Cyclop
werde ihn für seine Aufmerksamkeit im Dienst belobigen lassen. General Raul Castro hat schon oft betont, wie nötig Kuba Männer seines Kalibers braucht.«
Jessie übersetzte und vermerkte mit Genugtuung, daß der Posten sofort Haltung annahm und glücklich lächelte.
Dann wurde Pitts Stimme jedoch mit einem Schlag so eisig wie sein Blick. »Und jetzt soll er uns gefälligst den Weg freimachen. Oder ich sorge außerdem auch dafür, daß er als Freiwilliger nach Afghanistan darf.«
Der junge Posten war, nachdem ihm Jessie auch dies übersetzt hatte, nun doch einigermaßen verunsichert und wußte nicht mehr recht, was er tun sollte. Währenddessen aber kam hinter ihnen ein großer schwarzer Wagen herangerollt und hielt direkt hinter dem klapprigen alten Chevy. Eine siebensitzige Luxuslimousine aus Rußland für hochrangige Regierungsbeamte und Generalstabsoffiziere.
Der Fahrer hupte ungeduldig, der Posten war wie gelähmt. Er wandte sich mit bittendem Blick an einen anderen Soldaten, der mit der Abfertigung des Verkehrs in der anderen Richtung beschäftigt war. Der Fahrer der schwarzen Limousine hupte erneut und rief aus seinem Seitenfenster heraus.
»Schafft das Auto da weg, und laßt uns passieren!«
Da aber mischte sich Figueroa in patriotischer Aufwallung ein und schrie zu dem Russen zurück. »Ah,
stupid Russo,
hör doch auf und geh baden! Ich riech’ dich bis hierher!«
Der russische Fahrer stieg, nun seinerseits zornentbrannt, aus und schob den Posten zur Seite.
Er war ein Schrank von Kerl. Nach seinen Rangabzeichen war er Sergeant. Er funkelte Figueroa zornig und aufgebracht an.
»Idiot!« schrie er. »Fahr deine Kiste hier weg, sag’ ich!«
Figueroa schüttelte ihm furchtlos die Faust entgegen. »Das tue ich erst, wenn mir das mein Landsmann hier sagt, verstehst du?«
»Bitte«, versuchte Jessie zu beschwichtigen, »bitte!« Sie rüttelte Figueroa an der Schulter.
»Hören Sie auf! Wir wollen hier keinen Ärger haben!«
»Na ja«, murmelte Pitt, »Zurückhaltung war noch nie eine kubanische Tugend.« Er hielt sein Sturmgewehr mit der Mündung sorgfältig auf den Russen gerichtet und öffnete langsam seine Tür.
Jessie wandte sich um und sah nach hinten auf die russische Limousine, aus der gerade ein russischer Offizier kletterte, dem zwei bewaffnete Leibwächter folgten. Er hörte sich mit leicht amüsiertem Lächeln das Geschrei am Taxi an. Jessie blieb der Mund offenstehen.
Es war niemand anderer als General Velikow. Er sah müde und mitgenommen aus. Er trug eine schlechtsitzende geborgte Uniform. Bevor Jessie Pitt warnen konnte, war der General herangekommen und stand direkt vor Pitt. Seine Aufmerksamkeit allerdings galt seinem Fahrer und Figueroa und einem weiteren kubanischen Posten, der sich inzwischen näherte.
Der Streit wurde immer hitziger.
»Was ist denn hier los?« fragte Velikow in fließendem Spanisch.
Die Antwort kam nicht etwa von seinem Fahrer.
»Nichts, was wir nicht wie Gentlemen erledigen könnten«, sagte Pitt eisig auf englisch.
Velikow starrte ihn ungläubig an. Sein amüsiertes Lächeln fror in Zeitlupe ein, und sein Gesicht wurde völlig ausdruckslos. Das einzige Anzeichen seines verblüfften Erkennens war die plötzliche Härte in seinem Blick.
»Sieh mal an: Mr. Pitt!« zischte er. »So treffen wir Überlebenden uns wieder.«
»Wir Glücklichen«, sagte Pitt. »Ich würde eher sagen, will haben Glück gehabt.« Seine Stimme war ruhig und fest…
»Meine Hochachtung zu Ihrer Flucht von der Insel. Wie; haben Sie das geschafft?«
»Mit einem selbstgebastelten Boot. Und Sie?«
»Ein Hubschrauber, der in der Nähe versteckt war. Zum Glück haben Ihre Freunde ihn nicht entdeckt.«
»Solche Pannen passieren manchmal.«
Velikow sah sich unauffällig um. Er war irritiert über die lässige Haltung seiner Leibwächter.
»Was machen Sie auf Kuba?«
Pitts Hand schloß sich fester um sein Gewehr. Die Mündung deutete nur sehr knapp an Velikows Kopf vorbei in den Himmel. Den Finger hatte er am Abzug. »Warum machen Sie sich die Mühe, mich danach zu fragen, wo Sie doch den klaren Nachweis in Händen haben, daß ich ein notorischer Lügner bin?«
»Weil ich auch weiß, daß Sie nur dann lügen, wenn Sie einen Grund dazu haben. Zweifellos sind Sie nicht nach Kuba gekommen, um in der Sonne zu liegen und Rum zu trinken.«
»Vielleicht, aber was machen wir jetzt, General?«
»Sehen Sie sich um, Mr. Pitt. Ihre Position ist nicht besonders stark, würde ich sagen.
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