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CyberCrime

CyberCrime

Titel: CyberCrime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Glenny
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helfen, ihn auffliegen zu lassen.
    Und tu dir selbst einen verdammten Gefallen. Kauf nichts von den Typen, bis wir wissen, wer die Ratte ist.
    Weil du so verdammt klug warst und dem FBI gesagt hast, dass wir hinter ihnen her sind, schlagen sie vielleicht früher zu! Lösch zu Hause auf deinem Computer alles, auch wenn es verschlüsselt ist, und geh nur in Internetläden .
    Matrix steckte den Kopf in den Sand und ignorierte die Mail. Er tat sie als weiteres Spiel ab, das jemand mit ihm spielte, ganz ähnlich wie er es noch von der Iceman-Affäre im Gedächtnis hatte. Matrix konnte es damals natürlich nicht verstehen, aber aus der Sache ergaben sich dramatische Folgerungen: Waren die gesamten Ermittlungen gegen DarkMarket gehackt oder auf andere Weise untergraben worden?
    Was Matrix sicher nicht aufgefallen war: Der Verfasser der anonymen E-Mail sprach fließend Englisch, war aber kein Amerikaner – er schrieb »favour« mit »ou«.Wer also war er?

23 Matrix am Boden
    29. Mai 2007. In Eislingen beginnt der Dienstag. Der Ort in der Region Stuttgart ist eine jener unzähligen deutschen Gemeinden, in denen eine defekte Verkehrsampel oder eine Kuh, die Reißaus genommen hat, über Monate die größte Neuigkeit ist. Die Routine wird nur selten unterbrochen. In Deutschland beginnt das Leben morgens eine oder zwei Stunden früher als in Großbritannien oder den Vereinigten Staaten. Um halb sieben ist bereits ein Strom von Menschen auf dem Weg zur Arbeit, und manche machen am örtlichen Tchibo-Laden Station. Hier tauschen sie bei einem Kaffee, das bisschen neuen Tratsch aus, das es gibt.
    Aber heute sollte es in Eislingen ein besonderer Tag sein: Das 21. Jahrhundert hielt Einzug. In einem Haus auf halber Strecke der Hauptstraße wälzte sich Detlef Hartmann aus dem Bett. Ganz schwach dämmerte ihm, dass er irgendetwas Wichtiges zu tun hatte. Während der Nebel in seinem Gehirn sich langsam lichtete, prüfte er seinen Hushmail-Account auf verschlüsselte Nachrichten, dann ging er seine Website durch und sah nach, ob sie gewartet werden musste. Er fand nichts Ungewöhnliches.
    Plötzlich fiel es ihm wieder ein. Seine Eltern wollten aus dem Österreichurlaub zurückkommen. Alarmstufe Rot! Er und sein Bruder hatten gerade noch einen Tag zum Aufräumen. Getrocknete Spaghetti klebten wie Beton an den Tellern, Aschenbecher mit kleinen Bergen von Zigarettenkippen standen wild verstreut zwischen leeren Bierdosen, Flaschen und undefinierbaren Kleidungsstücken – die typische Hinterlassenschaft halbwüchsiger Jungen, die sich selbst überlassen sind. Detlef entschloss sich, vor dem Aufräumen schnell ein Bad zu nehmen; er trocknete sich gerade ab, da klingelte es an der Tür. Die Treppe hinunter rief er seinem Bruder zu, er solle aufmachen.
    Detlefs Verärgerung, dass man ihn morgens um halb zehn gestört hatte, steigerte sich noch, als sein Bruder etwas von einem Paket rief, für das er unterschreiben müsse. Auf dem Weg nach unten überlegte er, dem Postboten an den Kopf zu werfen, dass dies die falsche Adresse sei. »Na los«, rief sein Bruder ungeduldig, als Detlef die Diele entlangkam.
    »Das Auto ist falsch geparkt«, dachte er mit dem ihm eigenen Sinn für Details, als er auf der Straße einen schwarzen Kleinbus sah. Davor stand eine Postbotin in Uniform. Die Krawatte war zu einem kleinen, festen Knoten gebunden, und auf dem Kopf trug die Frau eine Mütze. Sie blickte sehr ernst drein.
    Die Postbotin verbeugte sich fast, als sie Detlef mit der einen Hand einen Umschlag und mit der anderen einen Kugelschreiber reichte. Als er nach dem Stift griff, trat sie theatralisch einen Schritt zurück. »Was ist denn …?« Noch bevor Detlef mit dem Gedanken zu Ende war, sprangen vier Männer auf ihn zu; im nächsten Augenblick lag er, die Hände auf dem Rücken, auf dem Boden. »Sie sind festgenommen«, schrie einer von ihnen, während weitere Beamte an ihnen vorbei ins Haus drängten. Detlef lag, nur mit der Pyjamahose bekleidet, auf der Erde. Es regnete und war kühl – etwa zehn Grad. Ein Stiefel drückte seinen Hals auf den kalten Boden, und der Kabelbinder um seine Hände schnitt in die Haut. »Was um Himmels willen ist denn los?«, murmelte er immer wieder. Er fühlte sich, als sei er in den Dreh eines zweitklassigen Films geraten.
    Zehn Minuten später saß er Kommissar Frank Eißmann vom LKA Baden-Württemberg gegenüber. Der Beamte starrte düster auf das Durcheinander in der Küche, dem Epizentrum des Teenager-Chaos. »Du

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