Cyclop
noch auf. Aber was gibt es so Wichtiges, das nicht bis morgen früh warten kann?«
»Ich bin noch immer in Andrews. Mein Adjutant hat mich dort mit einem übersetzten Dokument erwartet, das aus Cayo Santa Maria stammt. Es steht eine Menge heißes Zeug drin.«
»Nämlich?«
»Die Russen wollen übermorgen Castro stürzen. Der Codename der Aktion heißt
Rum and Cola.
Ganz detailliert ist beschrieben, wie die sowjetischen Agenten die gesamte kubanische Regierung übernehmen wollen.«
Der Präsident sah dem blauen Rauch aus seiner Havanna nach. »Sie wollen also schneller losschlagen, als wir annahmen«, sagte er sinnend. »Und wie wollen sie Castro aus dem Weg räumen?«
»Das ist der schlimmere Teil des Plans«, sagte Brogan. »Die GRU-Abteilung des KGB will ihn samt der Stadt in die Luft jagen.«
»Havanna?«
»Jedenfalls den größten Teil davon.«
»O mein Gott! Sie meinen, die lassen eine Atombombe hochgehen?«
»Nun, ehrlich gesagt, wie sie es genau machen wollen, steht nicht in dem Dokument. Aber es geht doch ziemlich klar daraus hervor, daß sie vorhaben, per Schiff irgendeinen Sprengkörper in den Hafen zu schmuggeln. Und zwar ein Ding, das gut vier Quadratmeilen verwüsten kann.«
Diese Nachricht ließ die Hochstimmung des Präsidenten abrupt verfliegen. »Steht drin, welches Schiff?«
»Es ist von drei Schiffen die Rede, aber es werden keine Namen genannt.«
»Und wann soll es passieren?«
»Während der Feierlichkeiten zum Erziehungs- und Bildungstag. Die Russen rechnen damit, daß Castro ohne Ankündigung erscheint und dann eine seiner üblichen Marathonreden hält. Zwei Stunden mindestens.«
»Ich kann einfach nicht glauben, daß Antonow sich an so etwas beteiligt. Und warum sollte er nicht einfach ein Scharfschützenkommando losschicken, das Castro ummäht? Wofür soll es gut sein, mit ihm hunderttausend unschuldige Opfer in den Tod zu schicken?«
»Castro ist für die Kubaner eine Kultfigur«, erläuterte Brogan. »Für uns mag er vielleicht die Karikatur eines Kommunisten sein, aber bei ihnen genießt er nahezu göttliche Verehrung, vergessen Sie das nicht. Ein einfaches Attentat würde einen ungeheuren Aufruhr der Gemüter gegen alle sowjetunterstützten und -orientierten Personen auslösen, die hinter ihm stehen und seinen Platz einnehmen wollen. Eine gewaltige allgemeine Katastrophe hingegen würde das Volk hinter den neuen Führern zusammenschweißen. Ganz besonders, wenn diese nachweisen würden, daß die Schuldigen wir, die USA, sind, noch genauer gesagt, unser CIA.«
»Es will mir nicht in den Kopf, daß jemand tatsächlich ein derartiges Massaker vorhaben sollte.«
»Ich versichere Ihnen, Mr. Präsident, daß dies alles hier schwarz auf weiß steht.« Brogan überflog schnell eine weitere Seite des Dokuments. »Seltsamerweise sind die Informationen sehr vage, was die Explosion betrifft, aber überaus präzise in der Auflistung der schrittweisen Propagandakampagne, mit der das Ding uns in die Schuhe geschoben werden soll. Selbst die Namen der sowjetischen Kampfabteilungen und ihrer genauen Positionen, die sie nach der Katastrophe zu beziehen haben, sind angegeben. Es wird Sie interessieren zu hören, daß Alicia Cordero als neue Präsidentin vorgesehen ist.«
»Gott steh’ uns bei. Die ist doch doppelt so fanatisch, wie Castro es jemals war.«
»So oder so, die Sowjets gewinnen, und wir verlieren.«
Der Präsident legte die Zigarre weg und schloß die Augen. Daß die Probleme doch wirklich niemals enden können, dachte er. Eines erzeugt das nächste. Die Erfolgserlebnisse in diesem Amt dauern nie sehr lange. Druck und Frustrationen lasten pausenlos auf den Verantwortlichen.
»Kann unsere Marine diese Schiffe stoppen?«
»Nach dem Ablaufplan haben zwei bereits im Hafen von Havanna angelegt«, antwortete Brogan. »Das dritte könnte jede Stunde nachkommen. Ich habe selbst diese Überlegung auch schon angestellt. Aber es scheint, daß wir viel zu spät dran sind.«
»Wir müssen die Namen dieser drei Schiffe wissen.«
»Meine Leute sind bereits dabei, die Einlauflisten aller Schiffe im Hafen von Havanna zu beschaffen. Ich nehme an, sie können uns im Laufe der nächsten Stunde informieren.«
»Und ausgerechnet jetzt ist Castro auf Tauchstation gegangen«, sagte der Präsident entmutigt.
»Wir haben ihn gefunden.«
»Wo?«
»Er ist auf seinem Landsitz, hat sich dort aber völlig abgekapselt. Er ist unerreichbar für alles und jeden. Nicht einmal seine nächste Umgebung
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