Cynster 07 - Nur mit deinen Kuessen
erledigen.«
Francesca sprang dazwischen, bevor Gyles Lancelot eine vernichtende Niederlage erteilen konnte. »Mr. Gilmartin, Sie missverstehen, ich konnte wirklich nicht wissen …«
»Oh, Unsinn. Ich bestehe darauf. Ich sage Ihnen etwas, ich werde mit Ihnen um die Wette reiten.«
Lancelot machte eine Kehrtwendung mit seinem gereizten Fuchs, um an ihre Seite zu kommen, dann stolperte das Pferd und rempelte den zusehends nervöser werdenden Rappen an, welcher wiederum mit Gyles’ Grauem zusammenstieß.
»Nein!« Francesca spürte, wie der Rappe von einem panischen Zittern erfasst wurde und die kräftigen Muskeln sich anspannten. »Halten Sie ihn ruhig«, fuhr sie Lancelot an.
Der Fuchs hatte jedoch andere Vorstellungen. Er bäumte sich auf und schlug aus, so dass Lancelot beinahe aus dem Sattel gefallen wäre. Sein linker Arm fuchtelte wild umher, dann schlug die Reitpeitsche hart auf das Hinterteil des Rappen.
Der Rappe schoss vorwärts.
Gyles stürzte sich auf die Zügel und verfehlte sie. Ein einziger Blick auf Francesca, die unglücklich auf dem Rücken des Rappen auf und ab hüpfte, genügte. Sie war kurz davor, das Gleichgewicht zu verlieren und vom Pferd zu stürzen.
Gyles stieß einen Fluch aus und sah Lancelot wütend an. »Sie verdammter Idiot !« Er ritt mit seinem Grauen hinter dem Rappen her, während Lancelot immer noch mit seinem Pferd kämpfte.
Gyles verschwendete keinen weiteren Gedanken an Lancelot, er dachte nicht einmal an Vergeltung, sondern nur an die kleine Gestalt, die darum kämpfte, im Sattel zu bleiben. Sie konnte sich keinen Fehler erlauben. So wie sie auf dem Pferd hing, hatte sie keine Chance, das mächtige Tier zu kontrollieren. Die Downs in dieser Gegend waren uneben, und der donnernde Rhythmus des Pferdes würde sie erschüttern und ihr die Arme ausrenken, so dass sie die Zügel nicht mehr festhalten konnte.
Und sie schließlich vom Pferd stürzte.
Gyles wollte nicht daran denken, auch nicht an die kleinen Felsstücke, die überall im Gras verstreut lagen. Er wollte nicht an seinen Vater denken, der reglos auf dem Boden gelegen hatte.
Er versuchte abzuschalten und nahm die Verfolgung auf. Dabei betete er, sie möge die Kraft haben, durchzuhalten.
Francesca biss die Zähne zusammen und versuchte mit jedem Schritt, den der Rappe machte, zu verhindern, dass ihr der Atem wegblieb. Sie hatte einen Plan entwickelt, falls eines von Charles’ Jagdpferden jemals mit ihr durchgehen würde: Sie würde so lange durchhalten, bis das Tier müde wurde. Das wäre im Wald auch möglich gewesen, wo die Wege flach und gewunden waren, so dass das Pferd sein Tempo drosseln musste und es schnell müde wurde. Hier im offenen Hügelland kam der Rappe gerade in Schwung, denn er konnte frei und ungehindert rennen.
Die Vertiefungen und Unebenheiten machten dem Pferd kaum etwas aus, umso mehr jedoch Francesca. Ihre Arme fühlten sich an, als würden sie aus der Gelenkpfanne gerissen, und das Pferd machte keine Anstalten, sein Tempo zu drosseln. Sie hatte ihren Stiefel fest im Steigbügel verankert und ihr Bein um den Sattelbogen gelegt, damit sie nicht aus dem Sattel flog.
Viel länger würde sie dies jedoch nicht durchhalten können.
Dann hörte sie hinter sich das laute Donnern von Hufen, das immer näher kam.
Es war Gyles.
Sie verstärkte ihren Griff um die Zügel und versuchte, ihr Gleichgewicht zu halten, die Erschütterungen abzufedern, die sie bei jedem Schritt des Pferdes wie eine Stoffpuppe hin und her schleuderten.
Sie konnte nicht mehr richtig atmen, ihre Lungen hatten vergessen, wie es ging. In ihr stieg Panik auf, und in ihrem Nacken staute sich die Hitze.
Sie erblickte eine Reihe von kleinen Hügeln, die wie Schatten über dem Gras lagen. Auf und nieder, auf und nieder, sie würde es nicht schaffen und irgendwann herunterstürzen.
Der Graue kam immer näher, aber sie konnte nicht riskieren, sich umzudrehen.
Sie zog den Atem ein und konzentrierte ihre restliche Kraft darauf, an den Zügeln zu ziehen. Vergebens. Der Rappe hatte den Kopf gesenkt, und sie hatte nicht die Kraft, ihn zu besiegen.
Der Kopf des Grauen tauchte neben ihr auf.
»Befreie deine Füße, sofort!«
Sie hörte Gyles’ Befehl. Wenn ihre Füße keinen Halt mehr hatten, würde sie ganz bestimmt vom Pferd stürzen. Sie schob den Gedanken beiseite und tat, was er gesagt hatte.
In dem Moment, als ihre Stiefel sich vom Leder befreiten, spürte sie, wie sein Arm sich um ihre Taille legte und sie packte. Sie
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