Cynster 07 - Nur mit deinen Kuessen
Osbert strahlte übers ganze Gesicht, dann wurde ihm bewusst, was er gerade gesagt hatte. »Nun, ich wollte sagen, nun, es ist nicht so, als ob …«
Sein Gesicht lief dunkelrot an.
Francesca warf Chillingworth einen kurzen Blick zu, dann schenkte sie Osbert ein strahlendes Lächeln und ergriff die schlaffe Hand, die er ausgestreckt in die Luft gehalten hatte. »Ich bin äußerst erfreut, Sie kennen zu lernen.«
Osbert blinzelte, dann schluckte er und konzentrierte sich wieder auf sie. »Es ist mir ein großes Vergnügen.« Er blieb vor ihr stehen und starrte sie an, ihre Hand lag noch immer in seiner. »Sie sind wirklich verdammt schön, wissen Sie das?«
Francesca lächelte nicht gerade unfreundlich. »Danke, aber dafür kann ich nichts, ich wurde so geboren.«
»Trotzdem«, beharrte Osbert, »ich muss schon sagen, als ich Sie in die Kapelle kommen sah, das war wirklich ein äu ßerst elektrisierender Augenblick.« Als das Gedränge hinter ihm größer wurde, trat er einen Schritt näher an Francesca heran. »Ich wollte schon ein Gedicht schreiben -«
»Osbert.« Gyles unterbrach ihn, in seiner Stimme lag eindeutiges Missfallen.
»Oh! Ja, natürlich.« Osbert schüttelte Francescas Hand und ließ sie sofort wieder los. »Ich rede später mit Ihnen.«
Er ging weiter, während andere Gäste rasch seinen Platz einnahmen.
Einige Augenblicke später ergriff Francesca die Gelegenheit. »Was hast du gegen ein Gedicht?«
»Das sind keine wirklichen Gedichte, sondern Osberts Gedichte. Warte, bis du eines davon gehört hast.«
Das Händeschütteln ging weiter, während die Gäste an ihnen vorbeimarschierten. Gyles gelang es, eine einigermaßen akzeptable Fassade zu bewahren, aber seine Nerven lagen blank, und Francescas Nähe, ja, jeder Atemzug, den sie tat, irritierte ihn. Als selbst der letzte Gast seinen Platz gefunden hatte, bot er ihr seinen Arm dar. Ihre Hand auf seinen Ärmel gelegt, führte er sie unter dem Applaus aller Anwesenden in dem großen Zimmer umher. Die Gäste saßen an den beiden langen Tischen, die in dem Zimmer aufgestellt worden waren. Am Kopfende der Tische war ein dritter Tisch aufgestellt worden, an dem die Ehrengäste Platz genommen hatten.
Gyles wies Francesca den Stuhl neben sich zu. Seine Mutter saß links von Francesca, während Horace zu ihrer Rechten Platz genommen hatte. Charles und Henni saßen ebenfalls an dem Tisch, und ganz in ihrer Nähe saßen Devil und Honoria und drei weitere Adelige mit ihren Frauen. Darüber hinaus waren Familienangehörige und enge Freunde des Paares anwesend. Gyles hatte ein strenges Auge auf die Gästeliste gehabt und sichergestellt, dass außer Devil, Honoria und ein paar engen Freunden die meisten Mitglieder der gehobenen Gesellschaft nicht eingeladen worden waren.
Irving zog den Stuhl zurück, und Gyles setzte sich. Lakaien eilten herbei, um die Gläser zu füllen. Trinksprüche wurden ausgesprochen, und das Gelage begann.
Sie spielten ihre Rollen hervorragend. Gyles war davon überzeugt, dass keiner der Gäste die Wahrheit ahnte, auch nicht seine scharfsinnige Mutter. Francesca spielte ihren Teil der Rolle mit großer Perfektion, andererseits war sie ja auch bereit gewesen, ihn zu heiraten, bis sie erfahren hatte, dass er einen Fehler gemacht hatte. Und auch dann war sie nicht gerade unwillig gewesen. Wütend vielleicht, aber es war nicht so, dass sie nicht all das abgesichert hatte, was er ihr angeboten hatte.
Schließlich waren es Gyles’ sorgfältig ausgearbeitete Pläne gewesen, die auf den Kopf gestellt worden waren. Er hatte an diesem Tag weitaus mehr bekommen, als er gewollt hatte, um genauer zu sein: nicht gewollt hatte.
Und es gab absolut nichts, was er daran ändern konnte.
Während die Gerichte auf-und abgetragen wurden, versuchte er, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Er wurde jedoch in seinen Bemühungen daran gehindert, da er die Rolle des glücklichen und stolzen Bräutigams spielen musste. Die Trinksprüche wurden immer gewagter; die Aufrichtigkeit der von den Gästen geäußerten guten Wünsche drang allmählich zu ihm vor.
Die meisten hätten gesagt, dass er sich außerordentlich glücklich schätzen konnte. Geradezu jeder männliche Gast im Zimmer außer Devil hätte umgehend seinen Platz mit ihm getauscht. Er war der Ehemann einer ungewöhnlich schönen Frau, die anscheinend auch auf dem gesellschaftlichen Parkett eine glänzende Figur abgab. Sie war auf eine offene Art und Weise charmant, mühelos bezaubernd,
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