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Cyrion

Cyrion

Titel: Cyrion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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Gelehrten einigen Reiz hat. Haltet Ihr sie für wahr?«
    »Ja, Ich selbst habe Geister und ähnliche Erscheinungen gesehen, und ich bin ein einfacher Mann. Cyrion dagegen gehört vermutlich zu den Menschen, die ungewollt bizarre, unheimliche Ereignisse anziehen, wie andere Unglück. Und Teboras oder Teborius, wie sie einst hieß, ist eine gespenstische Stadt, in der man überall die Reste remusischer Bauwerke findet, geisterhafte Erinnerungen an die einstige Größe dieses zerfallenen Reiches.«
    »Und die liebliche Sabara. Es scheint, daß er eine Schwäche für sie hatte.«
    »Es scheint so. Wenn er überhaupt Schwächen hat.«
    »Ich nehme an, er hat Gefühle wie jeder Mensch.«
    »Meistert sie aber mit ungewöhnlicher Selbstbeherrschung. Und noch etwas ist erwähnenswert«, sagte der Gelehrte. Er unterbrach sich für einen Augenblick, um interessiert zuzusehen, wie der betrunkene blonde Soldat das gebratene Zicklein in Stücke riß, Gemüse und einen halben Laib Brot auf seinen Teller häufte und herzhaft zu essen begann.
    »Der Sklave Esur hat Euch, glaube ich, die Geschichte von der Wüstenstadt und dem Ungeheuer erzählt. Vielleicht ist Euch aufgefallen, daß Cyrion die ihm angebotenen Kostbarkeiten aus dem Schatz achtlos zurückließ.«
    Roilant dachte darüber nach.
    »Allerdings. Und am Ende der Geschichte von den Gespenstern -«
    »- ließ er unschätzbare Reichtümer unberührt und nahm ein Armband mit, als Erinnerung an die junge Frau, der es gehörte, und gewiß nicht aus Habgier.«
    »Dennoch behauptet man, er sei reich. Bestimmt ist dieser Reichtum die Frucht seiner Abenteuer. Immer kann er seine Belohnungen nicht so leichtherzig aufgegeben haben.«
    »Oder er hat es nie nötig gehabt, eine Bezahlung anzunehmen. Es gibt da ein Gerücht betreffend Cyrion, demzufolge er der Sohn eines Königs aus dem Westen ist und als Kind entführt wurde, um ein Lösegeld zu erpressen. Die Verbrecher ließen ihn schließlich in der Wüste zurück, wo die Nomadenstämme ihn fanden und sich seiner annahmen.«
    »Daher seine Reisekleidung.«
    »Und seine gelegentliche Bezugnahme auf die Sprichwörter und geistigen Übungen der Nomaden, die ein seltsames, wildes und dennoch eigentümlich weises Volk sind. Gemäß einem anderen Gerücht hat Cyrion überall Verstecke für seine Reichtümer angelegt, von hier bis zur Küste von Auxia. Er braucht nur bestimmte Orte aufzusuchen, sich zu erkennen zu geben, und verfügt über unbegrenzte Mittel.«
    »Daher also die kostbare städtische Kleidung und die Vorliebe für erstklassige Gasthäuser.«
    Ein neuer Gast, der die Schänke lautlos betreten hatte, brüllte plötzlich vom Eingang her:
    »Foy! Verdammt - Foy!«
    Jedermann hielt nach Foy Ausschau. (Bis auf den Weisen, der eifrig damit beschäftigt war, seine Fastenkur mit gebackenen Linsen und Oliven zu beleben.)
    Da er keine Antwort erhielt, marschierte der Neuankömmling, ein ausgesprochen kurz geratener junger Mann, quer durch den Gastraum. Er trug einen matt schimmernden Kettenpanzer und eine leichte Stahlhaube und war eigentlich sehr klein für einen Soldaten. Wie um das wettzumachen, ersetzte er Körpergröße durch lärmendes Auftreten. Ein üppiger brauner Schnauzbart verdeckte fast die Hälfte seines Gesichts, nicht aber seine offensichtliche Mißbilligung, als er an Roilants Tisch trat und neben dem hungrigen, betrunkenen Blonden Aufstellung nahm.
    »Foy. In einer halben Stunde mußt du wieder in der Kaserne sein. Ich habe jede Schänke und jede Weinhandlung in Heruzala nach dir abgesucht.«
    »O Mütterchen«, sagte Foy, der blonde Soldat, »ich will dich für deine Mühe entschädigen. Setz dich, du gute Seele, und leiste mir Gesellschaft bei dem Festmahl, das der großzügige Herr mit dem orangenem Haar mir bezahlt. Ihr habt doch nicht dagegen einschu... weinzuenden, hick -« Foy stierte Roilant bekümmert an. Roilant machte eine Handbewegung, die erkennen ließ, daß er über alle Einwendungen längst hinaus war, und wenn sie noch so falsch ausgesprochen wurden.
    »Foy. Eine halbe Stunde. Komm. Wir gehen.«
    »Gehen? Wie könnte ich so unhöflich sein. Außerdem habe ich meine Geschichte noch nicht erzählt. Meine einzige Berechtigung, hier zu sitzen.«
    »Geschichte? Was für eine verdammte Geschichte?«
    »Wir erzählen Geschichten über -« Der blonde Soldat machte eine gewaltige Anstrengung. »- Schyrion.«
    Der Soldat mit dem braunen Schnurrbart blickte von Roilant zu dem Gelehrten und nickte.
    »Entschuldigt,

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