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Cyberabad: Roman (German Edition)

Cyberabad: Roman (German Edition)

Titel: Cyberabad: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian McDonald
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Schwierigkeiten. In großen Schwierigkeiten. Er wurde verhaftet. Er ist eines schwerwiegenden Vergehens angeklagt, Diebstahl eines Motorrads. Er wird in der Polizeiwache des Surendranagar District festgehalten, Nummer GBZ 16652. Er braucht einen Anwalt. Azad und Söhne sind eine der erfolgreichsten Strafrechtskanzleien von Ahmedabad. Es gibt einen schnelleren Zug, mit dem Sie in fünf Minuten vom Bahnsteig 19 abfahren können. Dazu müssen Sie in Surat umsteigen. Wenn Sie sich beeilen, können Sie ihn noch erwischen. Schnell!«
    Lull greift nach ihrem Arm. Kij dreht sich um. In ihren Augen sieht er Emotionen, die ihm Angst machen, aber er hat den Bann des Moments gebrochen. Die verängstigte Familie reagiert mit unterschiedlichen Arten panischer Hektik. Vater reckt die Brust, Mutter zieht den Kopf ein, Großmutter hebt lobpreisend die Hände, Töchter versuchen das Teegeschirr einzusammeln. Ein heißer, feuchter Fleck aus vergossenem Chai breitet sich auf dem Dhuri aus.
    »Sie hat recht«, ruft Thomas Lull, während er Kij fortzerrt. Jetzt leistet sie keinen Widerstand mehr, wie jene, die er von den Strandpartys fortführt, die durch den Sand stolpern, die auf den schlechten Trips. »Sie hat immer recht. Wenn sie sagt, Sie sollten gehen, dann sollten Sie gehen.«
    Der Chhattrapati Shivaji Terminus atmet aus und nimmt seinen kontinuierlichen niedrigschwelligen Schrei wieder auf.
    »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«, sagt Lull, während er mit Kij zum Bahnsteig 5 hetzt, wo der Raj Shatabdi von Mumbai nach Varanasi aufgerufen wurde, ein langer Krummsäbel in Grün und Silber, der in den Flutlichtern des Bahnhofs glänzt. »Was hast du diesen Leuten gesagt? Du hättest sonst was lostreten können.«
    »Sie wollen ihren Sohn besuchen, aber er steckt in Schwierigkeiten«, sagt sie matt. Er glaubt, sie könnte jeden Augenblick zusammenbrechen.
    »Hier entlang, Sir, hier entlang!« Die Träger führen sie durch die Menge. »Dieser Waggon, dieser Waggon!« Thomas Lull zahlt ihnen zu viel, damit sie Kij zu ihrem Platz bringen. Es ist ein reserviertes Zwei-Personen-Abteil, mit Beleuchtung, intim. Thomas Lull lehnt sich in den Lichtkegel. »Woher weißt du solche Sachen?«
    Sie will ihn nicht ansehen, sie dreht den Kopf in die gepolsterte Rückenlehne. Ihr Gesicht ist aschfahl. Thomas Lull macht sich große Sorgen, dass sie einen weiteren Asthmaanfall bekommen könnte.
    »Ich habe es gesehen, die Götter ...«
    Er stürzt auf sie zu, nimmt ihr herzförmiges Gesicht in die Hände und dreht es, damit sie ihn ansieht.
    »Lüg mich nicht an. Niemand kann so etwas sehen.«
    Sie berührt seine Hände, und er spürt, wie sie sich von ihrem Gesicht lösen.
    »Ich habe es dir erklärt. Ich sehe es wie einen Halo um die Menschen. Wer sie sind, wohin sie gehen, welchen Zug sie nehmen. Zum Beispiel diese Leute, die zu ihrem Sohn fahren wollten, nur dass er nicht für sie da sein würde. All das, und sie hätten nichts davon gewusst. Sie hätten im Bahnhof gewartet und gewartet, und Züge wären angekommen und abgefahren, und er wäre trotzdem nicht gekommen. Vielleicht wäre sein Vater zu seiner Adresse gegangen, aber dort hätte er nur erfahren, dass er an jenem Morgen zur Arbeit ging und sagte, er würde seine Familie vom Bahnhof abholen. Dann wären sie zur Polizei gegangen und hätten herausgefunden, dass man ihn verhaftet hat, weil er ein Motorrad gestohlen hat. Sie würden Kaution bezahlen müssen und nicht wissen, zu wem sie gehen sollten, um ihn herauszuholen.«
    Thomas Lull sackt auf seinem Sitz zusammen. Er gibt sich geschlagen. Seine Wut und sein stumpfer Yankee-Rationalismus versagen angesichts der Worte dieses blassen Mädchens.
    »Dieser verlorene Sohn, wie ist sein Name?«
    »Sanjay.«
    Automatische Türen schließen sich. Ein Pfeifen übertönt das Getöse des Bahnhofs.
    »Hast du noch das Foto? Zeig es mir, das Foto, das du mir unten in den Backwaters gezeigt hast.«
    Lautlos und sanft setzt sich der Zug in Bewegung. Bahnhofswallahs und Angehörige halten Schritt, um die letzte Gelegenheit für einen Verkauf oder einen Abschiedsgruß zu nutzen. Kij klappt den Palmer auf dem Tisch auf.
    »Ich habe dir nicht die Wahrheit gesagt«, sagt Thomas Lull.
    »Ich habe dich gefragt. Du hast gesagt: ›Irgendwelche Touristen. Wahrscheinlich haben sie ein Foto, das genauso aussieht.‹ Das war nicht die Wahrheit?«
    Der elektrische Zug ruckelt über Weichen und wird mit jedem Meter schneller, als er in einen Tunnel eintaucht,

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