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Cyrion

Cyrion

Titel: Cyrion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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meine Herren. Wenn das Euer Handel war, fürchte ich, daß er davon zurücktreten muß. Was Cyrion betrifft, dem könnt Ihr leicht persönlich begegnen, wenn Ihr in der Stadt bleibt.«
    Roilant ließ sein Messer fallen.
    »Er ist ganz sicher in der Stadt?«
    »In Heruzala? Ja. Ich traf ihn vor einer Stunde, in der Süßen Straße.«
    Roilant stand auf.
    Der schnauzbärtige Soldat fuhr fort: »Aber ich bezweifle, daß Ihr ihn dort noch antreffen werdet. Er war ganz offensichtlich woanders unterwegs, als er an mir vorbeiging.«
    Roilant sank in sich zusammen. Der Gelehrte sprang für ihn ein:
    »Ihr kennt diesen Mann gut?«
    »Gut genug, um ihm die Tageszeit zu bieten. Nach all dem, was man so über ihn erzählt, reicht mir das auch völlig. Ein sehr vom Glück abhängiges Geschäft, so als freiberuflicher Schwertkämpfer. Nun, Foy, jetzt kommpf«, schloß der bärtige Soldat und wurde noch kleiner, indem er auf einen freien Platz neben Foy niederfiel. An einem Mundvoll gebratenem Zicklein vorbei sagte Foy sehr leise, nüchtern und deutlich: »Mach den Mund zu, Idiot, und paß auf. Ich habe einen Grund für mein Benehmen. Und wenn du jetzt gleich zu dem Kerl hinguckst, über den ich spreche n werde, kriegst du noch einen drauf. Der heilige Mann da, mit den Ringen und dem Fett überall auf seinem Kleid. Ich könnte schwören, das ist der Lump, der sich als Prophet ausgibt und die Leute zu Unruhen und Aufruhr anstiftet. Wir haben versucht, ihn festzunehmen, dreimal, und der Teufel ist immer entwischt. Selbst die Engelsritter konnten ihn nicht fassen, und ihnen entgeht nur selten jemand. Ich kam zufällig hier herein und entdeckte ihn. Jetzt verfolge ich ihn oder werde es, sobald er sich in Bewegung setzt. Bleib hier und hilf mir, ihn zu packen, wenn er wieder den Mund aufmacht, um unseren König zu beleidigen. Oder geh zurück in die Kaserne und sag Bescheid, warum ich nicht komme.«
    Der schnauzbärtige Soldat grunzte und rieb sich den Oberschenkel, offensichtlich wollte er lieber bleiben.
    Roilant starrte den blonden Soldaten an.
    »Ihr seid gar nicht betrunken«, sagte er mit gedämpfter Stimme.
    »Wasch haschn ‘sagt?« erkundigte sich der Soldat und schlüpfte wieder in seine Charakterrolle.
    Roilant setzte sich. »Das ist verrückt.«
    »Ganz und gar nicht«, meinte der Gelehrte. »Ihr habt jetzt den Beweis, daß Cyrion in der Nähe ist und vielleicht hier herkommt. Was die andere Sache betrifft«, der Gelehrte senkte die Stimme, »ich war mir über diesen Weisen auch nicht im klaren. Ein neugieriger alter Mann.«
    Der schnauzbärtige Soldat hatte sich von dem Tritt erholt, den Foy ihm verpaßt hatte, und verhalf sich ohne weiteres zu einem gehörigen Anteil an Fleisch und Wein.
    »Es hat mich immer interessiert, wie wohl die wirklichen Namen der Geister lauteten«, bemerkte der Gelehrte. »Naldinus und Sabara, könnte man meinen, blieben unverändert. Aber Jolan könnte Jolius sein und Radri - Radrix. Bei Marival kann ich nur Vermutungen anstellen. Ich denke da an zwei Namen, zusammengefügt. Vielleicht Marea Valia.«
    »Ich hatte eine Cousine mit Namen Valia«, eröffnete Roilant ziemlich überraschend. »Sie war noch ein Kind, als sie verschwand. Aber sie hatte eine Schwester, Eliset.«
    Der schnauzbärtige Soldat entwickelte eine zunehmend gute Laune. Ob er es darauf anlegte, seinen Kameraden nachzuahmen, oder ob ihm der Wein tatsächlich so schnell zu Kopf gestiegen war, war nur schwer zu beurteilen.
    »Dieser Cyrion«, sagte er jetzt voller Hilfsbereitschaft zu Roilant. »Es gibt tatsächlich eine Geschichte, die ich kenne.«
    Roilant seufzte abgrundtief.
    »Also gut.«
    »Nicht daß Cyrion sie mir erzählt hat. Ein Genie mit dem Messer, nebenbei bemerkt. Nicht daß das in der Geschichte vorkommt. Aber da war so ein Zaub erer.«
    »Schon wieder ein Zauberer«, sagte Roilant gequält.
    »Er hieß Juved. Juved der Magier, der sich in Sachen Zauberei ziemlich übernommen hatte...«:
    Cyrion in Bronze
    Dem Himmel näher als die Bäume, erhob sich der Turm aus der grünen Wolke der Oase.
    Tief unten lag ein Kreis stillen Wassers, gab es Oleanderbüsche, Schilf, die Säulen der Palmen mit ihren zerrupften Wedeln, die die untergehende Sonne mit dünnen roten Strahlen zeichnete. Das alles umgeben von den nackten Sandwällen der Wüste, deren westliche Hänge kupfern im Abendlicht glühten.
    Der Mann im Turm hatte für das alles keinen Blick. Er blickte in einen Kristall auf einem Ständer aus Messing. Der Kristall

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