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Cyclop

Cyclop

Titel: Cyclop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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daß sie inzwischen wissen, was wir vorhaben.«
    »Und das bereitet Ihnen keine Sorgen?«
    »Unser Vorteil liegt in Leuschenkos militärischer Erfahrung und in seiner überlegenen Bewaffnung, Genösse Vorsitzender.«
    Jasenin strahlte absolute Zuversicht aus. »Die Amerikaner sind in einer Situation, die ihnen nicht die geringste Chance läßt.«
47
    Major Grigorj Leuschenko lag ausgestreckt im feinen grauen Mondstaub und starrte über die endlose Fläche vor ihm unter einem pechschwarzen Himmel. Die Stille und die geisterhafte Landschaft erinnerten ihn an die öden Wüsten des afghanischen Seistan Basin. Die rollenden Hügel und Bodenwellen waren von verwirrender Eintönigkeit und ließen kaum eine Orientierung zu. Sie erinnerten Leuschenko an eine riesige Fläche erstarrten Gipses, doch irgendwie waren sie ihm auch merkwürdig vertraut.
    Er kämpfte kurz gegen eine aufsteigende Übelkeit. Er und seine Männer litten unter der Schwerelosigkeit. Anders als reguläre Kosmonauten hatten sie nur wenige Tage Zeit gehabt, sich in einem Training auf die veränderten Umweltbedingungen einzustellen. Die meiste Zeit der knapp einwöchigen Vorbereitung hatte man mit militärischen Instruktionen verschwendet und ihnen ein möglichst genaues Bild der Lage der amerikanischen Station vermittelt.
    Er spürte, wie sich eine Hand auf seine Schulter legte. Ohne sich umzudrehen, meldete er sich in seinem Helm-Funkgerät.
    »Was ist los?«
    Leutnant Dimitri Petrow ließ sich neben ihm niedersinken und wies mit der Hand in Richtung eines flachen Tales zwischen den Hängen zweier fast zusammengefallener Krater etwa tausend Meter zur Linken. »Fahrzeugspuren und Fußabdrücke führen in den Schatten unter dem linken Kraterrand. Ich kann dort drei, möglicherweise vier kleine Gebäude ausmachen.«
    »Das sind Treibhäuser«, erklärte Leuschenko. Er starrte wieder durch eine Art Fernglas, eine kastenförmige Konstruktion auf einem Stativ, deren breites Okular er gegen seinen Helm preßte. »Jetzt kann ich es deutlich sehen, es gibt eine Art Eingang in den Felsen, wahrscheinlich eine Luftschleuse zur Station. Aber kein Lebenszeichen. Die ganze äußere Anlage wirkt verlassen.«
    »Sie könnten es mit einem Hinterhalt versuchen«, meinte Petrow.
    »Wo sollen sie sich verstecken?« fragte Leuschenko und breitete die Arme aus. »Die Felsbrocken hier sind zu klein, um einem Mann Deckung zu geben. Es gibt keine Senken oder Gräben, und ich sehe auch keinerlei Anzeichen für irgendeine Verteidigungsanlage. Ein Astronaut in einem unförmigen weißen Druckanzug fällt hier so auf wie ein Schneemann auf einer Kohlenhalde. Nein, sie müssen sich in ihrer Höhle verbarrikadiert haben.«
    »Keine sehr geschickte Verteidigungsposition. Der Vorteil liegt bei uns.«
    »Sie haben noch immer den Raketenwerfer.«
    »Damit können sie aber gegen Männer, die in einer aufgefächerten Formation anrücken, nichts ausrichten.«
    »Das stimmt, aber wir haben keine Deckung und wissen nicht, welche Waffen sie sonst noch haben.«
    »Wenn wir das Feuer direkt auf die Luftschleuse konzentrieren, können wir sie völlig in Schach halten«, schlug Petrow vor.
    »Unsere Befehle lauten, keine unnötigen Zerstörungen an der Basis anzurichten«, erinnerte Leuschenko. »Wir müssen eindringen…«
    »Da bewegt sich etwas!« rief Petrow.
    Leuschenko widmete sich wieder seinem Fernglas. Ein merkwürdig aussehendes offenes Fahrzeug bog um eine Ecke eines Treibhauses und näherte sich langsam ihrer Position. Von einer Antenne hing etwas, das man für eine weiße Flagge halten konnte. Der russische Offizier beobachtete die Annäherung, bis das Fahrzeug etwa fünfzig Meter entfernt anhielt und eine weiße Gestalt ausstieg.
    »Interessant«, meinte Leuschenko nachdenklich. »Die Amerikaner wollen verhandeln.«
    »Könnte ein Trick sein. Vielleicht wollen sie nur feststellen, wie stark wir sind.«
    »Das glaube ich nicht. Sie würden es nicht mit einer Kontaktaufnahme unter der weißen Fahne versuchen, wenn sie sich in einer Position der Stärke fühlen würden. Ihre Geheimdienst-Leute und ihre Beobachtungssysteme auf der Erde werden sie bereits von unserer Ankunft unterrichtet haben, also wissen sie wahrscheinlich auch, daß wir ihnen militärisch überlegen sind. Amerikaner sind Kapitalisten. Sie sehen alles aus einer streng geschäftsmäßigen Sicht. Wenn ein Kampf keine Aussicht auf Erfolg bringt, dann versuchen sie es mit einem Geschäft.«
    » Sie wollen sich mit ihm treffen?«

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