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CyberCrime

CyberCrime

Titel: CyberCrime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Glenny
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ziemlich sicher, dass es an der Zeit war, von nun an sauber zu bleiben. Er musste sich aus dem Morast befreien, in dem er steckte.
    Sein sechster Sinn sagte Renu auch, dass etwas Seltsames vorging. Wie ein Hirsch beim Sichern beobachtete, lauschte und schnupperte er nach dem leisesten Rascheln. Es war, als hätte er ein paar Tiere bemerkt, die hinter ihm her waren. Aus dem Augenwinkel glaubte er ein Rudel Löwen zu sehen, die um das Java Bean Café strichen. Und den Himmel suchte er nach kreisenden Geiern ab.
    War es nur Verfolgungswahn, oder bestand die Gefahr einer Kollision zwischen seinen beiden Leben als Renu und JiLsi? Wie dem auch sei, am besten war es, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Er konnte die offenkundigen Anzeichen nicht mehr unbekümmert ignorieren: den Wagen, der über längere Zeit in der Nähe des Cafés geparkt war; Fremde, die in den Laden kamen und dort einfach nicht hinpassten – falsche Bevölkerungsgruppe, falsche Kleidung. Nach ein paar Wochen wechselte Renu den Weg zum und vom Java Bean. Eines war klar: Er hatte Gesellschaft. Das waren die Löwen.
    Die Geier waren Angehörige einer weniger gut organisierten, aber ebenso bedrohlichen Mannschaft, die Warnungen wegen bestimmter finanzieller Verpflichtungen ausgestoßen hatten – Verpflichtungen, die Renu vor mehr als einem Jahr nach der katastrophalen Episode mit dem verloren gegangenen Speicherstick übernommen hatte. Jetzt verlangten sie ihre Fleischbrocken. Ob eine der beiden Gruppen verhandlungsbereit war? Oder würde er vor beiden fliehen müssen?
    Ein paar Monate zuvor, im März, hatte Mick Jameson die Funktion als Chefermittler im Fall JiLsi übernommen. Seine Behörde, die Serious Organised Crime Agency, war JiLsi nach einem Tipp von Keith Mularski schon seit mehr als einem halben Jahr auf der Spur. Sowohl der Secret Service als auch das FBI hatten JiLsi auf Grund seiner überaktiven Postings auf praktisch allen kriminellen Websites schon seit Langem als Zielperson ausgemacht (es ging so weit, dass eine Website fast als nicht koscher galt, wenn JiLsi dort nicht präsent war). Sein charakteristischer, munterer Avatar, der Pirat mit Augenklappe und Dreispitz, war allgegenwärtig.
    Die Serious Organised Crime Agency war die einzige Polizeibehörde, die mit den Operationen von FBI und Secret Service in Sachen DarkMarket gleichermaßen vertraut war; bis zu einem gewissen Grade wirkte die britische Behörde zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens als passiver Friedensstifter: Sie sorgte zumindest dafür, dass Lord Kaisersose und Theeeel in Frankreich zum gleichen Zeitpunkt festgenommen würden wie Matrix in Deutschland und JiLsi in England.
    Schon seit Februar hatte ein Observationsteam seine Kameras und Lauschmikrofone auf das Java Bean gerichtet. Die Beamten hatten Renu beschattet. Sie hatten mitbekommen, wie er sich mit einigen Personen traf, wobei häufig Tamilisch gesprochen wurde. Sie hatten gesehen, wie er anderen, die mit Autos ankamen und anschließend sofort wieder davonfuhren, Bargeld und Speichersticks übergab. Sie waren sogar auf einen zweiten Nutzer von DarkMarket gestoßen, der ebenfalls häufig das Java Bean aufsuchte. Aber sie waren hinter Renu her. Mit dem Teleobjektiv hatten sie Aufnahmen von seinem Bildschirm gemacht. Einer von Jamesons Kollegen hatte DarkMarket als gewöhnliches Mitglied unterwandert, so dass sie einen großen Teil von JiLsis Postings überwachen konnten. Außerdem fütterte Mularski sie mit unschätzbar wertvollen Geheimdienstinformationen. Dennoch hatten sie bisher keinen schlüssigen Beweis, dass Renukanth Subramaniam mit JiLsi identisch war. Dazu mussten sie ihn festnehmen.
    Die verschiedenen Polizeikräfte waren übereingekommen, in der zweiten Juniwoche zuzugreifen. Zwischen Secret Service und FBI war es schließlich zu einem gewissen Einvernehmen gekommen, und der 12. Juni sollte der entscheidende Tag sein. Dieser Plan wurde dann durch die anonymen E-Mails, die an Matrix 001 geschickt wurden, zunichtegemacht. Wenn JiLsis Festnahme schiefging, bestanden gute Aussichten, dass die Nachricht sich innerhalb weniger Minuten auf DarkMarket verbreitete, und damit wären jahrelange, mühsame Vorbereitungsarbeiten umsonst gewesen.
    Dann wurden Jamesons schlimmste Befürchtungen Wirklichkeit: Ein paar Tage nach Matrix’ Festnahme war JiLsi verschwunden. Er war morgens nicht zum Java Bean gegangen, sondern zur nahe gelegenen Station Wembley Park, um in die Londoner Innenstadt zu fahren.

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