Cyclop
zerren.
Er konnte fast fühlen, wie sich das Netz um sie zusammenzog.
Sein Sekretär klopfte leise an die Tür und trat dann ein. »Entschuldigen Sie die Störung, aber Mr. Steinmetz ist auf dem Monitor und will mit Ihnen sprechen.«
»Ich bin in einer Minute da.«
Hudson konzentrierte sich auf das anstehende Gespräch, während er sich die Schuhe zuband.
Wie ein Computer konnte er ein Problem beiseite schieben und ein anderes abrufen. Es würde kein Vergnügen sein, sich mit Steinmetz zu streiten, selbst wenn der Mann eine viertel Million Meilen entfernt war.
Eli Steinetz war die Art von Ingenieur, der für jedes Problem eine technische Lösung konstruieren konnte und sie notfalls eigenhändig zusammenbaute. Sein Talent zu Improvisationen war der Grund, warum Hudson ihn als Leiter der Jersey Colony ausgewählt hatte. Als Absolvent von Caltech mit einem Abschluß am MIT hatte er bereits Projekte in der halben Welt durchgeführt, selbst in Rußland.
Als der
Harte Kern
ihn angesprochen hatte, ob er die erste menschliche Siedlung auf dem Mond bauen wollte, hatte Steinmetz sich fast eine Woche Zeit gelassen, um eine Entscheidung zu treffen und sich in Gedanken mit dem gewaltigen Konzept und der schwierigen Logistik eines solchen Projekts auseinanderzusetzen. Schließlich hatte er akzeptiert, aber nur zu seinen eigenen Bedingungen.
Er und nur er allein wählte die Crew aus, die mit ihm auf dem Mond leben sollte. Es sollten keine Piloten oder primadonnenhaften Astronauten dabei sein. Alle Weltraumflüge würden von der Bodenstation oder Bordcomputern gesteuert. Nur Männer mit ganz speziellen Qualifikationen, die für die erste Bauphase der Siedlung überlebenswichtig waren, durften dazugehören. Auf Steinmetz’ Wunsch waren die ersten drei Siedler Geologen und Bergbauingenieure. Monate später kamen ein Biologe und ein Arzt hinzu, dann ein geochemischer Ingenieur und ein Gärtner. Andere Wissenschaftler und Techniker folgten, sobald ihre besonderen Fähigkeiten und ihr Spezialwissen notwendig waren.
Zunächst hatte man Steinmetz für zu alt gehalten. Er war dreiundfünfzig, als er den Mond betrat, jetzt war er neunundfünfzig. Aber Hudson und der
Harte Kern
schätzten Erfahrung mehr als Jugend, und sie hatten nie Grund, ihre Entscheidung zu bereuen.
Jetzt beobachtete Hudson Steinmetz auf dem Fernsehmonitor, den Blick auf die Flasche in der Hand des Ingenieurs geheftet. Anders als die Kolonisten ließ sich Steinmetz keinen Bart wachsen. Sein Kopf war glatt rasiert. Seine Haut hatte eine dunkle Farbe, die zu seinen schwarzen Augen paßte. Steinmetz war amerikanischer Jude, aber er hätte, ohne aufzufallen, in jeder arabischen Moschee untertauchen können.
»Na, was sagt ihr zu diesem Triumph der autarken Versorgung?« fragte Steinmetz. »Château Lunar, 1989. Nicht grade ein erstklassiger Jahrgang. Es reichte mit den Trauben nur für vier Flaschen. Wir hätten dem Wein im Gewächshaus noch ein Jahr zum Reifen geben sollen, aber wir wurden ungeduldig.«
»Ich sehe, daß ihr sogar eure eigenen Flaschen angefertigt habt«, stellte Hudson fest.
»Ja, unsere erste chemische Fabrik ist inzwischen voll in Betrieb. Wir haben unseren Ausstoß sogar erhöht, so daß wir jetzt fast zwei Tonnen Monderde in zweihundert Pfund eines Bastardmetalls oder in fünfhundert Pfund Glas in fünfzehn Tagen verwandeln können.«
Steinmetz schien an einem langen flachen Tisch in einer kleinen Höhle zu sitzen. Er trug ein dünnes Baumwollhemd und Shorts. »Bei Ihnen scheint es ganz so zu sein wie hier unten«, bemerkte Hudson.
»Das war ja auch die erste Priorität, als wir landeten«, verkündete Steinmetz lächelnd.
»Erinnern Sie sich?«
»Ja. Den Eingang der Höhle versiegeln und dann das Ganze mit Luft füllen, so daß man unter atmosphärischen Bedingungen arbeiten konnte, ohne das Handicap eines Raumanzuges.«
»Nachdem wir fast acht Monate in dem verdammten Anzug zugebracht hatten, können Sie sich gar nicht vorstellen, was das für eine Erleichterung war, da wieder herauszukommen.«
Hudson schwieg einen Augenblick. »Es wird nicht mehr lange dauern, Eli.«
»Große Veränderungen auf der Erde, seit wir aufgebrochen sind?«
»Alles so wie immer, nur etwas mehr Smog, etwas mehr Verkehr, etwas mehr Leute.«
Steinmetz lachte. »Wollen Sie mich zu einer Verlängerung überreden, Leo?«
»Daran denke ich im Traum nicht. Wenn Sie hier plötzlich aus heiterem Himmel auftauchen, werden Sie den größten Empfang seit Lindbergh
Weitere Kostenlose Bücher