Cynster 07 - Nur mit deinen Kuessen
die sie gut spielen musste, denn die Leute sollten glauben, dass sie eine willige, glückliche Braut war. Sie hatte gehofft, einen Blick in Frannis Richtung werfen zu können, wenn sie vor dem Altar stand, vielleicht in dem Moment, wenn Charles zurückgetreten wäre. Als sie jedoch an Chillingworths Seite getreten war …
Sie wollte sich nicht mehr daran erinnern und versuchte erneut, einen Blick zur Bank hinüber zu werfen, wo Franni gesessen hatte, jedoch hatte Chillingworth wegen des großen Gedränges dort auf der Seite Platz genommen. Seitdem hatte er sich nicht mehr vom Fleck gerührt, und sie konnte auch nicht an ihm vorbeisehen. Weder Ester noch Franni waren gekommen, um ihr einen Kuss zu geben. Charles hielt sich zwar zurück, aber er lächelte.
Enttäuscht warf sie Lady Elizabeth einen Blick zu, die ihr Gefühl richtig deutete, die Ursache jedoch missdeutete. Ihre Schwiegermutter klatschte in die Hände. »Es ist an der Zeit, dass wir uns ins Esszimmer zurückziehen. Machen Sie bitte Platz, damit sie vorausgehen können, dann können Sie sie an der Tür begrüßen und wir können alle miteinander reden und uns beim Hochzeitsfrühstück amüsieren.«
Francesca lächelte sie dankbar an. Sie ergriff Chillingworths Arm und versuchte, den Schein einer strahlenden, glücklichen Braut aufrechtzuerhalten, während sie im Gang Reis warfen.
Als sie aus der Kapelle traten, war ihr Lächeln verschwunden. Bevor sie sich ihm zuwenden konnte, ergriff Gyles ihre Hand. »Hierher.«
Sie musste die Röcke anheben und schneller laufen, um mit seinen langen Schritten mitzukommen. Er nahm etliche Abkürzungen, lief Flure entlang, Treppen hinunter, um Ecken herum und führte sie weg von den Gästen und den Empfangsräumen. Er dachte gar nicht daran, langsamer zu gehen. Dann eilten sie einen engen, schwach beleuchteten Flur hinunter, und sie glaubte, sie wären im Erdgeschoss angekommen. Die Tür am anderen Ende des Ganges war geschlossen.
Sie war drauf und dran, stehen zu bleiben und ihn aufzufordern, ihr zu sagen, wo er sie hinführte, als Chillingworth kurz vor der Tür stehen blieb, sie zu sich herumdrehte und sie mit dem Rücken gegen die Wand presste.
Francesca spürte die Kälte der Wand hinter ihr und die Hitze seines Körpers vor ihr und um sie herum. Sie zog den Atem ein, als er sich eng an sie drängte. Sie begegnete seinem Blick, hielt ihn fest.
Beide atmeten sehr schnell. Der Puls an ihrem Hals pochte und zerrte an seinem Verstand, aber er nahm den Blick nicht von ihr.
Bei jeder anderen Frau hätte er die sexuelle Komponente ausgenutzt, um sie nervös zu machen und die Oberhand über sie zu gewinnen.
Bei Francesca jedoch wagte er dies nicht.
Zwischen ihnen war viel zu viel, selbst in diesem Augenblick, an diesem Ort. Heißer Atem, der die Haut streichelte, etwas, das fast greifbar war, ein Bewusstsein von Sünde, das so alt war wie die Zeit.
Sie hatten nur wenige Minuten, und er hatte keine Vorstellung davon, was sie im Sinn hatte, ob sie die Szene zu Ende spielen oder in der Mitte aufhören würde.
»Franni …«
Eine ungeheure Wut blitzte in ihren Augen auf und brachte ihn zum Schweigen. Ihre Wut war so groß, dass er beinahe einen Schritt zurück getan hätte.
»Ich bin nicht Franni .«
Bei jedem Wort, das sie sorgfältig artikulierte, zuckte er zusammen.
»Du bist Francesca Hermione Rawlings.« Wenn sie es nicht war, würde er ihr den Hals umdrehen.
Sie nickte. »Und meine Cousine, Charles’ Tochter, ist Frances Mary Rawlings, allen als Franni bekannt.«
»Charles’ Tochter ?« Langsam lichtete sich der Nebel. »Warum zum Teufel hat man ihr einen Namen gegeben, der so ähnlich lautet wie deiner?«
»Wir kamen kurz nacheinander auf die Welt, ich in Italien und Franni in Hampshire, und wir wurden beide nach unserem Großvater väterlicherseits genannt.«
»Francis Rawlings?«
Sie nickte wieder. »Nachdem dies jetzt klar ist, habe ich ein paar Fragen. Hast du Franni getroffen, als du Rawlings Hall besuchtest?«
Er zögerte einen Moment. »Ich bin zweimal mit ihr spazieren gegangen.«
Sie atmete schwer ein, und ihre Brüste hoben sich. »Hast du zu irgendeiner Zeit irgendetwas gesagt, das Franni in dem Glauben ließ, dass du ihr einen Heiratsantrag machen wolltest?«
»Nein.«
»Nein?« Erstaunt sah sie ihn an. »Du bist nach Rawlings Hall gekommen, um eine gehorsame Braut zu suchen, du dachtest, du hättest sie gefunden, bist zweimal mit ihr spazieren gegangen - und du hast nichts gesagt,
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