Cynster 07 - Nur mit deinen Kuessen
dass mein Ruf vor mir stirbt. In der Tat, meine Liebe, wir wohnen außerhalb des Dorfes.«
Francesca nahm ihren Ellbogen und steuerte sie gezielt auf den Salon zu. Irving kam herbeigeeilt, um ihnen die Tür zu öffnen.
Lady Gilmartin plapperte weiter. »Sie müssen unbedingt zum Tee zu uns kommen, aber wir haben gedacht, wir kommen heute Nachmittag vorbei und stellen Ihnen unseren kleinen Kreis vor. Eldred?«
In der Mitte des Salons machte sich Francesca von der Gräfin los. Sie wandte sich um und sah, wie ein saft-und kraftlos aussehender Gentleman an Gyles’ Seite den Salon betrat. Neben Gyles wirkte er schlaff und leblos. Er verbeugte sich und lächelte schwach, während Francesca ihm zulächelte. Sie tat einen belebenden Atemzug und winkte Lady Gilmartin zum Sofa. »Bitte nehmen Sie Platz. Wallace, bringen Sie den Tee.«
Francesca ließ sich in einem Sessel nieder und beobachtete, wie Lady Gilmartin ihr Schultertuch zurechtrückte.
»Wo waren wir stehen geblieben?« Die Gräfin blickte auf. »Oh ja, Clarissa? Clarissa ? Wo steckst du denn?«
Ein blasses, pummeliges Mädchen mit einem mürrischen Gesichtsausdruck, der nicht unbedingt zu einer Lady passte, stolzierte in den Salon, machte einen Knicks vor Francesca und ließ sich dann auf das Sofa neben ihrer Mutter plumpsen.
»Dies ist mein Liebling.« Lady Gilmartin tätschelte ihrer Tochter das Knie. »Noch ein wenig zu jung, um mit Ihnen zu konkurrieren, meine Liebe«, die Gräfin deutete mit dem Kopf auf Gyles, »aber wir haben große Hoffnungen. Clarissa nimmt nächstes Jahr an der Ballsaison teil.«
Francesca ließ sich nichts anmerken und vermied Gyles’ Blick. Eine Sekunde später richtete sie ihr Augenmerk auf den zierlichen Gentleman, der sich verspätet hatte und in den Salon spaziert kam. Sie blinzelte und bekam nicht mit, was Lady Gilmartin ihr soeben erzählte. Die Gräfin drehte sich herum. »Ah, Lancelot. Komm und mach eine Verbeugung.«
Der Jugendliche, er war nicht viel mehr als das, hatte dunkles Haar, eine blasse Hautfarbe und war ziemlich attraktiv, wenn er auch sehr gestelzt wirkte. Er ließ einen verächtlichen Blick über den Raum schweifen, der schließlich bei Francesca hängen blieb.
»Donnerwetter!« Die dunklen Augen, bis dahin durch müde Lider verhüllt, öffneten sich weit. Mit einer rasenden Geschwindigkeit ging Lancelot um den Sessel herum und verbeugte sich mit verklärter Hingabe vor Francesca. »Donnerwetter!«, sagte er erneut, als er sich wieder aufrichtete.
»Lancelot wird uns begleiten, wenn wir zur Ballsaison in die Stadt fahren.« Lady Gilmartin strahlte. »Ich glaube, ich kann, ohne einen Widerspruch fürchten zu müssen, sagen, dass wir Aufsehen erregen werden. Sogar ziemlich viel Aufsehen!«
Francesca brachte ein höfliches Lächeln zustande und war dankbar, als Wallace endlich mit dem Teetablett auftauchte, gefolgt von Irving, der den Kuchenteller trug. Während sie den Tee eingoss und ihre Gäste den Kuchen verzehrten, tat sie ihr Bestes, um die Konversation in eine allgemeinere Richtung zu lenken.
Gyles hielt sich auf Abstand; er stand in der Nähe der Fenster und redete in gedämpftem Tonfall mit Lord Gilmartin. Als er schließlich Francescas Blick begegnete, in dem eine eindeutige Botschaft lag, hob er flüchtig eine Augenbraue und führte Lord Gilmartin mit resigniertem Gesichtsausdruck zu seiner Familie.
Dies war jedoch kein glücklicher Umstand. Von dem Moment an, als sie sah, dass Gyles in der Nähe war, benahm sich Clarissa äußerst albern. Sie kicherte auf eine Weise, die nach Francescas Ansicht auf eine schlechte Kinderstube schließen ließ, und warf Gyles kokette Blicke zu.
Ehe Francesca darüber nachdenken konnte, wie sie ihren Mann und Clarissa voneinander trennen konnte, baute sich Lancelot vor ihr auf und blockierte ihre Sicht. Erschrocken sah sie auf.
»Sie sind unheimlich schön, wissen Sie das?«
Das leidenschaftliche Funkeln in Lancelots Augen ließ befürchten, dass er unmittelbar davorstand, sich auf die Knie zu werfen und ihr sein noch grünes Herz auszuschütten.
»Ja, das weiß ich«, sagte sie.
Er blinzelte sie ungläubig an. »Sind Sie sicher?«
Sie nickte, erhob sich und zwang Lancelot, einen Schritt zurückzutreten, damit sie sich aufrecht hinstellen konnte. »Das höre ich immer wieder von Leuten, also … Männern. Es bedeutet mir eigentlich nicht viel, denn ich kann es ja selbst nicht sehen.«
Sie hatte diese Worte zuvor schon einmal gesagt, um allzu glühende
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