Cynster 07 - Nur mit deinen Kuessen
gewusst. Nachher hat er es natürlich erfahren. Wie immer werden solche Dinge verschwiegen. Ester wurde zu einer Tante nach Yorkshire geschickt, bis Elise und ich verheiratet waren und Franni geboren wurde.«
Erschöpft und düster blickte Charles Francesca an. »Es tut mir sehr Leid, meine Liebe, dass du all dies miterleben musstest - wir hatten immer gehofft, dass Franni von all dem verschont werden würde. Wir haben erst hier in London gemerkt, dass ihr Zustand sich immer mehr verschlimmerte. Du musst mir glauben, wir hätten uns nie vorstellen können, dass es so schnell gehen würde.«
Charles nahm sichtbar allen Mut zusammen und fragte Gyles: »Was wirst du jetzt tun?«
Gyles betrachtete Charles und spürte nichts als Mitgefühl. Vor ihm stand ein Mann, der seine Frau geliebt hatte und seine einzige Tochter beschützen wollte. Er hob die Hand und legte sie auf Charles’ Schulter. »Ich nehme an, du wirst Franni umgehend nach Rawlings Hall zurückbringen. Wirst du damit fertig? Was können wir tun, um dir zu helfen?«
Charles blinzelte und blickte prüfend in Gyles’ Augen. »Wirst du Anzeige erstatten?
Gyles hielt seinem Blick stand. »Franni ist eine Rawlings. Trotz ihrer Krankheit gehört sie zur Familie; sie kann nichts dafür, wie sie ist.«
Charles senkte den Kopf, und Francesca drückte seinen Arm, dann flüsterte er: »Ich danke dir.«
Gyles atmete ein und sah zu Franni hinüber, die jetzt völlig in sich zusammengesunken und erschöpft war und von Ester und einem der Lakaien gestützt wurde. »Ich würde euch gerne helfen, sie zur Kutsche zu tragen, aber ich denke, es ist am besten, wenn Francesca und ich jetzt gehen. Franni wird sanftmütiger sein, wenn wir weg sind.«
Charles nickte.
»Wenn du es schaffst, komm vorbei, bevor du London verlässt. Wir möchten wissen, ob alles in Ordnung ist.« Gyles streckte die Hand aus.
Charles nahm seine Hand. »Das werde ich, und nochmals vielen Dank.«
»Pass auf dich auf.« Francesca stellte sich auf die Zehenspitzen, um die Wange ihres Onkels zu küssen. »Ihr alle.«
Charles verzog die Lippen. Er wandte sich ab, als Osbert heraufkam; er sah ernster aus, als Francesca ihn je zuvor gesehen hatte. »Ich bleibe bei Charles und helfe ihm, das Mädchen in die Droschke zu kriegen.«
Gyles klopfte ihm auf die Schulter. »Komm morgen vorbei und informiere uns.«
Osbert nickte und wandte sich der Gruppe am Altar zu. Francesca sah Franni ein letztes Mal an, die mit geschlossenen Augen, offen stehendem Mund und zurückgelegtem Kopf an Ester lehnte, die ihr behutsam das strähnige Haar aus dem Gesicht strich.
»Komm.« Gyles wandte sich an Francesca. Er legte den Arm um sie und führte sie aus der Kapelle.
»Ich will es, ich will es, und ich werde es bekommen.« In der dunklen, warmen Kutsche, eng in Gyles’ Arme geschmiegt, wiederholte Francesca diese Worte. »Das hat Franni von unserem Großvater. Es war einer seiner Lieblingsaussprüche.«
Gyles zog sie eng an sich. Sie hatte sich nicht dagegen gesträubt, als er sie auf seinen Schoß gehoben hatte, als sie losgefahren waren. Er musste sie einfach festhalten, um dem Barbar zu versichern, dass alles in Ordnung war und sie sicher und unverletzt bei ihm war. Sie schien ebenfalls froh darüber zu sein, ihren Kopf an seine Schulter zu lehnen und ihre Hand auf seine Brust, über seinem Herzen, zu legen. »Ich dachte, du hättest den alten Francis nie kennen gelernt.«
»Das habe ich auch nicht. Papa hat mir von Großvater erzählt und wie stur er war. Er wollte, dass ich es wusste für den Fall, dass …«
Gyles dachte an einen Mann, der weitsichtig genug war, seine Tochter für eine mögliche Zukunft zu beschützen. »Ich bedaure, dass ich deinen Vater nie kennen gelernt habe.«
»Er hätte dich gemocht und hätte viel von dir gehalten.«
Niemals zuvor war sich Gyles seines Glücks so bewusst gewesen. Er dachte an all das, was er hatte und was Charles verwehrt gewesen war. »Die arme Franni. Sie hat nicht nur die Geisteskrankheit ihrer Mutter geerbt, sondern auch Francis’ merkwürdige Verrücktheit.«
»Ich habe vorher zu Charles nichts gesagt. Es würde ihn nur noch mehr aufregen. Ester hat mir erzählt, dass Francis viel Zeit mit Franni verbracht hat und dass Charles sich sehr darüber gefreut hat.«
Gyles drückte einen Kuss auf Francescas Locken. »Und es ist das Beste, ihn mit dieser Erinnerung zu lassen.«
Die Kutsche rumpelte weiter. Sie hatten die Lederklappen über die Fenster gezogen,
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