Cynster 07 - Nur mit deinen Kuessen
deinen Appetit für später, habe ich Recht?«
»Stimmt.« Gyles spürte, wie seine Lippen zuckten.
»Ich kann nicht sagen, dass ich dir die Schuld daran gebe, wenn alles, was über deine künftige Gräfin gesagt wird, wahr ist.«
Gyles bemühte sich, nicht die Stirn zu runzeln. »Was erzählt man sich denn?«
»Dass du genau die Auswahl getroffen hast, die man von dir erwartet. Dein Onkel war ziemlich beeindruckt von ihr. Sonst hat sie niemand von uns zu Gesicht bekommen, weil sie erst nach Einbruch der Dunkelheit eintraf.«
Gyles hätte nicht gedacht, dass Horaces Geschmack sich so sehr von seinem unterschied. Aber sein Onkel war schließlich über sechzig, vielleicht bevorzugte er jetzt stille, unterwürfige Frauen. »Du wirst sie schon noch früh genug kennen lernen, um dir ein Urteil zu bilden.«
Devil griff nach einem Spießchen. »Du wirst doch nicht ausdrücklich wiederholen, dass du aus Pflichtgefühl heiratest und nicht aus Liebe?«
»Und deine Hoffnungen zunichte mache? Dafür bin ich ein zu höflicher Gastgeber.«
Devil schnaubte verächtlich.
Gyles nahm einen Schluck von seinem Kaffee. Er hatte nicht beabsichtigt, Devil in die Irre zu führen, hatte aber auch keine Lust, ihm allzu viel zu erklären. Es hatte ihn schon genug Energie gekostet, die Zigeunerin und seine eigenen starken Bedürfnisse zu verleugnen. Eigentlich hätte er mit sich zufrieden sein können und sich auf das erfolgreiche Ergebnis seiner sorgfältig ausgearbeiteten Pläne freuen sollen. Stattdessen fühlte er sich innerlich tot, seine Gefühle waren wie Blei und zogen ihn herunter.
Er hatte das Richtige getan - es war das Einzige, das er hatte tun können - und trotzdem …, es war, als hätte er etwas falsch gemacht, als hätte er eine Sünde begangen, die schlimmer war als die Versuchung, der er erlegen war.
Er konnte dieses Gefühl nicht loswerden, obwohl er es die halbe Nacht versucht hatte. Er stand kurz davor, eine Frau zu heiraten, während eine andere seine Gedanken beherrschte. Die Zigeunerin war eine Mischung aus Wildheit und Unschuld, kombiniert mit dem Versprechen ungehemmter Leidenschaft, hemmungsloser Lüsternheit, sie hatte die Gabe, einen jeden Mann in den Wahnsinn zu treiben.
Sie hatte ihn auf eine Weise erregt, wie noch keine Frau zuvor es vermocht hatte.
Heute Morgen würde er sich von ihr befreien. Gleichgültig, wie eng die Beziehung zwischen ihr und Francesca auch sein mochte, er hatte ein Machtwort gesprochen. Die Zigeunerin würde spätestens bis Sonnenuntergang von seinem Grundstück verschwunden sein.
Er musste sich vergewissern, dass sie nicht vergaß, ihr Pferd mitzunehmen.
»Jetzt ist es sowieso zu spät, es dir noch einmal anders zu überlegen.«
Gyles konzentrierte seine Aufmerksamkeit wieder auf Devil.
Devil deutete mit dem Kopf auf die Uhr, die auf dem Kaminsims stand. »Wir müssen gehen.«
Gyles wandte sich um und sah, dass es wirklich Zeit war aufzubrechen. Er ließ sich seinen Widerwillen nicht anmerken, stand auf und überprüfte den Sitz seiner Manschetten und rückte seinen Mantel zurecht.
»Hast du den Ring?«
Er durchwühlte seine Westentasche, zog ihn heraus und übergab ihn Devil.
Devil betrachtete das prunkvolle Schmuckstück. »Sind das Smaragde?«
»Ja, es ist ein Familienerbstück. Zufällig erwähnte Mama, dass Smaragde angemessen sind, also …«
Seine Mutter hatte eigentlich gar nichts davon erwähnt: er hatte das Schlafzimmer seiner Zukünftigen, das über seinem lag, betreten und war dann darauf gestoßen. Seine Mutter hatte die Suite in der Lieblingsfarbe seiner Braut, einem lebhaften, intensiven Smaragdgrün, dekoriert. Im angrenzenden Wohnzimmer wurde das Grün durch die Beigabe von Türkis und anderen Farben geschmackvoll gedämpft, aber im Schlafzimmer mit den schweren Stoffen aus Seide und Satin war der satte Grünton vorherrschend. Hier und da etwas Gold sowie das auf Hochglanz polierte Holz ließen das Resultat noch prunkvoller aussehen.
Beim Anblick des Zimmers hatte er überrascht die Augenbrauen hochgezogen. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass seine unterwürfige, sanftmütige, blonde Braut dort wohnen würde, die Farbe würde sie doch erschlagen. Aber wenn Grün ihre Lieblingsfarbe war, wie seine Mutter gesagt hatte, gab es keinen Grund, darüber zu streiten.
Er deutete auf den Ring, den Devil in seine Tasche steckte. »Ich hoffe, er passt.« Gyles strebte auf die Tür zu.
Devil folgte ihm. »Kannst du nicht wenigstens ein paar
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