Cyclop
sich etwas anfangen lassen. Aber wie sollte er die Schrauben herausdrehen? Mit den Fingernägeln? Während er noch das Problem im Kopfe wälzte, schwang die Tür wieder auf. Der Wachtposten winkte Pitt, ihm zu folgen. Er führte ihn durch ein Labyrinth aus grauen Betonkorridoren, bis sie schließlich vor einer Tür mit einer aufgemalten Sechs stehenblieben.
Mit einem rauhen Stoß wurde Pitt in das kleine, spärlich erleuchtete Zimmer befördert. Ein Übelkeit erregender Geruch empfing ihn. Im Betonboden gab es einen großen Abfluß mit einem Gitter darüber. Die Wände waren in mattem Rot gestrichen, auf dem sich nichts Gutes bedeutende dunkle Flecken abzeichneten. Die einzige Beleuchtung kam von einer matten gelben Birne, die an einem Kabel von der Decke hing. Es war der deprimierendste Raum, in dem Pitt sich je befunden hatte.
Das einzige Möbelstück war ein billiger, ziemlich mitgenommener Stuhl. Aber es war der Mann auf dem Stuhl, dem Pitts ganze Aufmerksamkeit galt. Die Augen, die seinen neugierigen Blick erwiderten, waren ausdruckslos wie Eiswürfel. Pitt konnte die Größe des Fremden schlecht abschätzen, aber seine Brust und seine Schultern wirkten so gewaltig, daß er fast deformiert schien, wie ein Bodybuilder, der zu lange nur bestimmte Muskeln trainiert hat. Der Kopf war völlig glattrasiert, und das Gesicht hätte man fast hübsch nennen können, wäre nicht die große, unförmige Nase gewesen, die überhaupt nicht zu den Augen und dem Mund paßte. Der Mann trug nur Gummistiefel und Bermudashorts. Wenn man von dem Bismarck-Schnauzbart absah, hatte er etwas, das Pitt seltsam vertraut vorkam.
Ohne aufzusehen, begann er eine Liste von Verbrechen von einem Blatt abzulesen, deren Pitt angeklagt war. Es begann mit der Verletzung des kubanischen Luftraums, dem Abschuß eines Helikopters, der Ermordung der Besatzung, der Arbeit für einen ausländischen Geheimdienst und endete beim illegalen Grenzübertritt. Der Mann sprach ein erstklassiges Amerikanisch mit einem Anflug eines europäischen Akzents.
»Was haben Sie dazu zu sagen?«
»Schuldig wie die Sünde.«
Eine riesige Hand streckte Pitt einen Kugelschreiber und ein Blatt Papier entgegen. »Dann unterschreiben Sie bitte hier Ihr Geständnis.«
Pitt unterschrieb und reichte das Blatt wortlos zurück. Der Verhörspezialist starrte die Unterschrift nachdenklich an. »Ich glaube, Sie haben einen Fehler gemacht.«
»Und wo bitte?«
»Ihr Name ist nicht Benedict Arnold.«
Pitt schnippte mit den Fingern. »O Gott, da haben Sie recht. Das war ja letzte Woche. Diese Woche bin ich Millard Fillmore.«
»Sehr amüsant.«
»Da General Velikow die Amerikaner bereits offiziell über meinen Tod unterrichtet hat«, erklärte Pitt ernst, »sehe ich keinen großen Sinn darin, ein Geständnis zu unterschreiben. Das kommt mir so vor, als würde man einem Skelett Penicillin injizieren. Was für einen Sinn soll das haben?«
»Absicherung gegen unerwünschte Zwischenfälle, Propagandagründe, vielleicht brauchen wir auch einmal etwas, umzu verhandeln«, antwortete der Verhörspezialist gleichgültig. »Es könnte eine Menge Gründe geben.« Er schwieg einen Augenblick, dann las er in der Akte in seiner Hand. »Aus dem Dossier, das mir General Velikow gab, ersehe ich, daß Sie am Sankt-Lorenz-Strom an einer Bergungsaktion beteiligt waren.«
»Das ist richtig.«
»Ich glaube, an dem Projekt hab’ ich auch gearbeitet.«
Pitt starrte ihn an. Da gab es diese merkwürdige Vertrautheit, aber es fiel ihm einfach nichts ein. Er schüttelte den Kopf. »Ich kann mich nicht daran erinnern, Sie in meinem Team gehabt zu haben. Wie heißen Sie denn?«
»Foss Gly«, sagte der andere langsam. »Ich habe mit den Kanadiern gearbeitet, um Ihre Operation zu stören.«
Und jetzt erinnerte sich Pitt. Da war dieser kahlköpfige Bursche gewesen, den er von hinten niederschlagen mußte, um das Leben eines britischen Geheimagenten zu retten. Zu seiner großen Erleichterung wußte er genau, daß Gly ihm dabei den Rücken zugewandt hatte.
»Von Angesicht zu Angesicht haben wir uns wohl nie getroffen«, meinte Pitt ruhig. Er suchte in Glys Augen nach einer Erinnerung, aber der Blick verriet rein gar nichts.
»Wahrscheinlich nicht.«
»Sie sind ziemlich weit weg von zu Hause.«
Gly zuckte mit den großen Schultern. »Ich arbeite für jeden, der mir meine Dienstleistungen entsprechend honoriert.«
»Und diesmal wird in Rubeln bezahlt.«
»Nun, eigentlich in Gold«, erläuterte Gly. Er
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