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Cyboria - Die geheime Stadt

Cyboria - Die geheime Stadt

Titel: Cyboria - Die geheime Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. Baccalario
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bereits stark verrostet und schien nicht mehr ganz funktionstüchtig. Trotzdem gaben alle ihr Bestes, um ihre Aufgaben zu erfüllen. Einige versuchten unerschütterlich Spülmittel aus verstopften Düsen zu spritzen, andere taten alles, um stehen gebliebene Instrumente und defekte Bürsten wieder zum Laufen zu bringen. Ein hoffnungsloses Unterfangen. Aber sie waren unermüdlich bestrebt, die programmierten Pflichten zu erfüllen. Ein rührendes Bild.
    Sie passierten den Springbrunnen mit einer Steinfigur, die einem Mann nachgebildet war, der eine brennende Fackel in der Hand hielt und in die Ferne schaute. In die Bogengänge zwischen den einzelnen Wartesälen waren Mosaiken mit Inschriften in fünf Sprachen eingelassen. Im Bogengang über ihnen konnten sie EINLADEND UND LUFTIG lesen. Vom Springbrunnen aus gelangte man entweder in das THEATER EXCELSIOR oder in den GROSSEN WARTESAAL . Da das Theater noch geschlossen zu sein schien (eine Anzeigetafel verkündete, dass die Vorstellung erst in einer halben Stunde beginnen würde), entschieden sie sich für den Wartesaal.
    Hier standen eng aneinandergereiht Liegestühle und bequeme Polsterliegen. Die Gewölbedecke war mit einem längst verblichenen Sternenhimmel bemalt, den ein paar Roboterspinnen vergeblich wegzuwischen versuchten. Der Boden aus rot-weiß-blau-schwarzem Porzellanmosaik allerdings war blitzblank, denn hier fuhren die Roboter mit Wachsrollen unter den Füßen Rollschuh. Die Wände des Wartesaals waren tiefschwarz.
    Medea fuhr mit der Hand über die weichen Matratzen der Liegestühle, denen der Zahn der Zeit deutlich anzumerken war: Milben hatten sich eingenistet, Motten Löcher gefressen, Generationen von Vögeln Federn und eingetrocknete Exkremente hinterlassen. Über allem lag eine dicke Staubschicht. Alles eindeutige Beweise, dass sich hier seit vielen Jahren kein Reisender mehr ausgestreckt hatte, um zu warten … Auf was auch?
    An den Wänden hingen drei riesige Uhren, die Zeiger aber bewegten sich nicht. Die erste zeigte die Zeit in Paris und Rom an, die zweite die in New York und die dritte die in Cyboria. Unter den Uhren war ein Metallschild angebracht, dessen Text durch die Staubschicht schwer zu entziffern war. Otto wischte mit der Hand darüber und entdeckte eine farbige Linie, die immer wieder von Kreisen unterbrochen wurde, wie der Streckenplan einer U-Bahn mit den einzelnen Haltestellen.
    »Orsay … Napoleon …«, las Otto, »das sind alles Haltestellen eines anderen Zuges.«
    »Oder einer Straßenbahn«, korrigierte ihn Medea, die den Staub von der anderen Seite des Schildes weggewischt hatte, sodass das Bild einer Straßenbahn und der Name der Linie sichtbar wurde: ZANG - TUMB - TUMB .
    Jago grinste: »Meint ihr, wir sollten jetzt die ZANG - TUMB - TUMB -Linie nehmen?«
    »Keine Ahnung.«
    Ein Spinnenroboter kletterte auf das Schild und begann es langsam, aber gründlich mit gräulich schimmerndem Wasser zu reinigen.
    »Wir sollten warten, bis der Roboter mit seiner Arbeit fertig ist, dann können wir den Text besser lesen.«
    Sie verließen den Wartesaal durch eine zweiflügelige Tür, über der in weißen Mosaikbuchstaben auf schwarzem Untergrund geschrieben stand:
    Hier braucht man keine Fahrkarten oder Pässe!
Hier braucht man Ideen!
    Und darunter, sehr viel kleiner:
    Besorge dir deine bei unserem Auskunftsbüro.

-10
Schwierigkeiten und Erkenntnisse
    S ie kamen an einen blank gescheuerten Bahnsteig, von dem aus ein leuchtend blaues Trittbrett zu einer Straßenbahn aus der Zeit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert führte. Sie trug die Nummer 85479. Die Türen der Straßenbahn standen weit offen, so als ob sie nur auf Passagiere gewartet hätte.
    »Ich glaube, die wartet auf uns.«
    »Straßenbahn Nummer 85479. Ich hoffe, das sind keine fortlaufenden Nummern, sonst würde das heißen, dass schon einige davon abgefahren sind.«
    Galeno, der ihnen bis zu diesem Moment schweigend gefolgt war, ging auf die Straßenbahn zu und betrachtete sie aufmerksam. Dann stieg er ein und stellte sich in den Führerstand. Er betätigte einen Hebel, wodurch auf dem Dach ein Mechanismus in Gang gesetzt wurde. Der Stromabnehmer der Straßenbahn wurde mit der Oberleitung über den Gleisen verbunden. Blaue Funken sprühten, und die Bezeichnung der Straßenbahn sprang eine Zahl weiter (jetzt war sie Nummer 85480). Danach ertönte das Brummen eines startenden Motors.
    Das dauerte allerdings nur wenige Sekunden, dann war ein saugendes Geräusch zu hören,

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