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Cyclop

Cyclop

Titel: Cyclop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Sigler wurde von der Front abberufen und mit Sonderauftrag in das Innere Südamerikas geschickt.«
    »Glaubst du, er wußte von dieser Geschichte des Mönchs?« wollte Pitt wissen.
    »In seinen Aufzeichnungen und seinem Tagebuch weist nichts darauf hin, daß er an eine versunkene Stadt geglaubt hätte. Dieser Bursche war kein verrückter Schatzjäger. Ihn interessierten nur geologische Formationen, er war Prospektor. Mit archäologischen Schätzen hatte er nichts im Sinn. Hast du auch solchen Hunger, Dirk?«
    »Ja, du erinnerst mich daran, daß man mir heute das Abendessen vorenthalten hat.«
    »Vielleicht bekommen wir hier noch etwas, wenn wir die Dame hinter der Theke besonders nett bitten.«
    O’Meara becircte die Bardame mit seinem Charme und bat sie noch zwei Krabbencocktails zu servieren.
    »Genau das richtige«, freute sich Pitt. »Wo waren wir stehengeblieben?«
    »Sigler war kurz davor,
La Dorada
zu entdecken. Nachdem er eine Expedition von zwanzig Männern zusammengestellt hatte, die meisten von ihnen britische Soldaten, machte Sigler sich auf den Weg in die Wildnis. Monatelang hörte man nichts von ihm. Die Engländer ahnten nichts Gutes und schickten mehrere Suchtrupps los, aber man fand keine Spur der Männer. Schließlich stolperte fast zwei Jahre später ein amerikanisches Team, das eine Eisenbahnlinie vermessen sollte, etwa fünfhundert Meilen nordöstlich von Rio de Janeiro über Sigler. Er war allein, der einzige Überlebende.«
    »Das klingt nach einer unglaublichen Entfernung, wenn man nur daran denkt, daß er in Georgetown aufgebrochen ist.«
    »Fast zweitausend Meilen Luftlinie.«
    »In was für einer Verfassung befand er sich denn?«
    »Mehr tot als lebendig, wenn man dem Bericht des Ingenieurs glauben darf, der ihn fand.
    Man trug Sigler zu einem nahe gelegenen Dorf, in, dem es ein kleines Krankenhaus gab, und man schickte eine Nachricht zum nächsten amerikanischen Konsulat. Ein paar Wochen später tauchte ein Rettungstrupp aus Rio auf.«
    »Amerikaner oder Engländer?«
    »Da ist eine merkwürdige Sache passiert«, antwortete O’Meara. »Das britische Konsulat behauptete, es hätte nie etwas von Siglers Auftauchen erfahren. Gerüchte wollen jedoch wissen, der amerikanische Generalkonsul sei selbst aufgetaucht, um den Wiederentdeckten zu befragen. Was immer geschehen ist, Sigler ist kurz darauf für immer verschwunden. Man sagt, er sei aus dem Hospital geflohen und wieder in den Dschungel zurückgelaufen.«
    »Es ist aber doch unwahrscheinlich, daß er nach zwei Jahren in der grünen Hölle der Zivilisation gleich wieder den Rücken kehrte«, meinte Pitt.
    O’Meara zuckte mit den Achseln. »Wer kann das schon beurteilen?«
    »Gab Sigler irgendeinen Bericht ab über die Erlebnisse, die er und seine Begleiter auf der Expedition hatten, bevor er verschwand?«
    »Die meiste Zeit muß er im Delirium gelegen haben. Zeugen erzählten später, er habe von einer riesigen Stadt phantasiert, die von steilen Felsen umgeben im Dschungel verborgen sei.
    Seine Beschreibung paßte allerdings sehr gut zu der des portugiesischen Mönchs. Er zeichnete sogar eine grobe Skizze der goldenen Frau, die von einer Krankenschwester aufgehoben wurde und jetzt in der brasilianischen Nationalbibliothek aufbewahrt wird. Ich sah sie mir mal an, als ich mich dort wegen der Vorstudien zu einem anderen Projekt aufhielt. Die Dame muß schon ein ganz und gar außergewöhnlicher Anblick sein.«
    »Aber sie verbirgt sich noch immer im Dschungel?«
    »Eigentlich nicht, da wird es spannend«, seufzte O’Meara. »Sigler behauptet, er und seine Männer hätten die Statue gestohlen und sie zwanzig Meilen weit durch den Dschungel zu einem Fluß geschleppt, wobei sie ständig von den Zanona-Indianern angegriffen wurden. Als sie es endlich geschafft hatten, ein Floß zu bauen und
La Dorada
an Bord zu hieven, lebten nur noch drei Männer von der Expedition. Einer davon starb an seinen Verletzungen, und der zweite ging über Bord, als sie durch ein Gebiet mit Stromschnellen rasten.«
    Pitt war von O’Mearas Erzählung fasziniert, aber es fiel ihm immer schwerer, die Augen offenzuhalten. »Die Frage, die bleibt, ist: Wo hat Sigler die goldene Frau versteckt?«
    »Wenn ich das nur wüßte«, erwiderte O’Meara.
    »Gab er denn keinen Hinweis?«
    »Die Krankenschwester berichtete, er habe gesagt, das Floß hätte sich in seine Bestandteile aufgelöst und die Statue wäre keine fünfhundert Meter von der Stelle entfernt, wo ihn die

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