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CyberCrime

CyberCrime

Titel: CyberCrime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Glenny
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Renus Geschmack. Dass gerade gegenüber diesem Unternehmen eine besonders große Erbitterung herrscht, belegt auch eine Google-Suche: Hunderte von Websites dienen dazu, über Amex zu meckern, und viele von ihnen enthalten eine beeindruckende Zahl von Links zu negativen Medienberichten über das Unternehmen.
    Ein Forenteilnehmer machte all jenen, die nach eigener Einschätzung noch ein Hühnchen mit der Firma zu rupfen hatten, einen originellen Vorschlag: »Nehmt Rache! Besucht CarderPlanet.com !«
    Als Renu die Segel setzte und sich auf die Suche nach CarderPlanet machte, hatte er das Gefühl, dass es an der Zeit war, sich von seiner eigenen Persönlichkeit zu verabschieden. Er verwandelte sich in JiLsi, und sein Avatar war das Gesicht eines boshaften Comicpiraten mit rotem Hut und einer schwarzen Klappe über dem linken Auge. Als er schließlich auf CarderPlanet Anker warf, fühlte er sich inmitten der Cyberkaribik, unter der ordinären Mannschaft aus Hackern, Crackern und Betrügern, als richtiger Captain Jack Sparrow bald ganz zu Hause. Irgendwo in dieser Gruppe von Übeltätern war auch Matrix unterwegs, und auch wenn es noch einige Monate dauern sollte, bevor sie sich gegenseitig ihre virtuelle Freundschaft gelobten, wurden die beiden zu vertrauten Figuren auf den Wegen zwischen den unzähligen Websites, die es CarderPlanet nachmachen wollten.
    Wo sonst kann sich ein drogensüchtiger Flüchtling aus Sri Lanka zusammen mit einem deutschen Teenager aus der sittenstrengen Mittelschicht herumtreiben, und der Gastgeber beider ist ein charismatischer Mann aus Odessa, der Visionen von einer neuen Ukraine hat? So etwas ist nur im Web möglich.

13 Schattenland
    New York, 2003/2004
    RedBrigade war zu dem Schluss gelangt, dass es an der Zeit war, bei Washington Mutual zuzuschlagen, die in seinen Augen nicht mehr und nicht weniger war als ein Lieferant für kostenloses Geld. Eigentlich hatte das Geldinstitut seine Stellung als Genossenschaftsbank (mutual bank) schon 1983 verloren, und jetzt hatte ihr Vorstandsvorsitzender verkündet, er wolle die altehrwürdige Institution aus Seattle zum »Wal-Mart der Bankenbranche« machen. Die Philosophie des Chefs lautete: Abbauen, wo es nur geht. Vergib Kredite und sieh dir Vermögenswerte, Verbindlichkeiten und Einkommen des Kunden nicht allzu genau an. Verschiebe die zweitklassigen Hypotheken, weg damit. Investiere so wenig wie möglich in Personal und Einrichtung. Es war ein Billig-Bankbetrieb ohne jegliches Brimborium. Das Gute für RedBrigade und seine Kumpane: Zu dem Brimborium gehörten auch grundlegende Sicherheitssysteme.
    Gegen elf Uhr morgens verließ er das Four Seasons Hotel an der Ecke 57th Street und 5th Avenue. Im Kopf war er von der Party der vorangegangenen Nacht noch etwas benebelt, aber da es sich dabei um alten Champagner und nahezu unverschnittenes Kokain gehandelt hatte, fühlte er sich dennoch vollkommen kampfbereit.
    Als er bei der Bank war, schlenderte er lässig zu der ungelernten Kassiererin (»denen müssen sie nicht so viel zahlen«) und reichte ihr die WaMu-Scheckkarte.
    »Wie viel hätten Sie heute gern, Sir?«
    »Zehntausend bitte!«
    »Selbstverständlich!«
    Tip-tap, tip-tap. Hier bei WaMu musste RedBrigade der Kassiererin seine Karte übergeben, und die zog sie dann durch ein Theken-Lesegerät. In jeder anderen Bank hätte die Kassiererin in diesem Augenblick auf ihrem Bildschirm eine verschlüsselte Nachricht gelesen, die sie aufforderte, »sofort Meldung zu machen«. RedBrigade hätte das Gesicht der Kassiererin genau beobachten müssen. Durchschaut sie mich in diesem Augenblick? Soll ich weglaufen? Oder stehe ich hier herum wie ein Idiot und warte, bis die Bullen kommen? Vielleicht ist überhaupt nichts los und ich bin einfach nur paranoid?
    Nicht so bei WaMu. Diese Billigheimer wollten kein Geld für Bildschirme und verschlüsselte Sicherheitsmitteilungen verschwenden. Wenn die Karte in diesem Geldinstitut abgelehnt wurde, konnte RedBrigade einfach ein wenig verwundert dreinblicken, sich entschuldigen und gehen. Bei WaMu rief niemand die Polizei.
    Aber seine Karten wurden nie abgelehnt. An diesem Tag im Dezember 2003 zog die Dame seine Karte durch das Gerät, und sie wurde sofort akzeptiert. Er unterzeichnete eine ausgedruckte Quittung, auf der ein Transaktionscode stand, dann ging er zu dem Geldautomaten vor der Bank. Den Code eintippen, ein paar Augenblicke warten, und dann spuckte er wie der einarmige Bandit in einer Fantasie von einem

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