Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cyberspace

Cyberspace

Titel: Cyberspace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
Vom Netzwerk:
Moment einer
    Europa-Reise, einsam im grauen Meer von gelöschtem Band - ist sie jetzt näher oder realer, weil er dort gewesen ist?
    Sie hatte ihm geholfen, seine Papiere zu bekommen, und ihm einen ersten Job im ASP-Geschäft verschafft. War das ihre Geschichte? Nein, Geschichte war die schwarze Front des Delta-Inducers, der leere Schrank und das ungemachte Bett. Geschichte war sein Widerwille gegen den vollkommenen Körper, in dem er erwachte, wenn der Strompegel sank, seine Wut auf den
    Radrikscha-Kuli und ihre Weigerung, durch den kontaminierten Regen zurückzuschauen.
    Aber jedes Fragment offenbart die Rose aus einem ändern Winkel, fiel ihm ein; aber Delta hatte ihn mitgerissen, bevor er sich fragen konnte, was das bedeuten könnte.
    2ULJLQDOWLWHO ª)UDJPHQWV RI D +RORJUDUQ 5RVH© &RS\ULJKW © 7977 E\ 8Q(DUWK 3XEOLFDWLRQV
    MRKQ VKLUOH\ XQG ZLOOLDP JLEVRQ
    =XEHK|U
    Es hätte im Club Justine oder Jimbo oder Sad Jack oder Rafters sein können; Coretti würde nie genau wissen, wo er sie zuerst gesehen hatte. Jederzeit hätte sie in jeder dieser Bars sein können.
    Sie ruderte durch das unterseebootartige Stilleben aus Flaschen und Gläsern und den trägen Zigarettenrauch ... sie bewegte sich in ihrem natürlichen Element, von Bar zu Bar.
    Jetzt erinnerte sich Coretti an ihre erste Begegnung, als betrachtete er es durchs falsche Ende eines starken Teleskops: klein und klar und sehr weit weg.
    Sie war ihm als erstes in der Backdoor Lounge aufgefallen. Die Bar hieß Backdoor, weil man sie von hinten durch eine schmale Gasse betrat. Die Mauern der Gasse waren mit Graffiti bekritzelt, und um die vergitterten Straßenlampen schwirrten Nachtfalter. Abgeblätterte Farbe von den gekalkten Ziegelmauern knirschte unter den Sohlen. Und dann der schummrige Raum mit der
    leicht irritierenden Atmosphäre von einem halben Dutzend andrer Bars, die an gleicher Stelle unter andrer Geschäftsleitung eröffnet und wieder dichtgemacht worden waren. Coretti kam
    manchmal hierher, weil ihm das müde Grinsen des schwarzen Barkeepers sympathisch war und
    weil von den wenigen Gästen kaum plumpe Vertraulichkeiten zu erwarten waren.
    Es war für ihn ein Problem, mit Fremden zu plaudern auf Parties und in Bars.
    Keine Probleme hatte er auf dem hiesigen College, wo er über Linguistik und Rhetorik dozierte; er konnte mit dem Leiter seiner Abteilung fachsimpeln, wie man schon in der
    Gesprächseröffnung Themenfolge und -wähl steuert. Aber mit Fremden in Bars oder auf Parties konnte er nicht reden. Auf Parties ging er selten. In Bars ging er oft.
    Coretti wußte nicht, wie man sich anzieht. Sieht man Kleidung als Sprache an, so war Coretti diesbezüglich ein Stotterer, der zu keiner zusammenhängenden modischen Grundaussage fähig war, die fremde Menschen entkrampft hätte. Seine Ex-Frau sagte, er ziehe sich an wie ein
    Marsmensch; er sehe aus, als gehöre er nicht hierher. Diese Bemerkung hatte ihm mißfallen, da sie stimmte.
    Er hatte noch nie so eine Frau gehabt wie die, die nun mit leicht gebeugtem Rücken im
    Unterwasserlicht saß, das sich vom Backdoor-Tresen ergoß. Das gleiche Licht war in den
    Brillengläsern des Barkeepers eingefangen, steckte in den Hälsen der aufgereihten Flaschen, sprenkelte den Spiegel. In diesem Licht war ihr Kleid grün wie junger Mais und zeigte wie ein halb geschälter Kolben viel Rücken und Bein durch die seitlichen Schlitze. Ihr Haar war
    kupferrot in jener Nacht. Und ihre Augen waren in jener Nacht grün.
    Er zwängte sich entschlossen durch die leeren Chrom-und Formica-Tische, bis er zur Bar
    gelangte, wo er einen Bourbon pur bestellte. Er zog seinen Dufflecoat aus, der wie von selbst auf seinem Schoß zu liegen kam, als er sich auf den Hocker neben ihr setzte. Toll, dachte er, jetzt denkt sie, du willst 'ne Erektion verbergen. Und erschrocken stellte er fest, daß er eine zu verbergen hatte. Er betrachtete sich im Spiegel hinter der Bar: ein Typ in den Dreißigern mit lichter werdendem dunklen Haar und einem blassen, schmalen Gesicht auf einem langen Hals, der zu lang war für den offenen Kragen des Nylonhemds, das in drei grellen Farben mit
    Automobil-Gravuren von 1910 bedruckt war. Er trug dazu eine Krawatte mit breiten braun—
    schwarzen Diagonalstreifen, die vermutlich zu schmal war für die unmöglich langen
    Hemdkragenspitzen, wie er nun fand. Oder die Farbe stimmte nicht. Oder sonst was.
    Die grünäugige Dame neben ihm sah im klaren, dunklen Spiegelbild aus wie Irma La Douce.
    Aber als er

Weitere Kostenlose Bücher