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Cyberspace

Cyberspace

Titel: Cyberspace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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kommt's, daß ich es sehe?«
    Nance kicherte. »Das ist das beste dran - die halbe Arbeit ist noch ungetan. Hatte noch keine Zeit, die einzelnen Teilchen in ein einheitliches Programm zu packen. Mach das Radio an, sei so lieb. Ich will tanzen.« Sie strampelte ihre Schuhe ab. Deke fand was Draufgängerisches. Weil sie ihn darum bat, stellte er es fast flüsterleise.
    »Tja, ich hab 'ne Doppeldosis Hype ergattert.« Sie hüpfte auf dem Bett und winkte mit den Händen wie eine balinesische Tänzerin. »Schon mal probiert, das Zeug? Gibt dir quasi absolute Konzentration. Guck doch mal!« Sie balancierte HQ SRLQWH »Noch niemals gemacht.«
    »Hype«, sagte Deke. »Der Letzte, von dem ich hörte, daß er mit dem Stoff erwischt wurde,
    kriegte drei Jahre in der Infantrie. Wie bist du rangekommen?«
    »Machte 'nen Deal mit einem Veteranen. Das Zeug gibt mir perfekte visuelle Vorstellung. Ich kann die Projektion halten, wenn ich die Augen zu habe. Es war eine Kleinigkeit, das Programm im Kopf zusammenzufügen.«
    »Mit nur zwei Hypes, hm?«
    »Einem. Das andre heb ich auf. Der Prof war so beeindruckt, er hat mir ein Vorstellungsgespräch arrangiert. Ein Personal-anwerber der IC Wetware kommt in zwei Wochen ans College. Der
    Prof will das Programm XQG mich an ihn verkaufen. Ich kürze das College um zwei Jahre ab und kann schnurstracks in die Wirtschaft.«
    Die Schlange ringelte sich zu einer flammenden Tiara zusammen. Deke bekam ein flaues Gefühl, wenn er sich vorstellte, daß Nance aus seinem Leben verschwinden würde.
    »Ich bin eine Hexe«, trällerte Nance, »eine Wetware-Hexe.« Sie zog das Shirt über den Kopf und schleuderte es davon. Ihr zierlicher, fester Busen wippte nur leicht beim Tanzen. »Ich schaff's« -
    nun sang sie einen der neuesten Hits - »bis an die Spitze!« Ihre kleinen, rosigen Brustwarzen standen ab. Die Feuerschlange leckte daran und schnellte weg.
    »Heh, Nance«, sagte Deke unruhig, »flipp mir nicht aus, du!«
    »Ich feiere!« Sie hakte den Daumen in den glänzenden, goldfarbenen Slip. Feuer züngelte
    zwischen Hand und Schritt. »Ich bin die Unschuldsgöttin und hab die Ma-acht!« Sie trällerte wieder.
    Deke wandte sich ab. »Muß jetzt gehn«, murmelte er. Muß heim und mir einen runterholen. Er fragte sich, wo sie das zweite Dope versteckt hatte. Konnte praktisch überall sein.
    Es gab ein Protokoll in der Szene, eine stillschweigende Übereinkunft über die Rangfolge, aufwendig wie's Protokoll am Hofe eines Mandarins. Es spielte keine Rolle, daß Deke ein heißer Tip war, dessen Ruf sich wie ein Lauffeuer ausbreitete. Nicht mal ein berühmter Flieger konnte einfach herausfordern, wen er wollte. Er mußte auf der Rangleiter nach oben klettern. Aber wenn man allabendlich seine Flieger kämpfen ließ, wenn man jede Herausforderung annahm, und
    wenn man gut war ... tja, dann kam man schnell nach oben.
    Deke war mit einem Flieger im Vorteil. Es war ein Turnierkampf, drei Flieger gegen drei. Nicht viele Zuschauer, vielleicht ein Dutzend, aber ein lautes, grölendes Publikum. Deke war in die Manie des Kampfes vertieft, als ihm plötzlich auffiel, daß es still geworden war. Sah die Fans aufgeregte Blicke austauschen. Alle Augen wandten sich ab. Er hörte die Aufzugtür zugehn.
    Gelassen schaffte er sich das zweite gegnerische Flugzeug vom Hals und riskierte dann einen raschen Blick über die Schulter.
    Tiny Montgomery betrat gerade das Jackman's. Der Rollstuhl surrte übers braungewordene
    Linoleum, von feinen Zuckungen der unvollständig gelähmten Hand gelenkt. Seine Miene war
    streng, leer, gefaßt.
    In dem Moment verlor Deke zwei Flieger. Eins aus Unschlüssigkeit - es verblaßte und wurde vom Gerät gelöscht - und das andere, weil sein Gegner ein zäher Kämpfer war. Der Bursche
    machte 'ne Rolle, bremste ab, brach zur Seite aus und griff im Tiefflug an. Dekes Flieger stürzte brennend ab. Die beiden verbliebenen Flieger hatten gleiche Höhe und Geschwindigkeit, so daß sie, auf der Suche nach einer günstigen Position wendend, automatisch auf eine Kreisbahn
    gerieten.
    Die Fans machten Platz, als Tiny an den Tisch heranrollte. Der lange, dünne, lässige Bobby Earl Cline folgte ihm hintendrein. Deke und sein Gegner verständigten sich mit einem Blick und zogen ihre Flieger vom Billardtisch zurück, um den Mann ausreden zu lassen. Tiny lächelte. Er geizte mit Mimik, die sich aufs Zentrum seines blassen, teigig aufgedunsenen Gesichts
    konzentrierte. Ein Finger zuckte leicht auf der

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