Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cyberspace

Cyberspace

Titel: Cyberspace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
Vom Netzwerk:
das zeigt, daß ich echt begabt bin für den Scheiß. Weißt schon. Ich meine, das Programm gibt mir 'nen Vorteil, aber ich hab das Zeug, um davon Gebrauch zu machen. Ich hab allmählich schon 'nen Ruf hier, weißt du?« Impulsiv stellte er das Radio an. Kratziges Dixieland-Blech posaunte heraus. »Heh«, sagte Nance, »macht's dir was aus?« »Nein, ich ...« Er drehte an den Knöpfen, fand irgendwas Lahmes, Schmalziges. »So. Komm schon, steh auf!
    Tanzen wir!«
    »Eh, du weißt doch, ich kann nicht ...« »Sicher kannste, Süße.« Er warf ihr den großen Teddy zu und schnappte sich ein buntgemustertes Baumwollkleid vom Boden. Er hielt es an Hüfte und
    Ärmel und klemmte den Kragen unters Kinn. Es roch nach Patschuli und leicht verschwitzt.
    »Guck, ich hier, du dort. Wir tanzen. Klar?«
    Blinzelnd stand Nance auf und griff sich den Bären. Dann tanzten sie langsam und schauten sich in die Augen dabei. Nach einer Weile fing sie zu weinen an. Aber trotzdem lächelte sie noch.
    Deke hing Tagträumen nach und stellte sich vor, er sei Tiny Montgomery in seinem
    Senkrechtstarter. Stellte sich vor, wie die Maschine auf die feinste Nervenzuckung reagierte, wie der ständige Hypnotika-Strom in seinen Adern rieselte und dadurch die Reflexe hochpowerte.
    Der Boden von Nance wurde zum Dschungel, ihr Bett ein Plateau im Vorgebirge der Anden, und Deke flog seine Spad mit forcierter Geschwindigkeit, als war's eine vollelektro-nische,
    interaktive Kampfmaschine. Computer-gesteuerte Infusionsgeräte beschickten den Blutstrom tröpfchenweise mit einer Nährlösung für Hochleistungs-phasen. Direkt ins Gehirn gelegte
    Sensoren steuerten eine supersonische Wende im grünblauen Himmel über dem bolivianischen
    Regenwald. Tiny hätte den Luftstrom VSUHQ können.
    Drunten hackten sich Infanteristen durch den Dschungel. Um sie zum tödlichen Veitstanz
    anzustacheln, war ihnen über dem Ellbogen jeweils eine Hype-Pumpe umgeschnallt, eine flüssige Portion Hölle in blauer Plastikspritze. Sie kamen vielleicht auf insgesamt zehn Minuten Stoff pro Woche. Aber wenn man mit hochgedrehten Reflexen in Wipfelhöhe herankommt und so tief
    fliegt, daß die Fußtruppen einen erst entdecken, wenn man schon über ihnen ist, die Phos-gene abwirft und abdüst, ehe sie's richtig merken ... dazu braucht man schon einen ständigen
    Hypnotika-Spiegel, um überhaupt durchzuhalten. Und das neurale Interface mit dem Jet war
    keine Einbahnstraße. Der Bordcomputer steuerte die biochemischen Abläufe und beschloß, wann die Schleusen geöffnet wurden, um der menschlichen Hälfte im Gespann einen mörderischen
    Schuß Kampfgeist zu verpassen.
    Eine solche Dosis auf Dauer frißt dich auf. Frißt dich langsam, aber sicher auf, ätzt die Hirnhäute, zernagt die Zellwand-häutchen im Gehirn. Wenn du nicht rechtzeitig aus der Luft geholt wirst, kommt's zum Schwund der Hirnzellen - die Reflexe sind dermaßen schnell, daß der Körper nicht mehr damit klarkommt, während dein Kampf-oder-Flucht-Reflex total hin ist ...
    »Eins zu null für mich, Prolli!«
    »Hm?« Deke sah verdutzt auf, als Nance türknallend herein-schneite und Bücher und Tasche auf den nächsten Haufen warf.
    »Mein Examensprojekt - ich wurde von der Abschlußprüfung befreit. Der Prof sagt, so was hat er noch nicht erlebt. Eh, du, mach dunkler, sei so nett! Die Farben irritieren mich.«
    Er gehorchte. »Zeig her! Zeig mir dein Wunderding!«
    »Ja klar.« Sie steckte sich seine Fernbedienung an, räumte mit dem Fuß einen Stehplatz auf dem Bett frei und ging in Pose. Ein Funke in ihrer Hand loderte zur Flamme auf. Sie erstreckte sich als quecksilberne Linie über den Arm und um den Hals, wurde zur Schlange mit dreieckigem
    Kopf und züngelnder Zunge. Fließende Farben in Orange-und Rottönen. Sie glitt zwischen ihren Busen. »Hab's Feuerschlange getauft«, erklärte sie stolz.
    Deke beugte sich zu ihr, und sie wich erschrocken zurück.
    »Sorry. Es ist deine Flamme, hm? Ich meine, ich kann die kleinen Ficker drin sehn.«
    »Schon.« Die Feuerschlange glitt ihr den Bauch hinunter. »Nächsten Monat schneid ich
    zweihundert separate Flammen-programme in visuell geeigneter Kombination zusammen. Dann
    zapfe ich an, wie der Verstand die Körpergestalt registriert, damit sich das Ding selbsttätig orientieren kann. Damit kann es über deinen Körper gleiten, ohne daß man sich darum kümmern muß. Man könnte tanzen dabei.«
    »Vielleicht bin ich blöd. Aber das alles ist noch nicht getan, also wie

Weitere Kostenlose Bücher