Cynster 07 - Nur mit deinen Kuessen
ihr dunkles Haar und die lebhaften Augen kam das elfenbeinfarbene Kleid sehr gut zur Geltung. Das Hauptaugenmerk galt jedoch nicht dem Kleid.
Unterhalb ihrer üppigen Brüste wurde das Kleid schmaler und schmiegte sich eng um ihre Taille, bevor es in großen schweren Falten über ihre Hüften fiel.
Sie war eine Göttin und wie geschaffen dafür, Männerköpfe mit obszönen Fantasien zu füllen, ihren Verstand und ihre Herzen zu erobern und sie für immer in einer Welt sinnlichen Verlangens gefangen zu halten.
Und sie gehörte ihm.
Sie war wild.
Bei ihm.
Gyles sog den Atem ein, während sie unter dem Rascheln des schweren Seidenstoffs an seine Seite trat. Er war sich schwach darüber bewusst, dass sie für alle Anwesenden - für ihn - eine glückliche Braut war, deren Lippen sich unter ihrem Schleier zu einem strahlenden Lächeln verzogen.
In ihrem Blick, der nur für ihn bestimmt war, lag eine Warnung und ein Versprechen.
Dann sah sie Hector an und lächelte.
Dieser hätte beinahe sein Gebetbuch fallen lassen. Gyles trat unruhig von einem Bein auf das andere und versuchte, seinen Platz zu finden. Er blickte auf den Boden und rang nach Luft. Sie war wesentlich besser darin, mit der Situation umzugehen als er, aber schließlich hatte sie auch schon die ganze Zeit über gewusst, wer er war.
Er versuchte nicht daran zu denken. Auch konnte er es sich nicht erlauben, einen Wutanfall zu bekommen. Er versuchte nachzudenken, fühlte sich jedoch wie gefangen, als würde er durch ein Labyrinth irren und überall gegen nackte Wände laufen.
Devil stieß ihn an. Er hob den Kopf, als Hector sich endlich räusperte.
»Wir haben uns heute hier versammelt …«
Gyles nahm die Worte kaum wahr; wie benommen wiederholte er die Sätze, die er sagen musste. Dann sprach sie die Worte, und umgehend war er wieder bei vollem Bewusstsein.
Mit rauchiger, erotischer Stimme gelobte sie - Francesca Hermione Rawlings - seine Frau zu werden, in Krankheit und Gesundheit, im Guten wie im Schlechten, bis dass der Tod sie scheiden würde.
Gyles stand nur da und ließ es über sich ergehen.
Devil reichte Hector den Ring, den er segnete und auf eine Seite im Gesangbuch legte.
Gyles nahm ihn in die Hand und wandte sich Francesca zu.
Sie streckte die linke Hand aus. Er legte seine Hand um ihre kleinen, zartgliedrigen Finger und ließ den Ring über ihren Ringfinger gleiten. Er rutschte jedoch sofort wieder herunter, so dass er ihn über ihren Mittelfinger ziehen musste, wo er perfekt passte.
Der Ring glänzte auf ihrer Haut, die Smaragde funkelten, ihr Feuer glich dem Feuer in ihren Augen.
Er blickte zu ihr auf und sah ihren feurigen Blick.
Sie erwiderte seinen Blick, dann presste sie die Lippen zusammen. Verstohlen versuchte sie, ihre Hand zu befreien.
Gyles verstärkte seinen Griff um ihre Hand.
Im Guten wie im Bösen, sie war jetzt sein.
Als ihm dies bewusst wurde, durchströmte ihn eine starke Kraft wie eine Urgewalt.
»Und durch die Gnade, die mir zuteil wurde, erkläre ich euch hiermit zu Mann und Frau.« Hector klappte die Bibel zu und strahlte sie an. »Du darfst die Braut jetzt küssen.«
Gyles ließ ihre Hand los. Mit aller Ruhe hob sie den Schleier und schob ihn nach hinten.
Er legte seine Hand um ihre Taille und zog sie an sich. Sie warf ihm einen raschen Blick zu, und ihre Augen wurden weit, ihre Lippen öffneten sich -
Er neigte seinen Kopf zu ihr herunter und legte seinen Mund auf ihre Lippen.
Es sollte eigentlich eine sanfte Berührung sein, eine reine Formalität.
Aber genau das Gegenteil war der Fall.
Der Griff seines Armes verstärkte sich, und er hielt sie eng an sich gepresst. Seine Zunge erforschte ihren Mund. Es war ein fordernder Kuss, der von Urrechten sprach, gegebenen Versprechen, geleisteten Ehegelöbnissen, Abkommen, die eingehalten wurden.
Nach einem Augenblick der Überraschung erholte sie sich und erwiderte seine Küsse mit leidenschaftlicher Inbrunst.
Abrupt hielt Gyles inne, da ihm bewusst geworden war, dass dies weder die Zeit noch der Ort dafür war. Ihre Blicke trafen sich - beide erinnerten sich daran, wo sie waren und was ihnen noch bevorstehen würde. Sie verstanden sich auch ohne viele Worte. Da Francesca so viel kleiner war als er und er sie so eng an sich gedrückt hatte, war niemandem die Art und Weise ihrer Umarmung aufgefallen.
In der Kapelle erklang Musik: Hectors Frau hatte angefangen, die Hymne zu spielen.
Francesca blinzelte und sah zu Hector auf. Sie versuchte
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