Cyclop
anders aus.«
»Mit solchen Kleinigkeiten würde ich mich nicht aufhalten«, meinte Jasenin. »Aber sie halten etwas in der Hand, was sich eindeutig identifizieren läßt. Das ist eine Boden-Luft-Rakete amerikanischer Bauart.«
»Wo ist dann ihr Raumschiff?« beharrte Kornilow. »Wo ist ihr Mondfahrzeug? Sie können doch nicht einfach aus dem Nichts materialisiert sein.«
»Ich teile Ihre Zweifel«, bestätigte Polevoj. »Es ist absolut unmöglich, daß die Amerikaner Männer und Nachschub auf den Mond transportieren, ohne daß unser Geheimdienst-Netz irgend etwas von diesen Vorgängen mitbekommt. Unsere Horchstationen hätten zumindestens im Weltraum Funkverkehr auffangen müssen.«
»Es ist sogar noch merkwürdiger«, bestätigte Antonow, »daß die Amerikaner diesen enormen Fortschritt nicht öffentlich verkündet haben. Was gewinnen sie dabei, wenn sie so etwas geheimhalten?«
Kornilow nickte schwer. »Ein weiterer guter Grand, Rykows Report anzuzweifeln.«
»Sie übersehen alle eine bedeutende Tatsache«, warf Jasenin in ruhigem Ton ein.
»Selenos 4
verschwand, kurz nachdem die Sonde die Gestalten auf dem Foto aufgenommen hatte. Ich sage, unsere Sonde wurde von einem Geschoß getroffen, das die Hülle durchschlug, zu einem plötzlichen Druckabfall führte und unsere Kosmonauten tötete.«
Polevoj sah ihn an und riß die Augen auf. »Welche Kosmonauten?«
Jasenin und Kornilow tauschten amüsierte Blicke aus. »Es scheint offenbar Dinge zu geben, die selbst der KGB nicht weiß«, sagte der General.
Polevoj sah Kornilow merkwürdig an.
»Selenos 4
war also eine bemannte Sonde?«
»Wie auch
Selenos
5 und
6.
Jedes der Raumfahrzeuge war mit drei Leuten bemannt.«
Er wandte sich an Antonow, der ruhig an seiner Havanna zog. »Wußtest du davon?«
Antonow nickte. »Ja, man hat mich unterrichtet. Du darfst nicht vergessen, Wladimir, daß nicht alle Angelegenheiten des Raumfahrtprogramms direkt zur Staatssicherheit gehören.«
»Als eure kostbare Sonde euch dann aber außer Kontrolle geriet und über der Karibik verschwand, habt ihr keine Zeit verloren, zum KGB zu rennen«, schnaubte Polevoj ärgerlich.
»Unvorhergesehene Umstände«, erklärte Jasenin geduldig. »Wir hatten die Sonde ja eigentlich schon abgeschrieben, aber nachdem sie fast eineinhalb Jahre automatisch im Erdorbit gehalten wurde, gelang es uns doch noch, Kontakt zu ihrer Steuereinheit aufzunehmen. Für eine wirklich kontrollierte Landung reichte es dann aber nicht mehr.
Selenos 4
stürzte zehntausend Kilometer vor ihrem geplanten Landegebiet ab. Natürlich mußte der Tod unserer heldenhaften Kosmonauten ein Geheimnis bleiben, deshalb waren die Dienste des KGB absolut notwendig.«
»Glaubt ihr nicht«, erkundigte sich der Parteichef, »daß die amerikanischen Raumüberwachungssysteme den Abstieg und die ungefähre Landezone der Sonde verfolgen konnten? Wenn sie die Absicht gehabt hätten, sich
Selenos 4
zu beschaffen, hätten sie sie wahrscheinlich schon längst in Ruhe in einem ihrer Laboratorien untersucht.«
»Natürlich haben sie den Abstieg der Sonde verfolgt«, erklärte Jasenin. »Aber ihre Geheimdienstexperten hatten keinen Grand, anzunehmen, daß es sich bei
Selenos 4
um etwas anderes als um eine Mondsonde handelte, die programmiert war, in kubanischen Gewässern zu landen.«
»Es gibt da einen Fehler in deiner schönen Theorie«, argumentierte Polevoj. »Die Vereinigten Staaten haben eine ausführliche Luft- und Wassersuche genau in dem in Frage kommenden Gebiet durchgeführt. Der offizielle Grand für diese Aktion ist das Verschwinden des Kapitalisten Raymond LeBaron, der angeblich in diesem Gebiet verlorengegangen ist! Ich habe den starken Verdacht, daß es sich dabei um ein Unternehmen handelte, das allein unserer Sonde galt.«
»Ich habe den Bericht über die LeBaron-Affäre gelesen«, erklärte Kornilow. »Aber zu dieser Schlußfolgerang kann ich nicht kommen. Es ist nirgendwo eine Unterwassersuchedurchgeführt worden. Die Rettungsaktion für den Zeppelin wurde auch schnell wieder abgeblasen. LeBaron und seine Mannschaft gelten in der amerikanischen Presse noch immer als vermißt und werden für tot gehalten. Es handelt sich um eine rein zufällige Übereinstimmung der Zielgebiete.«
»Dann können wir wohl alle davon ausgehen, daß
Selenos 4
und die Kosmonauten irgendwo auf dem Meeresgrund liegen.« Antonow unterbrach sich und blies einen Rauchring in die Luft. »Die Frage, der wir uns jetzt stellen müssen, ist: Haben
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