Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cyclop

Cyclop

Titel: Cyclop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
Knie. Sie wandte sich zu ihm, und er sah Tränen auf ihren bleichen Wangen. Ohne etwas zu sagen, sah er sie einen Augenblick lang an. Er wußte nicht, wie er sie hätte trösten können. Für einen klaren Gedanken war er zu erschöpft.
    »Raymond hat versucht, dich zu retten«, flüsterte sie. »Ich wußte, daß sie ihn niemals endgültig brechen konnten. Am Ende hat er sich noch einmal aufgerafft.«
    LeBaron hustete. Er sah zu Jessie auf, sein Gesicht bleich und blutleer. »Kümmere dich um Hilda«, keuchte er. »Ich gebe alles in deine Hände.«
    Bevor er noch etwas sagen konnte, erzitterte der Raum unter dem Donner einer Explosion.
    Quintanas Team hatte damit begonnen, die elektronischen Einrichtungen der Anlage zu sprengen. Sie würden bald von hier verschwinden müssen, und sie würden Raymond LeBaron nicht mitnehmen können.
    Pitt dachte an all die Zeitungsartikel und Magazinberichte, die diesen sterbenden Mann als einen stahlharten Geschäftsmann und Finanzmagier glorifiziert hatten, der seinen Willen riesigen Konzernen und Politikern in höchsten Ämtern aufgezwungen hatte. Ein Mann, der Firmen förmlich zertreten hatte, dem Tausende von Arbeitern den Verlust ihrer Stellen zu verdanken hatten. Pitt wußte das alles, aber was er hier vor sich sah, war ein sterbender alter Mann, ein gebrechlicher, besiegter Mensch, der seinem besten Freund die Frau gestohlen hatte und ihn dann für einen Schatz auf dem Meeresgrund umgebracht hatte. Pitt fühlte kein Mitleid für einen Mann wie LeBaron, er spürte nichts.
    Der seidene Faden, an dem LeBarons Leben noch hing,begann zu reißen. Pitt beugte sich dicht über die Lippen des Mannes.
    »La Dorada«,
flüsterte Pitt. »Was hast du mit ihr gemacht?«
    LeBaron sah auf, und seine Augen schimmerten für einen Augenblick, als kehrten seine Gedanken in fernste Vergangenheit zurück. Seine Stimme klang schwach, als er versuchte, die letzte Kraft für eine Antwort aufzubringen. Die Worte kamen fast gleichzeitig mit seinem letzten Atemzug.
    »Was hat er gesagt?« fragte Giordino.
    »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete Pitt mit erstauntem Gesicht. »Es klang wie: ›Sucht auf der Hafenseite.‹«
    Für die Kubaner auf der Hauptinsel klangen die Sprengungen wie ferner Donner, und niemand nahm davon Notiz. Es gab auch keinen Lichtblitz am Horizont, keine Feuersäule –
    nichts, das diesen Donner erklärte. Da die Anlage von innen zerstört wurde, waren die Explosionen gedämpft. Selbst von der Sprengung der großen Antenne merkte man in Kuba nichts. Pitt half Jessie zum Landepunkt am Strand hinab. Giordino folgte ihnen, Gunn wurde von zwei Kubanern auf einer Bahre getragen. Quintana tauchte neben ihnen auf und ließ alle Vorsicht außer acht, als er Pitt mit einer Taschenlampe ins Gesicht leuchtete.
    »Sie sollten sich besser das Ohr verbinden.«
    »Bis wir im U-Boot sind, werde ich noch überleben.«
    »Ich muß zwei Männer zurücklassen, die wir so begraben haben, daß sie niemand finden wird. Aber es kommen mehr Leute mit zurück, als mit uns gelandet sind. Deshalb werden wir ein bißchen Probleme auf unseren Wasserflitzern haben. Pitt, Sie nehmen Mrs. LeBaron mit.
    Mr. Gunn kann bei mir mitfahren. Sergeant Lopez kümmert sich …«
    »Der Sergeant kann allein zurückkehren«, unterbrach Pitt.
    »Allein?«
    »Wir lassen einen Mann zurück«, erklärte Pitt.
    Quintana ließ den Scheinwerferkegel der Taschenlampe schnell über die Gruppe wandern.
    »Raymond LeBaron?«
    »Er kommt nicht mit.«
    Quintana zuckte mit den Achseln, verbeugte sich vor Jessie und sagte schlicht: »Tut mir leid.«
    Dann wandte er sich ab und begann seine Männer für die Rückkehr zum Mutterschiff zu sammeln.
    Pitt zog Jessie dicht an sich und sagte sanft: »Er hat dich darum gebeten, für seine erste Frau Hilda zu sorgen, die noch lebt.«
    Er sah die Überraschung auf ihrem Gesicht nicht, aber er spürte, wie sich ihr Körper versteifte.
    »Woher weißt du davon?« fragte sie ungläubig. »Ich habe sie vor ein paar Tagen getroffen und mich mit ihr unterhalten.«
    Sie mußte das akzeptieren und fragte nicht weiter, wie er die Dame aufgespürt hatte.
    »Raymond und ich haben die Hochzeit abgehalten und unsere Rollen als Mann und Frau gespielt, aber es war niemals wirklich vor dem Gesetz eine Ehe. Er hat es nicht über das Herz gebracht, sich von Hilda offiziell scheiden zu lassen.«
    »Ein Mann, der zwei Frauen liebte.«
    »Auf seine eigenwillige Art war es genau so. Im Geschäft war er ein Tiger, aber

Weitere Kostenlose Bücher