Cyclop
eine Minute später versagt hat. Es wurde beschädigt…«
»Durch das Geschoß«, beendete Jasenin. »Wir haben Glück gehabt, daß die Daten alle digitalisiert und zu uns gefunkt wurden, bevor es passierte.«
»Schade, daß die Besatzung weniger Glück gehabt hat.« Rykow starrte den General an, als wolle er seinen Ohren nicht trauen. »
Selenos 4
war unbemannt.«
Jasenin nahm ein kleines Goldetui aus der Jacke, nahm sich umständlich eine Zigarette und zündete sie mit dem im Etui eingebauten Feuerzeug an. Dann steckte er das Prachtstück zurück in seine Brusttasche.
»Ja, selbstverständlich,
Selenos 4
war unbemannt.«
»Aber Sie sagten doch …«
Jasenin lächelte kalt. »Ich sagte gar nichts.«Die Botschaft kam an. Rykow schätzte seine jetzige Stellung viel zu sehr, um weiter nachzubohren. Er nickte einfach. »Möchten Sie einen Bericht über das, was wir heute Nacht gesehen haben?« erkundigte er sich.
»Das Original, keine Kopien, liegt morgen früh um zehn Uhr auf meinem Schreibtisch, und, Rykow, betrachten Sie das als ein Staatsgeheimnis höchster Stufe.«
»Ich werde mit niemandem darüber sprechen, außer mit Ihnen selbst, General.«
»Sie sind ein zuverlässiger Mann. Die Partei wird das nicht vergessen.«
Jasenin wandte sich noch einmal dem Stereoskop zu, als wolle er sich das Bild der beiden Unbekannten ins Gehirn brennen. »Also hat der legendäre Krieg der Sterne jetzt begonnen«, murmelte er zu sich selbst. »Und die Amerikaner haben den ersten Schlag geführt.«
13
Pitt entschied sich gegen ein Mittagessen und öffnete statt dessen die Schreibtischschublade, in der er Müsli-Riegel aufbewahrte. Während er sich weiter ganz auf die riesige Seekarte konzentrierte, die er auf seinem Tisch ausgebreitet hatte, versuchte er einen Riegel auszuwickeln, ohne ihn völlig zu zerkrümeln. Die Karte zeigte einen großen Teil des alten Bahama-Kanals. Im Süden wurde er vom Archipelago de Camaguey, einer Gruppe kleiner Inselchen vor der kubanischen Küste, begrenzt, im Norden von den Untiefen der Großen Bahama Bank. In die linke Ecke der Karte ragte noch ein Stück der Cay Sal Bank, während am südöstlichen Zipfel noch die Anguilla Cays zu sehen waren.
Schließlich schaffte Pitt es, einen Bissen vom Müsli-Riegel zu nehmen. Gleichzeitig grenzte er mit Zirkel und Bleistift das Gebiet auf der Karte ein, in dem sich die
Cyclop
vor ihrem Untergang befunden haben mußte. Wenn man die Funkmeldungen der
Crogan Castle
berücksichtigte, ließ sich die Position der
Cyclop
relativ gut eingrenzen. Aber es gab ein Problem. Raymond LeBarons Suchaktion war, nach den Informationen, planlos. Pitt war überzeugt davon, daß jemand wie der Finanzmagnat seine Schatzsuche exzellent vorbereitet haben mußte, also über mindestens die gleichen Informationen wie die NUMA verfügt hatte.
Aber nach diesen Berechnungen würde die
Cyclop
etwa in siebenhundert Metern Tiefe liegen.
Sie war für jeden Beobachter völlig unsichtbar, es sei denn für einen Schwarm Fische.
Ein U-Boot oder eine Tauchsonde mit Unterwasser-Sonar wären angemessener gewesen als ausgerechnet ein Zeppelin. Außerdem lag das Gebiet, in dem das Wrack aller Wahrscheinlichkeit nach zu finden war, keine zwanzig Seemeilen vor der kubanischen Küste.
Kaum eine Gegend, in der es besonders viel Freude gemacht haben könnte, mit einem riesigen Zeppelin zu kreuzen. Castros Kanonenboote hätten sich dieses seltsamen Eindringlings sicherlich schnell angenommen.
In Gedanken versunken knabberte Pitt an seinem Müsli-Riegel, als seine Gegensprechanlage summte. Er schaltete sie ein. »Ja?«
»Sandecker. Können Sie mal in mein Büro kommen?«
»In fünf Minuten, Admiral.«
»Versuchen Sie es in zwei.«
Admiral James Sandecker war der Direktor der National Underwater and Marine Agency (NUMA). Ein kleiner Mann von Ende Fünfzig, mit einem dünnen, hageren Körper, aber Muskeln hart wie Stahlplatten. Das Bürstenhaar und der Vandyke-Bart schimmerten feuerrot.
Sandeckers Karriere in der Marine verdankte er mehr einer sturen Effizienz als besonderen strategischen Fähigkeiten. Zwar erfreute er sich in Washingtoner Gesellschaftskreisen nicht gerade besonderer Beliebtheit, aber die Politiker respektierten ihn wegen seiner organisatorischen Fähigkeiten und seiner Integrität.
Der Admiral begrüßte Pitt nur mit einem knappen Kopfnicken, dann deutete er auf eine Frau, die es sich auf der ledernen Sitzecke bequem gemacht hatte.
»Dirk, darf ich Ihnen Mrs. Jessie
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