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Cyclop

Cyclop

Titel: Cyclop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Bilder, die unter dem Stereoskop vor seinem Kopf abgerollt wurden. Seine Aufgabe glich der eines Filmdirektors, der seinen Film schnitt, aber die ganze Anlage war komfortabler. Seine Hand lag auf einer schmalen Kontrollschaltung, mit der er die Filmbänder jederzeit stoppen und bestimmte Sektoren vergrößern konnte.
    Die Bilder, die er so ausführlich durchsah, stammten von einer hochentwickelten Kamera auf einer der russischen Sonden, die im letzten Jahr den Mond umkreist hatten. Aus den von dieser Sonde übertragenen Daten, die von einem Computer bearbeitet und ergänzt wurden, war ein dreidimensionales Laser-Abbild der Mondoberfläche entstanden, das man dann wieder auf Film belichtet hatte. Rykow nahm die Brille ab und rieb sich die blutunterlaufenen Augen. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war drei Minuten vor Mitternacht. Seit über neun Tagen analysierte er jetzt schon bis in die Nacht hinein die Täler des Mondes. Er setzte die Brille wieder auf und fuhr sich kurz mit der Hand durch das dichte, ölig-schwarze Haar, wobei ihm zum ersten Mal bewußt wurde, daß er seit Beginn dieses Projekts nicht einmal mehr die Kleider gewechselt hatte.
    Entschlossen schüttelte er die Erschöpfung ab und nahm pflichtbewußt wieder seine Arbeit auf, die darin bestand, den geeigneten Landeplatz für die nächste Mondmission zu suchen.
    Nur noch ein halber Meter der Rolle war übrig, bevor die Übertragung ein geheimnisvolles Ende gefunden hatte. Seine Vorgesetzten hatten Rykow nicht darüber informiert, was die Ursache dieser plötzlichen Unterbrechung gewesen war, aber er nahm an, es müßte sich um eine Störung der Aufnahmeeinrichtung gehandelt haben.
    Die Mondoberfläche war hier narbig und verwinkelt wie picklige Haut unter einem Vergrößerungsglas. In Farbe sah sie eher braun als grau aus. Das beständige Bombardement mit Meteoriten hatte einen Krater neben dem anderen entstehen lassen, nicht unähnlich einem Netz von sich ständig kreuzenden Narben.
    Fast hätte Rykow es übersehen. Sein Blick blieb an einer merkwürdigen Unebenheit hängen, aber sein erschöpfter Verstand weigerte sich zunächst zu erkennen, was die Augen wahrnahmen. Müde drehte er die Spulen zurück und vergrößerte einen kleinen Vorsprung direkt unter dem steilen Ringwall eines kleinen Kraters. Drei winzige Objekte wurden langsam deutlicher.
    Was er sah, war unglaublich. Rykow erhob sich von dem Stereoskop und holte tief Luft, um den Nebel in seinem Kopf zu vertreiben. Dann sah er noch einmal hin.
    Die drei Objekte waren noch immer da, aber es waren keine Steine. Er sah ganz deutlich menschliche Gestalten!!
    Rykow war gebannt von dem, was er entdeckt hatte. Dann setzte der Schock ein, und seine Hände begannen zu zittern, sein Magen rebellierte, Er schleppte sich zu seinem Arbeitstisch und schlug einen kleinen Kalender auf, der die Privatnummern der Kommandantur des sowjetischen Weltraumprogramms enthielt. Er verwählte sich zweimal, bevor er endlich die richtige Nummer schaffte.
    Der Stimme, die antwortete, hörte man den Wodka an. »Was gibt es?«
    »General Maxim Jasenin?«
    »Ja, wer spricht da?«
    »Wir haben uns noch nie getroffen. Mein Name ist Anastas Rykow. Ich bin Geophysiker am Mondprojekt Kosmos.«
    Der Oberbefehlshaber des sowjetischen militärischen Weltraumprogramms ließ keinen Zweifel daran, daß ihn Rykows Eindringen in seine Privatsphäre durchaus irritierte. »Warum, zum Teufel, rufen Sie mich mitten in der Nacht an?«
    Rykow begriff erst jetzt, wie weit er seine Grenzen überschritten hatte, aber er konnte nicht mehr zurück. »Beim Analysieren der Bilder, die
Selenos 4
aufgenommen hat, bin ich auf etwas gestoßen. Ich glaube, daß Sie der erste sein sollten, der davon erfährt.«
    »Sind Sie betrunken, Rykow?«
    »Nein, General. Ich bin völlig nüchtern.«
    »Wenn Sie kein totaler Narr sind, dann müßten Sie doch wissen, daß Sie sich in äußerste Schwierigkeiten begeben, wenn Sie Ihre Vorgesetzten in dieser Weise übergehen.«
    »Meine Information ist so wichtig, daß ich sie niemandem mitteilen kann, der sich nicht mindestens auf Ihrer Ebene befindet.«
    »Schlafen Sie darüber, und morgen kommen Sie sich dann nicht mehr so wichtig vor«, meinte Jasenin. »Ich werde Ihnen den Gefallen tun und die ganze Sache vergessen. Gute Nacht.«
    »Warten Sie!« verlangte Rykow und vergaß jede Vorsicht. »Wenn Sie meinen Anruf ignorieren, bleibt mir nichts anderes übrig, als meine Entdeckung direkt an Wladimir Polevoj

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