D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)
unserer Auffassungsgabe angelangt und wissen nicht genau, wie es weitergehen soll. Aber Thrax ist jemand, der seine Pflicht kennt, und sei es auch nur, dass sie für ihn gilt.«
»Er kann es nicht allein.«
Lachweyler überlegte sich, ob er sagen sollte, was ihm jetzt auf der Zunge lag. Es verstieß gegen alle Regeln und Dienstordnungen und gegen die Traditionen der Flotte dazu. Andererseits bestand die gesamte Flotte nur noch aus der Interceptor. Es blieb also allein in ihrer Zuständigkeit zu definieren, was Tradition war und was nicht. Und Thrax als Oberkommandierender der … Flotte konnte sogar neue Regeln aufstellen. Er hatte es ja bereits getan, mehrmals bekräftigt, dass jeder die Interceptor aus freien Stücken verlassen durfte, der ein neues Leben beginnen wollte. Das wäre früher undenkbar gewesen.
»Du willst mir etwas sagen?« Vor Skepz konnte man nichts verbergen. Lachweyler warf einen Blick auf die Waffenschirme und sah, dass sich an der beruhigenden Entfernung zu den Hondh nichts geändert hatte. Die Alienkreuzer bemühten sich redlich, aber die Distanz war viel zu groß. Sie hatten nichts zu befürchten.
Dann wandte er sich wieder Skepz zu.
»Du hast gesagt, dass er es nicht allein kann.«
»Er möchte weiterkämpfen, Wege finden, die Hondh zu besiegen«, erläuterte sie. »Er muss dabei Hilfe bekommen, hier an Bord und außerhalb. Sonst ist es wirklich ein völlig sinnloses Unterfangen. Oder was meinst du?«
»Oh, ich stimme völlig mit dir überein«, beeilte sich Lachweyler zu sagen. »Und du weißt, wie ich dazu stehe. Ich bin dabei. Hondh wegmetzeln ist mein Liebstes. Aber ich habe das so eigentlich gar nicht gemeint.«
Skepz sah ihn forschend an.
»Was denn dann?«
Lachweyler stand vor einem Abgrund und musste sich überlegen, ob er den einen Schritt tat, der ihn entweder auf die andere Seite führte oder sehr, sehr tief fallen ließ.
Er räusperte sich.
»Sag mal, Theresa …«, verwendete er ihren Vornamen, was an Bord eher selten vorkam, da es bei allen irgendwie als cool galt, sich gegenseitig mit Nachnamen anzusprechen. »Ich weiß ja, dass ihr beide immer mächtig beschäftigt seid und finstere Pläne schmiedet, das Universum zu retten und derlei … aber merkst du nicht manchmal diesen verträumten Blick, den der alte Mann dir zuwirft? Und ich meine nicht erst seit Neuestem. Ich meine, seit … du an Bord gekommen bist.«
Skepz starrte Lachweyler mit leicht geweiteten Augen an. Dieser bereute nun fast schon seinen Entschluss, das Maul aufgerissen zu haben – aber jetzt war es raus. Er musste die nun folgende Diskussion, in der es aller Wahrscheinlichkeit nach um Gefühle, Vertrauen, Beziehungen (unter anderem die zum eigenen Vater, das schien für Frauen sehr wichtig zu sein) und andere ermüdende und unerhebliche Sensibilitäten ging, mannhaft durchstehen, denn dies war der Dschungel, durch den ein jeder hindurchmusste, wenn er einer Frau an die Wäsche wollte – oder dafür sorgen wollte, dass ein guter Freund diese Gelegenheit erhielt.
Es war eine harte Schule, und viele scheiterten daran. Aber Lachweyler war bereit, diese Schlacht zu schlagen, denn er diente damit einem größeren Ziel.
»Thrax ist ein dummes Arschloch«, erklärte Skepz. »Er hätte mich schon zehn Mal bumsen können, wenn er nur gewollt hätte.«
Lachweyler öffnete und schloss seinen Mund mehrmals und versuchte, seine Gesprächsstrategie neu zu überdenken, bis Skepz ihm die harte Arbeit abnahm, indem sie weitersprach.
»Er darf nicht, aber das interessiert doch schon seit Jahren niemanden mehr. Wir haben die Dienstverordnungen bereits in der Akademie gefickt, da muss er sie nicht wie einen Popanz vor sich hertragen.«
»Äh, ich …«
»Und er meint wahrscheinlich, er wäre zu alt für mich. Die Hälfte seiner Ersatzteile ist jünger! Das Argument gilt also nicht.«
»Ja, sicher, aber …«
»Und er meint wohl, als Kommandant würde ihn das in eine prekäre Situation bringen. Ich zeig dem mal, was eine prekäre Situation ist, wenn ich auf so einer bepissten Standardliege auf ihm sitze!«
Lachweyler blinzelte. Skepz schien sich richtig in Fahrt zu reden. Vielleicht war es tatsächlich nicht so dumm gewesen, einfach mal darauf hinzuweisen. So, wie es aus ihr raussprudelte, musste sich da einiges an Frustration angestaut haben. Und trotz ihrer harten Worte war auch klar, dass sie selbst ebenfalls nie den Mund aufbekommen hatte, um Thrax gegenüber zumindest einmal anzudeuten, dass ihr die
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