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Cynster 07 - Nur mit deinen Kuessen

Cynster 07 - Nur mit deinen Kuessen

Titel: Cynster 07 - Nur mit deinen Kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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ersten Raum abgesucht hatte, ging sie in den anderen Teil der Galerie. Das in den Raum flutende Sonnenlicht blendete sie, und sie blieb blinzelnd stehen.
    Der Umriss von etwas, das sie für die merkwürdige Form einer Bibliotheksleiter gehalten hatte, entpuppte sich als ihr Ehemann, der mit lang ausgestreckten Beinen in einem gro ßen Ohrensessel saß.
    Sie zuckte zusammen und versuchte, ihren Schreck zu kaschieren. »Entschuldigung, ich wusste nicht, dass du hier bist.« Sie vernahm den defensiven Ton in ihrer Stimme und drehte sich herum. »Bitte entschuldige mich, ich werde sofort gehen.«
    »Nein.«
    Einen Moment lang dachte sie über den Klang seiner Stimme nach, ein absoluter Befehlston, in dem ein Zaudern lag, dann trat sie einen Schritt zurück, um ihn anzusehen.
    Seine Miene war ausdruckslos. »Du warst zur Zeit des Peterloo-Aufstands nicht in England, oder?«
    »Meinst du den Aufstand in Manchester?« Er nickte, und sie schüttelte den Kopf. »Wir haben erst kurze Zeit später davon erfahren, die meisten sagten, es sei ein bedauerlicher Vorfall gewesen.«
    »Das stimmt.« Er stand halb auf und zog einen Stuhl an seinen Sessel heran: Mit dem Stück Papier, das er in der Hand hielt, bedeutete er ihr, sich zu setzen. »Lies dir das mal durch und sag mir dann, was du davon hältst.«
    Sie zögerte einen Augenblick, dann ging sie zu ihm und ließ sich auf den Stuhl fallen. Sie nahm das Stück Papier entgegen, eine offizielle Erklärung. »Was ist das?«
    »Lies es.« Er lehnte sich zurück. »Du bist so etwas wie ein unvoreingenommener Beobachter und kennst nur die Fakten und nicht die Emotionen, die damals und danach die Diskussionen in England beeinflusst haben.«
    Sie blickte ihn an und las gehorsam. Als sie am Schluss des Dokuments angelangt war, runzelte sie die Stirn. »Dies ist ziemlich … unlogisch. Ich verstehe nicht, wie sie solche Behauptungen aufstellen können.«
    »Genau. Es soll ein Argument gegen die Aufhebung der Getreidegesetze sein.«
    Francesca zögerte, dann fragte sie leise: »Bist du dafür oder dagegen?«
    Er warf ihr einen missmutigen Blick zu. »Dafür, natürlich. Dieses verdammte Gesetz hätte niemals erlassen werden dürfen. Viele von uns waren damals dagegen, aber es ist dennoch verabschiedet worden. Jetzt müssen wir zusehen, dass es aufgehoben wird, bevor das Land zerfällt.«
    »Du bist Großgrundbesitzer, sind die Getreidegesetze nicht zu deinem Vorteil?«
    »Wenn es um den sofortigen finanziellen Gewinn geht, ja. Jedoch haben die Gesetze wegen der Sozialabgaben auf große Ländereien wie meine oder Devils oder einer Menge anderer Leute eher negative Auswirkungen.«
    »Dein Hauptargument für die Aufhebung der Gesetze ist also ein finanzielles?«
    »Für die Lords müssen die finanziellen Argumente stark sein, aber meines Erachtens sind die anderen Argumente noch stärker. Ein Rechtsanspruch auf Ländereien hat die französische Aristokratie auch nicht gerettet. Diejenigen, die das nicht sehen wollen, die sich weigern, zuzugeben, dass sich die Zeiten geändert haben und das Volk im Allgemeinen ebenfalls Rechte hat, verleugnen die Wahrheit.«
    »Du hast deine Nachforschungen also darüber angestellt, wie man die Getreidegesetze abschafft?«
    »Darüber und über einige verwandte Themen. Das Hauptthema ist die Neufassung des Wahlrechts, aber wir sind noch Jahre davon entfernt, ein entsprechendes Gesetz zu verabschieden.«
    »Und was hat es mit dem Wahlrecht auf sich?«
    »Nun …«
    Er erklärte es ihr, und sie stellte ihm Fragen. Sie diskutierten lebhaft darüber, wie weit das Wahlrecht gehen sollte, um diejenigen, die nicht wahlberechtigt waren, zufrieden zu stellen.
    Gyles war überrascht, als er bemerkte, wie tief die Sonne bereits stand. Sie hatten seit Stunden miteinander diskutiert. Obwohl Francesca nicht viel Erfahrung auf dem Gebiet hatte, sah auch sie die Notwendigkeit für ein umfassendes Wahlrecht, für ein größeres gemeinsames Ziel.
    »Waterloo war das Ende, der Punkt, an dem alles klar wurde. Wir haben mehr als zwei Jahrzehnte unsere Aufmerksamkeit auf die Franzosen gerichtet und uns nicht genug um die Probleme im eigenen Land gekümmert. Jetzt gibt es keinen Krieg mehr, der uns zusammenhält, und die Menschen und Regierungen handeln nicht mehr gemeinsam, das soziale Gefüge fällt langsam auseinander.«
    »Also müssen sich die Dinge verändern.« Francesca nickte zustimmend. Sie war aufgestanden und ging im Zimmer auf und ab.
    »Die Zeiten ändern sich.« Gyles

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