sie bitte nichts veröffentlichen, bevor ich meine letzte Karte ausgespielt habe?«
    »Okay«, stammelt Najia Askarzadah. Natürlich, kein Problem. Ich bin dir etwas schuldig. Du weißt es nicht, aber ich bin dein Folterknecht.
    »Danke. Vielen Dank.« Shaheen Badoor Khan blickt in den blutenden Himmel hinauf, blinzelt im dünnen, bitteren Regen. »Ach, ich habe nie schlimmere Zeiten erlebt. Und bitte glauben Sie mir, wenn ich überzeugt gewesen wäre, dass Bharat durch das, was Sie mir gegeben haben, größeren Schaden erlitten hätte ... Ich kann nichts mehr für meine Premierministerin tun, aber jetzt kann ich wenigstens noch etwas für mein Land tun.« Er richtet sich abrupt auf, blickt über das nasse Sumpfland. »Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, bevor irgendjemand von uns in Sicherheit ist.«
    Er schüttelt erneut ihre Hand, fest und grimmig, dann kehrt er zu seinem Wagen zurück. Thal und er wechseln nur einen kurzen Blick.
    »Das ist der Politiker?«, fragt der Taxi-Wallah, als er den Rückwärtsgang einlegt, um den Mercedes vorbeizulassen.
    »Das war Shaheen Badoor Khan«, sagt Thal, der nass auf der Rückbank neben Najia sitzt. »Der ehemalige Privatsekretär von Sajida Rana.«
    »Donnerwetter!«, ruft der Fahrer, hängt sich an Shaheen Badoor Khan und hupt frühe Ochsenkarren auf der Landstraße an. »Man muss Bharat einfach lieben!«
    Die Jamshedpur-Grameen-Bank besteht aus einem Dutzend ländlicher Sathin-Frauen, die in über einhundert Dörfern Mikrokredite verwalten. Die meisten von ihnen haben nie das Hinterland von Bihar verlassen, einige von ihnen sind sich nie zuvor leibhaftig begegnet, aber sie haben einen Stammaktienanteil an Ray Power in Höhe von fünfzig Lakh. Ihr Kaih-Repräsentant ist eine häusliche kleine

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