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D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)

D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)

Titel: D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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die Jahrhunderte Gewohnheit geworden, wie so vieles Religiöse.
    Lachweyler hatte die Einladungen seines Bruders zu den Ritualen des Kultes immer ausgeschlagen. Sie hatten damals in irgendwelchen Hinterzimmern stattgefunden. Jetzt würde er, zumindest war dies seine feste Absicht, eine heilige Stätte dieser Verrückten betreten. Es hatte etwas gedauert, das würde selbst sein Bruder selbstkritisch akzeptieren. Runde 500 Jahre. Andere waren schneller zu überzeugen gewesen.
    Lachweyler war überzeugt.
    Er war davon überzeugt, dass hier etwas ganz gewaltig stank.
    Er steckte das Multimeter in die Tasche, da es keinen sonderlich spirituellen Eindruck machen würde, wenn er damit in dem Bau herumlief und Messwerte verfolgte. Er hatte einen kleinen Hookup zu seinen Waffenimplantaten programmiert, sodass ein leiser Tinnitus in seinem rechten Ohr pfiff, der seine Kadenz erhöhen würde, sobald er sich der Quelle näherte. Spoon hätte hier mehr ausrichten können, er war entsprechend aufgerüstet, aber soweit Lachweyler wusste, fickte sich der Ingenieur gerade in einem virtuellen Puff die Seele aus dem Leib.
    Die Vorhalle, die Lachweyler als Erstes betrat, war ebenso schmucklos, wie das Bauwerk von außen wirkte, aber dafür groß, luftig, angenehm temperiert und mit einem seltsamen Symbol an der Wand versehen, das wohl irgendwie für die Hondh stehen sollte. Es gab einen Informationsstand in der Ecke, der von zwei echten Menschen betrieben wurde – religiöse Ansichten per Automatik zu verbreiten, schien auch für diesen Kult etwas unangemessen zu sein. Sie wirkten nicht aufdringlich, nickten Lachweyler nur freundlich zu und machten keine Anstalten, ihn mit Missionierungsversuchen zu nerven. Lachweyler zwang sich, das Lächeln zu erwidern.
    Er wanderte durch die Vorhalle. Außer den beiden Kultmitgliedern waren nur wenige Menschen anwesend, und alle wirkten ein wenig desorientiert oder vielleicht auch nur in sich versunken. Die große Flügeltür am Ende der Halle führte direkt in den Gebetsraum, zumindest definierte Lachweyler ihn so. Er erinnerte an eine alte Kirche oder Moschee, nur mit dem Unterschied, dass die Vorderseite und die gesamte Decke durch eine dreidimensionale Darstellung des Hondh-Reiches dominiert wurde. Angesichts der Tatsache, dass selbst Manoldi hatte zugeben müssen, die genauen Ausmaße der Hondh-Sphäre gar nicht zu kennen, war anzunehmen, dass diese Darstellung eher symbolischen Charakter hatte. Lachweyler betrachtete sie für einen Moment, vom visuellen Eindruck durchaus angetan, ehe er den Rest der großen Halle betrachtete. Hier passten gut und gerne 2000 Menschen hinein, wenn nicht mehr. Ob die Kultisten auch so etwas wie Hondh-Weihnachten feierten?
    Jetzt aber verloren sich die paar Besucher in der Weite des Raumes, hockten auf Sitzbänken und starrten auf die Galaxiendarstellung, wanderten nachdenklich durch die Sitzreihen oder betrachteten die Wandreliefs, die wahrscheinlich Hondh stilisierten. Offenbar hatte man sich irgendwann einmal auf eine Art visuellen Kanon geeinigt, der nötig war, um etwas darstellen zu können, über dessen Aussehen man eigentlich nichts wusste. Deutlich zu erkennen waren aber des Öfteren Hondh-Kampfschiffe, wie sie, meist mit einem strahlenden Halo versehen, über den Menschen schwebten und sie segneten.
    Lachweyler musste seine Wut beherrschen, wie schon damals, als sein Bruder mit dem Scheiß angefangen hatte. Er hatte erlebt, wie der Segen der Hondh aussah. Für ihn waren die Ereignisse, die zur Vernichtung seines ganzen Geschwaders geführt hatten, noch sehr lebhaft in Erinnerung.
    An der Kopfseite der Halle, unter dem Galaxienbild, machte Lachweyler einige Türen aus. Er schlenderte bewusst langsam durch die Gänge, machte etwas, was er für ein kontemplatives Gesicht hielt, und versuchte alles, um nicht weiter aufzufallen.
    Als er sich der Wand mit den Türen näherte, erhöhte sich die Kadenz des Tones in seinem Ohr leicht. Lachweyler blieb nachdenklich stehen und setzte sich in eine Bank, die er allein für sich hatte. Durch die Rückenlehne verdeckt, fingerte er das Multimeter hervor und warf einen schnellen Blick auf die Werte. Die Strahlung kam offenbar von unten.
    Es musste ein Gewölbe oder einen Keller unterhalb des Baus geben. Er steckte das Messgerät zurück, erhob sich und wanderte auf die Türen zu. Dann fühlte er eine Hand, die sich von der Seite auf seinen Arm legte.
    Lachweyler drehte sich um. Der Mann war wie aus dem Nichts erschienen,

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