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Cyberabad: Roman (German Edition)

Cyberabad: Roman (German Edition)

Titel: Cyberabad: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian McDonald
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Visionär in das Auge der Sonne geblickt und Unmengen von Himmlischen Heerscharen gesehen, die Heilig heilig heilig ist Gott der Allmächtige riefen. Thomas Lull hatte jeden Morgen seines Arbeitslebens in die Sonne von Kansas geblinzelt und dort lediglich Kernfusion und die Ungewissheiten der Quantentheorie gesehen. Eine Spannung staut sich in Thomas Lulls Beckenboden auf, aber es ist nicht die alte Schlange der sexuellen Erwartung, die er von den Affären und den sonnenwarmen Backpacker-Mädchen kennt. Es ist etwas ganz anderes. Faszination. Furcht.
    »Jede Person und jedes Ding?«
    Kij legt den Kopf schief, eine Geste irgendwo zwischen westlichem Nicken und indischem Kopfwackeln.
    »Wenn das so ist, wer ist das?« Thomas Lull zeigt auf den Palmweinstand aus Blech, in dem Mr. Sooppy sitzt und mit einer zerfledderten Ausgabe der Thiruvananthapuram Times die Fliegen verjagt.
    »Das ist Sandeep Sooppy. Er verkauft Palmwein, und er wohnt in der Joy of the People Road Nummer 1128.«
    Thomas Lull spürt, wie sich sein Hodensack vor Furcht langsam zusammenzieht.
    »Und Sie sind ihm nie zuvor begegnet.«
    »Ich bin ihm niemals begegnet. Ich bin auch Ihrem Freund Dr. Ghotse noch nie begegnet.«
    Ein grün-gelber Bus rollt vorbei. Kij bewegt wieder den Kopf auf diese eigenartige Weise und blickt stirnrunzelnd auf das handgemalte Nummernschild. »Und dieser Bus gehört Nalakath Mohanan, aber es könnte jemand anderer sein, der ihn fährt. Der Bus hat seine Lebensdauer längst überschritten. Ich würde empfehlen, nicht mehr damit zu fahren.«
    »Es dürfte Nalakath sein«, sagt Thomas Lull. Ihm ist schwindlig, als hätte er sich ein Achtel des Nepali reingezogen, den Mr. Sooppy an der Rückseite seines Palmweinstands verkauft. »Wie kommt es also, dass Ihre Götter Ihnen den Zustand von Nals Bremsen verraten, wenn sie einfach nur einen Blick auf das Nummernschild werfen, aber nichts über diese Leute, von denen Sie sagen, dass sie Ihre natürlichen Eltern sind?«
    »Ich kann sie nicht sehen«, sagt Kij. »Sie sind wie ein blinder Fleck in meinem Sichtfeld. Jedes Mal, wenn ich sie anschaue, verschließt sich alles um sie herum, und ich kann sie nicht mehr sehen.«
    »Uff!«, sagt Thomas Lull. Magie ist gespenstisch, aber ein Loch in der Magie ist beängstigend. »Wie meinen Sie das, Sie können sie nicht mehr sehen?«
    »Ich sehe sie als menschliche Wesen, aber ich sehe nicht die Aura, die sie umgibt, die Götter, die Informationen über sie und ihr Leben.«
    Auffrischender Wind schüttelt die Palmwedel und schüttelt auch Thomas Lulls Seele. Kräfte bündeln sich um ihn herum, pferchen ihn in ein Mandala aus Menschenleben und Zufällen ein. Verschwinde von hier, Mann! Lass dich nicht auf diese Frau und ihre Mysterien ein. Du hast sie belogen, und du könntest es nicht ertragen, wenn sie dich nicht belügt.
    »Ich kann Ihnen nicht helfen«, sagt Thomas Lull. Sie haben das Tor des Palm Imperial erreicht. Er hört die befriedigenden knackigen Schläge eines Tennisballwechsels. Der Wind beichtet im Bambus, die Brandung ist heute wieder stark. Er wird diesen Ort nur ungern verlassen. »Tut mir leid, dass Ihre Reise umsonst war.«
    Lull lässt sie in der Lobby zurück. Als sie auf ihr Zimmer gegangen ist, fordert er einen Gefallen vom Hotelmanager Achuthanandan ein und holt sich ihre Daten aus dem Gästebuch. Ajmer Rao. 385 Valahanka Road, Silver Oak Development, Rajankunte, Bangalore. Achtzehn Jahre jung. Bezahlt mit einer schwarzen Karte der Bank of Bharat. Ein hochkalibriges finanzielles Geschütz für ein Mädchen, das sich in den Bhati-Clubs von Kerala herumtreibt. Bank of Bharat. Warum nicht die First Karnatic oder Allied Southern? Ein kleines Geheimnis inmitten der Scharen strahlender Götter. Er versucht sie zu erkennen, als er die gerade weiße Straße zu seinem Haus zurückläuft, versucht sie aus dem Augenwinkel zu erspähen, sie wie flüchtige Flecken auf der Linse zu erhaschen. Die Bäume bleiben Bäume, die Laster bleiben hartnäckig Laster, und der Paddyreiher watet zwischen den schwimmenden Koprahülsen.
    An Bord der Salve Vagina wirft Thomas Lull hastig einen Stapel zusammengelegter Strandhemden auf den Blake und schließt die Tasche. Verschwinde und schau nicht mehr zurück. Wer doch zurückschaut, wird in Salz verwandelt. Er hinterlässt eine Nachricht und etwas Geld für Dr. Ghotse, damit er eine Frau bezahlen kann, die den Rest in Kisten verpackt. Wenn er eingetroffen ist, wohin es ihn verschlägt, wird er sich

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