Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cyclop

Cyclop

Titel: Cyclop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
Steinmetz zusammengezuckt. Ohne auf eine Antwort zu warten, wandte der russische Offizier sich ab und hüpfte davon. Er sah über die Schulter und merkte, daß Steinmetz noch einige Sekunden bewegungslos neben seinem Fahrzeug stand, bevor er wieder hineinkletterte und zurück zur Kolonie fuhr. Eine silbrige Staubwolke hing über der Stelle, an der das Fahrzeug gewendet hatte.
    Leuschenko beglückwünschte sich selbst. In zwei Stunden war diese Sache erledigt. Als er wieder bei seinen Männern war, studierte er noch einmal das Gelände vor der Luftschleuse durch sein Fernglas. Schließlich war er sicher, daß sich keine Amerikaner hinter irgendwelchen Steinen versteckten. Er gab den Befehl, sich aufzuteilen und in breiter Formation vorzurücken. Das Team von sowjetischen Elitesoldaten begann seinen Angriff, ohne im geringsten zu ahnen, daß es direkt in Steinmetz’ Falle lief.
48
    Vor dem Eingang zur Jersey Colony parkte Steinmetz sein Mondfahrzeug und verschwand in der Luftschleuse. Er ließ sich bewußt Zeit, damit Leuschenko jede seiner Bewegungen beobachten konnte.
    Aber sobald er außer Sicht der Russen war, eilte er aus dem Vorraum der Schleuse in einen Seitentunnel, der den Hang des Kraters hinaufführte. Zehn große Mondschritte und eine Minute später kauerte er in einer kleinen, hinter Geröll verborgenen Höhlenöffnung, die von der Umgebung nicht zu unterscheiden war. Neben ihm lag eine andere Gestalt im Raumanzug auf dem Boden und starrte durch das Teleskop eines Gewehres.
    Willy Shea, der Geophysiker der Kolonie, merkte nicht, daß er Besuch bekommen hatte, bevor Steinmetz ihm auf die Schulter klopfte. »Sehr beeindruckt scheinst du sie nicht zu haben«, meinte Shea. »Die Indianer greifen unser Blockhaus an.«
    Von seinem erhöhten Beobachtungsposten aus sah Steinmetz deutlich, daß Major Leuschenko und seine Männer in Gefechtsformation auf das Tal vorrückten. Sie kamen wie Jäger, die ihre Beute beschleichen. Dabei bewegten sie sich unbeholfen, sprangen auf und ab, warfen sich alle paar Meter hinter Felsbrocken und nutzten jeden Schatten und jede Geländekontur.
    Die hüpfenden Bewegungen, die wegen der Mondschwerkraft sowieso unvermeidlich waren, taten ein Übriges. Selbst ein erfahrener Scharfschütze hätte seine Schwierigkeiten gehabt, auch nur eine dieser Gestalten mit Sicherheit zu treffen.
    »Schieß dem Mann an der Spitze vor die Füße«, sagte Steinmetz. »Ich will seine Reaktion beobachten.«
    »Wenn sie unsere Frequenz abhören, werden sie genau mitbekommen, was wir vorhaben«, protestierte Shea.»Sie haben überhaupt keine Zeit, die Frequenzen abzusuchen. Ruhig jetzt, schieß lieber.«
    Shea zuckte in seinem Raumanzug mit den Schultern, spähte wieder durch sein Zielfernrohr und jagte eine Garbe los.
    Die Schüsse waren völlig lautlos, denn in der Atmosphäre des Mondes konnten sich die Schallwellen nicht ausbreiten.
    Vor Leuschenko wirbelte Staub auf. Der russische Offizier warf sich sofort zu Boden. Seine Männer bewegten sich fast simultan und beobachteten aufmerksam die Umgebung, um festzustellen, von wo geschossen worden war. Sie warteten auf den nächsten Schuß, aber nichts geschah.
    »Hat jemand gesehen, wo der Schütze sitzt?« wollte Leuschenko wissen.
    Die Antworten waren negativ.
    »Sie befinden sich noch außer Schußweite«, erklärte Hauptmann Iwan Ostrowski. Dem Veteranen des Afghanistan-Krieges fiel es schwer, daran zu glauben, daß er sich zur Zeit im Nahkampf-Einsatz auf dem Mond befand. Er deutete mit der Hand auf einen Ring von Steinen etwa zweihundert Meter vor ihnen. »Was halten Sie von diesen bunt bemalten Steinen, Major?«
    Zum ersten Mal fielen Leuschenko einige Gesteinsbrocken auf, die sich in einer unregelmäßigen Linie durch das Tal zogen und mit orangefarbenen Farbklecksen gekennzeichnet waren.
    »Ich glaube nicht, daß das etwas mit uns zu tun hat«, meinte er. »Wahrscheinlich dienen sie zu irgendeinem wissenschaftlichen Experiment.«
    »Es kommt mir vor, als wären wir von oben beschossen worden«, bemerkte Petrow.
    Leuschenko nahm wieder das Fernglas zur Hand, setzte es auf den Dreifuß und suchte sorgfältig die Ränder des Kraterhanges ab. Die Sonne erstrahlte in blendendem Weiß, aber da es keine Luft gab, in der das Licht sich ausbreiten konnte, war ein Astronaut im Schatten eines Steines praktisch völlig unsichtbar.
    »Nichts zu sehen«, meinte er schließlich.
    »Falls sie darauf warten, daß wir in ihre Schußweite kommen, werden sie nicht

Weitere Kostenlose Bücher