Cyclop
LeBaron vorstellen?« Sie sah auf und lächelte, aber es war ein etwas gezwungenes Lächeln. Pitt verbeugte sich leicht und reichte ihr die Hand.
»Entschuldigen Sie«, sagte er gleichgültig. »Ich habe das Gefühl, daß wir uns schon begegnet sind.«
Sandecker zog die Augenbrauen hoch. »Ist mir da etwas entgangen?«
»Mein Fehler«, erwiderte Jessie. Sie sah Pitt in die Augen und entdeckte nur grünes Eis. »Ich war zu Mr. Pitt gestern abend sehr unhöflich. Ich hoffe, er akzeptiert meine Entschuldigung und vergibt mir meine schlechten Manieren.«
»Sie brauchen es nicht so förmlich zu machen, Mrs. LeBaron. Da wir ja alte Kumpel sind, können Sie mich ruhig Dirk nennen. Was nun das Verzeihen angeht, was wird es mich denn wohl kosten?«
»Ich hatte die Absicht, Sie einzustellen«, antwortete sie und ignorierte seine Bemerkung völlig.
Pitt warf Sandecker einen amüsierten Blick zu. »Merkwürdig, aber ich bin bisher immer davon ausgegangen, daß ich bei der NUMA beschäftigt bin.«
»Admiral Sandecker hat sich freundlicherweise bereit erklärt, für ein paar Tage auf Sie zu verzichten, vorausgesetzt natürlich, daß wir beide uns einigen«, fügte sie hinzu.
»Um was zu tun?«
»Nach meinem Mann suchen.«
»Kommt nicht in Frage.«
»Darf ich fragen, warum?«
»Ich arbeite an anderen Projekten.«
»Sie wollen nicht für mich tätig sein, weil ich eine Frau bin. Ist’s das?«
»Das Geschlecht spielt bei meiner Entscheidung keine Rolle. Sagen wir es so, ich arbeite nicht für jemanden, den ich nicht respektieren kann.«
Für einen Augenblick entstand peinliche Stille. Pitt sah den Admiral an, der keine Miene verzog, nur die Augen funkelten verräterisch. Der alte Bastard hat seinen Spaß daran, dachte er.
»Sie schätzen mich falsch ein, Dirk.« Jessies Gesicht war gerötet, aber ihre Augen blieben hart wie Kristall.
»Bitte.« Sandecker hob beide Hände. »Schließen wir einen Waffenstillstand. Ich schlage vor, Sie beide gehen zusammen essen und machen das untereinander aus.«
Pitt und Jessie starrten sich einen langen Moment schweigend an. Dann verzog Pitts Mund sich langsam zu einem Grinsen. »Na gut, einverstanden, aber ich zahle.« Gegen ihren Willen mußte auch Jessie lächeln. »Lassen Sie mir ein wenig Selbstrespekt. Teilen wir die Rechnung?«
»O.K.«
»Dann zurück zum Geschäft«, mischte Sandecker sich auf seine sachliche Art ein. »Bevor Sie zu uns stießen, Dirk, haben wir gerade über die verschiedenen Theorien über Mr. LeBarons Verschwinden diskutiert.«
Pitt sah Jessie erstaunt an. »Sie sind also immer noch davon überzeugt, daß die Leichen in dem Zeppelin nicht die von Mr. LeBaron und seiner Besatzung waren?« Jessie schüttelte den Kopf. »Sie waren es nicht.«
»Ich habe sie gesehen. Es war nicht viel übrig, was zur Identifikation hätte helfen können.«
»Die Leichen sind in der Gerichtsmedizin gründlichst untersucht worden«, erklärte Jessie. »Es gibt gar keinen Zweifel daran, daß es sich um jemand anders handeln muß.«
Pitt ließ seinen Blick zwischen Sandecker und Jessie LeBaron hin- und herwandern. »Können Sie mir einen vernünftigen Grund dafür nennen, Mrs. LeBaron, warum jemand den Zeppelin mit fremden Leichen bestücken sollte?«
»Ich weiß selbst nicht, was ich davon halten soll.«
»Wußten Sie, daß es nötig war, die Hülle des Zeppelins wenigstens achtundvierzig Stunden vor seinem Auftauchen in Key Biscayne wieder neu mit Helium aufzupumpen?«Sie öffnete ihre Handtasche, nahm ein Kleenex heraus und tupfte sich damit die Nase ab, damit ihre Hände eine Weile beschäftigt waren. »Nachdem die Polizei die
Prosperteer
untersucht hatte, konnte die Bodenmannschaft meines Mannes alles überprüfen. Ich habe den Bericht. Wenn Sie daran interessiert sind, können Sie ihn gerne lesen. Natürlich haben Sie völlig recht, die Gastanks sind aufgefüllt worden. Übrigens nicht mit Helium, sondern mit Wasserstoff.«
Pitt sah sie überrascht an. »Wasserstoff? Der ist bei Luftschiffen seit dem Brand der
Hindenburg
nicht mehr verwendet worden.«
»Machen Sie sich keine Sorgen«, beruhigte Sandecker. »Die
Prosperteer
ist inzwischen wieder mit Helium gefüllt worden.«
»Worum geht es denn nun genau?« erkundigte sich Pitt vorsichtig.
Sandecker warf ihm einen strengen Blick zu. »Ich habe gehört, Sie sind hinter der
Cyclop
her.«
»Das ist kein Geheimnis«, bestätigte Pitt.
»Dafür stehen Ihnen aber nicht die Männer und die Ausrüstung der NUMA zur
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