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D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)

D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)

Titel: D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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trug eine weite Robe mit diesem seltsamen Symbol. Er war etwas älter als Lachweyler, hatte sympathische Lachfalten an den Augenwinkeln und ein volles, freundliches Gesicht. Es musste sich ohne Zweifel um so etwas wie einen Priester handeln. Er betrachtete Lachweyler mit aufmerksamem Interesse, aber keinesfalls feindselig.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Die Stimme des Priesters war angenehm, volltönend. Lachweyler unterdrückte die in ihm aufkeimende Sympathie für diesen Mann. Diese Kultisten, schoss es ihm durch den Kopf, hatten einiges drauf. Die zu seiner Zeit waren verhärmte Fanatiker gewesen, die meisten davon mit Mundgeruch. Dieser hier aber benutzte ein feines Eau de Toilette.
    Alles sehr angenehm.
    »Nein … nein, eigentlich nicht.«
    Der Mann sah Lachweyler ein wenig zweifelnd an.
    Woran mochte das liegen? Sah Lachweyler nicht wie ein wahrer Suchender aus? Dabei war er doch auf der Suche – nur vielleicht nicht ganz in dem Sinne, für den der Priester vor ihm Zuständigkeit beanspruchte.
    »Wir haben da ein kleines Problem«, sagte der Mann mit einem beinahe entschuldigenden Unterton.
    »Ein Problem?«, echote Lachweyler und fühlte, wie sich unwillkürlich seine Bauchmuskeln anspannten. Er versuchte, wirklich verwirrt auszusehen, und angesichts seines tatsächlichen Gemütszustands fiel ihm dies gar nicht schwer.
    »Sie haben zahlreiche Implantate.«
    Lachweyler machte unwillkürlich einen Schritt zurück, doch der freundliche Mann hob sofort beide Hände, mit den Handflächen nach vorne und schüttelte den Kopf.
    »Das ist nichts Schlimmes. Wir hegen keine Vorurteile gegen jene, die es für notwendig halten, sich so zu verändern. Vielleicht hat es ja sogar medizinische Gründe. Unsere Scanner sprechen nur generell auf die Existenz von Implantaten an. Ich will Ihnen keinen Vorwurf machen.«
    Lachweyler bemühte sich um ein schüchternes, erleichtertes Lächeln. Seine schauspielerischen Fähigkeiten wurden bei dieser Begegnung bis an ihre Leistungsgrenze beansprucht – und er hatte sich diesbezüglich nie für sonderlich talentiert gehalten.
    Er hoffte daher, dass er gerade dabei war, über sich selbst hinauszuwachsen.
    »Wo liegt dann das … kleine Problem?«
    »Wir können in manchen unserer Gebetsstätten leider keine Besucher mit Implantaten zulassen. Es hat weniger praktische als vielmehr spirituelle Gründe. Einige Haupthäuser unseres Glaubens bedürfen der … Reinheit.«
    »Ich bin unrein?«
    Der Priester sah jetzt richtig bekümmert aus. »Wir glauben in der Tat, dass die Nutzung von Implantaten die Gefahr in sich trägt, die pure Reinheit menschlicher Existenz zu beschmutzen. Die Hondh aber schauen direkt in unsere Herzen und nehmen das auf, was sie dort sehen, um dies als Stoff zu nutzen, mit dem sie uns das Paradies bereiten. Verschleiern wir den Blick auf unsere Herzen, so wird unseren Erlösern gegenüber ein falsches Bild vermittelt – und das kann zu dem Zeitpunkt, an dem wir alle ins Paradies einziehen werden, das uns bereitet wurde, fatale Konsequenzen nach sich ziehen.«
    Der Priester zuckte mit den Achseln. »Es gibt andere unserer Häuser, wo der Bedarf nach Reinheit nicht ganz so groß ist. Versammlungsräume, die nicht besonders gesegnet wurden. Wir weisen keinen Gläubigen ab. Auch Träger von Implantaten werden ins Paradies einziehen, doch die Gestaltung, die Erschaffung, hier, aus dem Fokus unseres Glaubens, aus einer der wichtigsten Stätten unserer Hingabe, muss dafür rein sein.«
    Er schaute Lachweyler mit einem um Nachsicht heischenden Lächeln an.
    »Ich gebe Ihnen gerne einige Adressen. Dort sind Sie jederzeit willkommen. Aber im Falle unseres Haupthauses hier, muss ich Sie ganz, ganz herzlich bitten, jetzt zu gehen.«
    Lachweyler sah nun auch bekümmert drein, und er musste sich dafür nicht einmal verstellen. Er würde jedoch keine Szene machen. Dass er allerdings so kurz vor seinem Ziel aufgeben musste, wurmte ihn mächtig. Da er ein wenig von diesem Gefühl auf seinem Gesicht zeigte, verfehlte dies die Wirkung auf den Priester nicht.
    »Es tut mir aufrichtig leid«, wiederholte er.
    »Es ist gut«, sagte Lachweyler leise und in einem resignativen Tonfall. »Ich werde gehen.«
    »Ich bringe Sie hinaus.«
    Was für eine Mühe, vor allem, da der Weg kaum verfehlt werden konnte. Draußen in der Vorhalle überreichte der Priester Lachweyler die versprochene Liste sowie eine Broschüre mit Glaubensgrundsätzen des Kultes, die Lachweyler beide pflichtschuldigst

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