Cynster 07 - Nur mit deinen Kuessen
drohte, war alles gut. Er spürte immer noch die Angst, war ihr jedoch nicht mehr hilflos ausgeliefert, und er wusste es. Er hatte es bewiesen. Er war der, der er war, und im besten Alter; es gab nur wenige Gefahren, vor denen er sie nicht schützen konnte. Sie zu schützen weckte den Barbar in ihm, befriedigte seine niederen Instinkte.
Sein wahres Ich hatte jedoch keinen Schutzpanzer gegen unsichtbare Feinde, keine Möglichkeit, sie vor ihnen zu schützen.
Gegen seinen Willen hatte sein wahres Ich sich unsterblich in seine Frau verliebt.
Er ließ seine Krawatte fallen und begann seine Manschetten aufzuknöpfen. Er hatte die Kälte zum ersten Mal gespürt, als er ihre zerstörte Reitkappe von Wallace’ Tablett gezogen hatte. Er hatte versucht, der Sache keine weitere Beachtung zu schenken, als könne er dadurch ihre Existenz verleugnen. Dann hatte sich der Vorfall mit der Soße ereignet.
Es war ihm nicht gelungen, seine Angst zu verleugnen, und seitdem hatte sie ihn fest im Griff.
Zu wissen, dass die Soße nicht vergiftet war, machte keinen Unterschied: es änderte nichts.
Er war unwiderruflich in seine Frau verliebt. Seine Welt drehte sich um ihr Lächeln, und er konnte die Möglichkeit nicht ertragen, dass sie ihm weggenommen werden könnte.
Wallace war zurückgekommen: Gyles hörte, wie sein Kammerdiener und Butler leise seinen Mantel in den Schrank hängte.
Plötzlich öffnete sich die Tür zu Francescas Zimmer. Seine Frau rauschte ins Zimmer, und vor Aufregung schwangen die Röcke ihres Negligés um sie herum. Sie sah zerzaust aus, als hätte sie sich die Haare gerauft.
Gyles warf Wallace einen Blick zu, und wieder einmal sah er, wie sein Butler aus dem Zimmer schlich. Innerlich gewappnet, wandte er sich Francesca zu. »Und was gibt es jetzt?«
Ihr Gesicht war leichenblass. Er wollte nicht in ihre Augen sehen, wollte nicht die Verletzung in ihren grünen Augen sehen.
»Warum machst du das?«
Ihre Stimme war leise, keinesfalls erotisch, sie zitterte vor unterdrückten Gefühlen.
»Weil ich es tun muss.«
»Aber warum?« Francesca wartete, ihr Herz fühlte sich an wie eine bleierne Faust.
»Francesca …« Gyles stieß einen Seufzer durch die Zähne aus, dann begegnete er ihrem Blick, seine Augen waren stürmisch und ausdruckslos. »Du hast mich geheiratet.« Seine Stimme war genauso leise wie ihre, jedoch viel härter und kräftiger. »Sogar nachdem wir uns das letzte Mal im Wald begegnet sind, hast du mich geheiratet. Du wusstest sehr gut, wen du da heiraten würdest - von allen Frauen wusstest du das am besten.«
»Ja. Aber ich verstehe immer noch nicht.« Als er sich abwandte, stellte sie sich so hin, dass sie sein Gesicht noch sehen konnte. Sie würde sich nicht zurückziehen, würde nicht zulassen, dass er sie ausschloss. Zitternd holte sie Luft und breitete ihre Arme aus. »Was habe ich getan, um all dies zu verdienen? Warum behandelst du mich wie eine Schwerverbrecherin in deinem eigenen Haus?« Diese Worte trafen seinen Nerv, und er warf ihr einen scharfen Blick zu. »Ja«, fuhr sie fort, »wie einen Möchtegern-Dieb, den man ständig bewachen muss.«
»Alles hier gehört dir.«
»Nein!« Ihre Augen begegneten seinen. »Alles hier gehört nicht mir!«
Eine plötzliche Stille überkam sie, und beide schwiegen. Sie taumelten am Abgrund. Sie konnten den Blick nicht voneinander nehmen und wagten nicht zu atmen. Sie spürte, dass sein Wille sie erreichte, spürte, wie er sie drückte und dann einen Rückzieher machte …
In diese Stille ließ sie ihre wohlüberlegten Worte fallen. »Das Einzige, was ich möchte - das Einzige, was ich von dieser Ehe je gewollt habe - gehört nicht mir.«
Sein Gesicht verschloss sich, und er richtete sich auf. »Ich habe dir von Anfang an gesagt, was ich dir geben würde. Habe ich mich etwa nicht an mein Versprechen gehalten?«
»Doch. Aber ich habe dir mehr angeboten, als wir ausgehandelt hatten, und du hast es dir genommen. Nur zu gerne.«
Das konnte er nicht abstreiten. Sein Unterkiefer verkrampfte sich, aber er schwieg.
»Ich habe dir mehr gegeben, als wir vereinbart hatten. Ich habe mich sehr darum bemüht, all das zu sein, was du von einer Ehefrau verlangst. Ich habe mich um dieses Haus gekümmert, deine Gastgeberin gespielt, habe alles getan, was ich versprochen habe. Und ich habe noch mehr getan und mehr gegeben, bin noch mehr für dich gewesen.«
Sie hielt seinem Blick stand, dann fragte sie etwas sanfter: »Und jetzt sag mir bitte, was habe
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