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Cyberspace

Cyberspace

Titel: Cyberspace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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für das, was er zu tun hatte.
    Nance riß den Arm hoch und öffnete die Hand, aber darauf war er gefaßt; er stieß die Hand weg, ohne auch nur einen Blick auf den dunklen Tunnel oder gar die roten Äuglein zu werfen. Dann stürzten sie beide zu Boden, und er kam auf ihr zu liegen und spürte ihren heißen, hektischen Atem im Gesicht. »Deke! Deke! Ich EUDXFKH den Stoff, Deke. Das Bewerbungsgespräch, meine
    einzige ... brauch's ... brauch es ...« Sie drehte das Gesicht von ihm ab und schrie gegen die Wand an. »Bitte, mein Gott, bitte nicht ...«
    »Wo hast du's hingetan?«
    Eingekeilt zwischen Bett und Deke fing Nance zu zucken an; ihr ganzer Körper verkrampfte sich vor Schmerz und Angst.
    »Wo ist es?«
    Ihr Gesicht war blutleer, totenbleich, und in ihren Augen lag blankes Entsetzen. Die Lippen bebten. Nun war es zu spät zum Aufhören; er hatte die Schwelle überschritten. Deke war zum Kotzen zumute, vor allem weil er auf einer unerwarteten, unliebsamen Stufe 6SD‰ daran fand.
    »Wo ist es, Nance?« Und er fing an, sehr behutsam ihr Gesicht zu streicheln.
    Deke holte den Aufzug vom Jackman's mit einem Finger herunter, der schnell und zielsicher wie eine Wespe ansetzte und geziert wie ein Schmetterling auf dem Rufknopf landete. Er war voller Tatkraft und hatte alles unter Kontrolle. Auf dem Weg nach oben zog er die Sonnenbrille ab und kicherte seinem Spiegelbild in der verchromten, von fettigen Fingern verschmierten Wand zu.
    Obwohl seine Pupillen zur Winzigkeit verengt waren, was nicht verborgen blieb, strahlte die Welt neongrell.
    Tiny wartete. Er zog die Mundwinkel hoch zu einem süßen Lächeln, als er Dekes
    Regenbogenhäute sah und die betont lässigen Bewegungen, die erfolglosen Versuche, eine
    dopinglose Schwerfälligkeit an den Tag zu legen. »Nun«, sagte er mit mädchenhafter Stimme,
    »wie's scheint, darf ich mich auf eine leckere Partie gefaßt machen.«
    Der Max war über eine Lehne des Rollstuhls drapiert. Deke ging an seinen Platz und verbeugte sich nicht ganz ohne Spott. »Fliegen wir.« Als Herausforderer spielte er defensiv. Er ließ seine Flieger in einer konservativen Höhe materialisieren, die zugleich noch Möglichkeit zum
    Sturzflug und zum Sichten eines Angriffs von Tiny bot. Dann wartete er ab.
    Die Zuschauer tippten. Ein Dicker mit Brillantine im Haar guckte baff aus der Wäsche, ein Lokalmatador mit eingefallenen Augen fing zu lächeln an. Ein Raunen kam auf. Augen in
    zeitrafferhaft erstarrten Köpfen rollten in Zeitlupe hin und her durch die hochgepowerte
    Reaktionszeit. Dauerte vielleicht drei Nanosekunden, um die Angreifer zu lokalisieren. Deke riß den Kopf hoch und ...
    Verdammte Scheiße, er war EOLQG Die Fokker schossen direkt von der 200-Watt-Birne heran,
    und Tiny hatte ihn durch seine List dazu gekriegt, mitten ins Licht zu schauen. Total geblendet, sah er nichts mehr. Er drückte die tränenden Augen zu und konzentrierte sich verzweifelt auf die Visualisierung. Er teilte seine Formation, ließ zwei Flieger nach rechts und einen nach links biegen. Sofort zog er jeden davon in eine halbe Kurve und holte sie zurück. Er mußte auf gut Glück ausweichen - wo die feindlichen Maschinen waren, konnte er nicht sagen.
    Tiny kicherte. Deke hörte ihn durch die Geräuschkulisse der Zuschauer, die jubelten und fluchten und Münzen auf den Tisch knallten, die anscheinend unabhängig vom Auf und Ab des Duells
    Synkopen setzten.
    Als im nächsten Moment sein Augenlicht zurückkehrte, trudelte eine brennende Spad ab. Fokker hängten sich seinen restlichen Fliegern an die Fersen, wobei die eine von einer und die andre von zweien verfolgt wurde. Schon in der dritten Spielsekunde war er mit einer Maschine im Nachteil.
    Hin und her zuckelnd, um zu verhindern, daß Tiny sich mit einem Peilstrahl anheftete, drehte er mit der einzeln verfolgten Maschine einen Looping, während er die andere in den blinden Fleck zwischen Glühbirne und Tiny lenkte.
    Tinys Miene wurde sehr gefaßt. Der leichteste Anflug von Enttäuschung - oder gar Verachtung -
    wurde von der äußeren Ruhe überdeckt. Er verfolgte die Flieger beharrlich und wartete aufs nächste Manöver.
    Unmittelbar vor dem blinden Fleck ließ Deke seine Spad in einen Sturzflug absacken, so daß die Fokker darüber hin wegschössen und sich ungestüm in die Kurve legten und abdrehten, um
    wieder in Position zu kommen.
    Die Spad schoß auf die dritte Fokker nieder, die Dekes andere Maschine an diese Stelle gelockt hatte. Das Feuer bestrich die

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