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Cyrion

Cyrion

Titel: Cyrion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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Zufällig weiß ich von dem Meuchelmörder in Klove, falls Ihr -«
    Roilant gab ein Geräusch von sich, das zwar nicht unhöflich, aber auch nicht ermutigend war.
    »Ich hoffe, Ihr werdet mir verzeihen«, sagte der Gelehrte, »aber ich habe die Geschichte noch nicht gehört. Ich glaube, es ist an mir, den Wein zu bestellen.« Und zu dem Karawanenbesitzer: »Setzt Euch. Erzählt mir von Klove. Der junge Herr wird Nachsicht mit mir haben.«
    Roilant verzog das Gesicht, blieb aber sitzen.
    Während ihrer Unterhaltung war der Wirt zurückgekommen und hatte festgestellt, daß der Weise seine Rechnung nicht beglichen hatte. Es gab ein Geschrei. Außerdem kam noch ein fetter Priester hereingesegelt, die Sklaven rannten herum, Mittagessen wurde aufgetragen oder verzehrt, und in dem ganzen Raum herrschte eine eifrige Betriebsamkeit, die zur Kenntnis zu nehmen Roilant inzwischen zu müde war. Ihm war nur ein wachsendes Verlangen anzumerken, sich zu verabschieden.
    Der Karawanenbesitzer setzte sich. »Also gut. Klove. Es ist die lautere Wahrheit. Eine äußerst eigenartige Begebenheit.«
    »Das überrascht mich«, bemerkte Roilant in dem Bemühen, sarkastisch zu sein, aber seine Anstrengung blieb ungewürdigt.
    Der Karawanenführer schenkte sich Wein in den Becher und begann zu erzählen, und nicht lange, so kehrten alle drei Kaufleute mitsamt Begleiterinnen wieder an Roilants Tisch zurück.
    Auf der anderen Seite des Raumes schien die Brünette gleichfalls zuzuhören, während sie geschmortes Zicklein und Äpfel fein säuberlich in ihren recht großen, aber feingliedrigen Händen zerteilte.
    Der Assassine
    Als drei schwarze Punkte, in der weißblauen Flüssigkeit des Himmels kreisten langsam die Geier. Ein unfehlbarer Hinweis auf den Tod, irgendwo da unten.
    Der zweite Hinweis war noch eindeutiger.
    Erreichte man den oberen Rand der letzten Düne, entdeckte man sofort das Wasserloch und hinter den ewigen Rauchfahnen des Wüstensandes einen anderen, unheilverkündenden Rauch.
    Cyrion blieb auf dem Abhang stehen, die weite Kapuze seines Nomadengewandes über den Kopf gezogen, um die Sonne abzuhalten, ein dunkler Fleck vor dem blassen Hintergrund der Wüste. Nichts bewegte sich am grasbewachsenen Ufer des Wasserlochs und auch nicht bei dem einzigen, zerzausten Baum. Das kleine Haus war ein geschwärzter Trümmerhaufen, eingehüllt in einen Mantel aus Rauch, jetzt, da das Feuer niedergebrannt war. Zwischen der Ruine und dem Baum lag ein toter Mann auf dem Gesicht, und um ihn herum lagen die blutigen Körper von zehn oder mehr Tauben.
    Das Interessanteste an diesem Bild waren die kreisenden Geier. Hier wartete ein Festmahl auf sie. Wenn sie trotzdem in der Luft blieben, hatte das einen Grund. Von ihrer hohen Warte aus mußten sie ein lebendes und vielleicht gefährliches Lebewesen auf der anderen Seite des Rauchvorhangs entdeckt haben.
    Cyrion hatte die Wahl. Er konnte umkehren. Wenngleich das wenig aussichtsreich war; denn er hatte kein Wasser mehr und war seit dem Morgen zu dieser Wasserstelle unterwegs.
    Mit geübter Sanftheit zog er sein Schwert aus der roten Lederhülle. Brachte dann den Rest des Dünenhanges hinter sich und schritt zu dem Wasserloch, als hätte er die verbrannte Ruine gar nicht gesehen. Nachdem er das Schwert achtlos in den Sand gestoßen hatte, begann Cyrion, den Ledereimer vom Grund des Brunnens heraufzuziehen.
    Die Bewegung, als sie entstand, war überraschend fließend und vollkommen. Der Platz zwischen Ruine und Wasser war leer bis auf die Leichen, und dann, war er es plötzlich nicht mehr.
    Cyrion blickte auf.
    Der Ankömmling war ein Fremder und trotzdem unverwechselbar. Er saß auf einem Schimmelwallach, der mit weißem Leder und Silber gezäumt war. Der Mann trug ein stählernes Kettenhemd und darüber einen schneeweißen Waffenrock, einen Helm aus weiß gehärtetem Stahl mit einem weißen Federbusch und einer Nasenschiene, die sich noch quer unter den Augen hinzog und die gleiche Wirkung hatte, wie eine Maske. Auf seinem Rücken hing ein Schild mit einem Wappen - einer weißen Taube. Schon an der Taube hätte ihn jeder erkannt. Er war einer der Engelsritter, die manchmal auch>Tauben    Cyrion kümmerte sich wieder um den Eimer. Er lächelte.
    »Kann ich Euch zu trinken anbieten, mein Freund?«
    Der Ritter saß auf seinem Pferd, wie ein Block aus unmöglichem Eis in der Hitze. Nichts an ihm bewegte sich, nicht einmal das Pferd zuckte mit den Ohren.
    »Immerhin«,

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