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CyberCrime

CyberCrime

Titel: CyberCrime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Glenny
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in Pittsburgh war alles andere als gleichgültig. Die E-Mail-Auszüge, die er von Matrix und anderen erhalten hatte, konnten nur eines bedeuten: Die Operation war verraten worden. Und wenn sie an Matrix verraten worden war, wer hatte dann sonst noch einen Tipp bekommen? Der Zeitpunkt hätte schlechter kaum sein können: Das FBI plante schon seit einigen Monaten die erste Verhaftungswelle in Sachen DarkMarket. Dass man es mit einem Secret Service zu tun hatte, der nicht kooperierte, war schon schlimm genug. Die Beamten des Landeskriminalamts Baden-Württemberg hatten erfahren, dass ihre französischen Kollegen im Zusammenhang mit DarkMarket eine Razzia vorbereiteten, aber die französische Polizei hatte sie brüskiert und erklärt, es sei nicht notwendig, dass sie in Paris an einer Planungskonferenz mit der britischen SOCA und dem US -amerikanischen Secret Service teilnahmen.
    Die anonyme Mail von Hushmail an Matrix 001 weckte bei den ermittelnden Polizeikräften eine Befürchtung, die von nun an über viele Monate im Raum stehen sollte. Sie mussten wissen, ob die undichte Stelle auf Achtlosigkeit oder auf einen Insider zurückging, oder ob ein Hacker in das Computernetzwerk von einem der ermittelnden Teams eingedrungen war. Jedes Mal, wenn etwas schiefging, machte sich der Verdacht breit, dass es unter den Ermittlern einen Verräter gab. Darunter musste die Moral zwangsläufig leiden.
    Mularskis Bemühungen, die ersten Festnahmen zu koordinieren, erwiesen sich als schwierig. Er hatte die gleichen Befürchtungen wie alle Cyberpolizisten: Wenn man nur einen Betrüger festnimmt und die anderen nicht, verbreitet sich die Nachricht, dass etwas nicht stimmt, in den Foren wie ein Lauffeuer, und die Zielpersonen verschwinden einfach. Deshalb war der Secret Service so versessen auf Geheimhaltung …
    Moment mal, dachte Mularski, wahrscheinlich liegt dort die undichte Stelle – beim Secret Service! Sorgfälig überlegte er, wer als Schuldiger infrage kam: a) der Secret Service; b) jemand aus seiner eigenen Organisation, was er aber bezweifelte, da man die Sicherheitsmaßnahmen beim FBI verschärft hatte, nachdem Iceman auf die Beteiligung der Polizei aufmerksam geworden war; c) bei der SOCA wusste man über Matrix Bescheid, aber die Briten waren immer die Verschwiegensten von allen; und d) natürlich die Deutschen – um sie einzuschätzen, fehlte ihm die Erfahrung, aber hatte er nicht eine unterschwellige Aggressivität zwischen den Landesbehörden in Stuttgart und dem wenige Autostunden weiter nördlich in Wiesbaden ansässigen Bundeskriminalamt bemerkt, die beide mit der Geschichte von DarkMarket vertraut waren. Er konnte es nicht mit Sicherheit sagen.
    Fürs Erste musste er die Spekulationen auf Eis legen. Mularskis vordringliches Anliegen war es jetzt, Kontakt mit Frank Eißmann vom LKA in Stuttgart aufzunehmen und mit ihm über die Ermittlungen gegen Matrix zu sprechen, bevor der junge Deutsche das Weite suchte. In Stuttgart wurde entschieden, dass es an der Zeit war, Nägel mit Köpfen zu machen, und Eißmann nannte das geplante Datum für Matrix’ Festnahme. Das wiederum bereitete der Polizei in London, Calgary und Paris Probleme, denn auf der Londoner Konferenz Anfang April hatte man sich endlich darauf geeinigt, bei allen Verdächtigen am gleichen Tag zuzuschlagen, dem 12. Juni. Bei der SOCA hatte man immer noch leicht ungute Gefühle, weil der Secret Service JiLsi schon seit der Shadowcrew-Zeit beobachtete. Sowohl das FBI als auch der Secret Service wollten seiner habhaft werden.
    Aber Matrix suchte nicht das Weite. Seine von der deutschen Polizei angezapften Chats und E-Mails ließen vielmehr darauf schließen, dass er durch die Hushmail keineswegs kaltgestellt worden war. Vielleicht war die Entscheidung, den Fall Matrix zu beschleunigen, voreilig gewesen?
    Am 10. Mai, genau eine Woche nach der ersten E-Mail, erhielt Matrix eine zweite. Dieses Mal kam sie von [email protected] . auto496064 war ein wenig verärgert:
    Mann, du hast es versaut.
    Unser Netzwerk hat euch deutschen Cardern eine ehrliche Warnung geschickt, und was macht ihr? Redet mit dem Scheiß- FBI !
    Ihr seid so bescheuert, ihr habt es verdient, in den Knast zu kommen.
    Aber wir haben die Kommunikation zwischen dem FBI und einem deutschen Typen abgehört, der sich »Iceman« nennt. Die haben einen Spitzel, der legt Köder für dich aus und wartet, bis du irgendwas kaufst oder verkaufst. Den Namen haben wir noch nicht. Aber du könntest uns

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